Eine neue Ära für die Systembiologie in der EU
Für einige der größten Herausforderungen, der wir uns heute gegenüber sehen, wie etwa Lebensmittelsicherheit und Krankheiten, wurden 16 Projekte mit einem Budget von insgesamt 24 Mio. EUR gestartet. Diese Projekte sind alle Teil des ERA-NET-Programms (European Research Area - Network) der EU und beschäftigen sich mit der Systembiologie, einem schnell wachsenden wissenschaftlichen Bereich, von dem man sich in Zukunft einen erheblichen Beitrag zu Europas industrieller Wettbewerbsfähigkeit verspricht. Systembiologie baut auf Computermodellen biologischer Systeme auf, von einzelnen Zellen bis zu kompletten Organismen. Sie ist eine interdisziplinäre Wissenschaft und kombiniert Methoden aus der Molekularbiologie, den Ingenieurwissenschaften, aus Mathematik, Informatik, Technologie und Systemwissenschaften. Neben ganz offensichtlichen medizinischen Anwendungen birgt die Systembiologie das Potenzial für wesentliche Auswirkungen in der Landwirtschaft und der Biotechnologie. "Die Systembiologie ist ein überaus mächtiger Ansatz und sehr vielseitig - wie sich an der Bandbreite der Projekte zeigt, die durch ERASYSBIO+ finanziert werden" sagte Professor Douglas Kell, Geschäftsführer des britischen Forschungsrats für Biotechnologie und Biowissenschaften (BBSRC) und Mitglied des Konsortiums für ERASYSBIO+ ("The consolidation of systems biology research - stimulating the widespread adoption of systems approaches in biomedicine, biotechnology, and agri-food"). Insgesamt sind 85 Forschungsgruppen aus 14 verschiedenen Ländern an den Projekten wie C5SYS ("Circadian and cell cycle clock systems in cancer"), SHIPREC ("Living with uninvited guests - comparing plant and animal responses to endocytic invasions"), FRIM ("Fruit integrative modelling") und GRAPPLE ("Iterative modelling of gene regulatory interactions underlying stress, disease and ageing in C. elegans") beteiligt. "Diese Projekte überschreiten nicht nur die Grenzen von Disziplinen, sondern auch von Ländern, und genau diese Art von Zusammenarbeit ist besonders wichtig geworden. Wenn wir im Vereinigten Königreich unser Wissen, unsere Expertise und Einrichtungen der Biowissenschaften zum größtmöglichen Vorteil nutzen wollen, müssen wir sie unbedingt mit Kollegen außerhalb unseres Landes und aus anderen Bereichen wie Mathematik, Informatik, Chemie und Physik teilen", fügte Professor Kell hinzu. Das ERASYSBIO ERA-NET ("Towards a European Research Area for systems biology - a transnational funding initiative to support the convergence of life sciences with information technology and systems sciences") lief von 2006 bis 2009. Es stellte die erste intensive Zusammenarbeit zwischen der Gemeinschaft der Systembiologen und wichtigen Finanzierungsagenturen in verschiedenen europäischen Ländern dar. Die Initiative bot den Agenturen die Möglichkeit, ihre nationalen Forschungsprogramme zur Systembiologie zu koordinieren und sich auf eine gemeinsame Agenda für gemeinschaftliche Aktivitäten zu einigen. Das Nachfolger-Netzwerk ERASYSBIO+ ist eine ERA-NET Plus-Maßnahme, die zusätzliche EU-Finanzhilfen zur Förderung gemeinsamer Aufrufe zur Vorschlagseinreichung bietet (im Gegensatz zu einer ERA-NET-Maßnahme, die den Rahmen für die Zusammenführung von Interessenvertretern liefert). Der Schwerpunkt des Konsortiums von ERASYSBIO+ für die nächsten 5 Jahre wird auf der Umsetzung grenzübergreifender Finanzierungs-Maßnahmen für Systembiologie liegen. Die 16 kürzlich gestarteten Projekte sind Beispiele dafür. Von den Partnerländern selber kamen zusammen 18,5 Mio. EUR an Finanzhilfen für die Forschungsarbeiten, während die EU weitere 5,5 Mio. EUR beisteuerte. ERASYSBIO+ umfasst 16 Ministerien und Finanzierungsstellen aus 13 Ländern. Zu den Partnern der nationalen Programme gehören Vertreter aus Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Slowenien, Finnland und dem Vereinigten Königreich sowie aus Israel und Norwegen. Mit dem ERA-NET-Programm soll der Europäische Forschungsraum errichtet werden, indem die Koordinierung nationaler und regionaler Forschungsprogramme entwickelt und gestärkt wird.
Länder
Österreich, Belgien, Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich, Israel, Niederlande, Norwegen, Slowenien, Vereinigtes Königreich