Europa verstärkt Bemühungen zur Erforschung der chronischen Nierenkrankheit
Die chronische Nierenkrankheit (CNK) ist eine schleichende Erkrankung, die inzwischen 1 von 10 Europäern betrifft. Trotz vieler Forschungsbemühungen ist die Frühdiagnose und individuelle Therapie aber noch verbesserungswürdig. Auch ist noch wenig bekannt über die pathophysiologischen Ursachen der Erkrankung. Dem will nun das Projekt SYSKID ("Systems biology towards novel chronic kidney disease diagnosis and treatment"), das über einen Zeitraum von 60 Monaten mit 11,8 Millionen EUR unter der Thematik Gesundheit des Siebten Rahmenprogramms (RP7) gefördert wird, Abhilfe schaffen. CNK ist eine Erkrankung mit schweren Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, da sie in der Regel zu einem endgültigen Nierenversagen sowie zu Herz-Kreislauf-Komplikationen und Knochenstoffwechselstörungen führt. Die Partner von SYSKID wollen nun die molekularbiologischen und zellulären Mechanismen klären, die zur Entstehung der Krankheit führen, und diese Informationen mit klinischen Risikofaktoren abgleichen, um Rückschlüsse auf entsprechende Biomarker abzuleiten. Wie die Forscher darlegen, liefern ihnen diese Biomarker alle nötigen Informationen zur Durchführung präklinischer Studien zu neuen Therapieformen, mit denen sich der Verlauf der Erkrankung aufhalten lassen kann. Das Forscherteam wird auch das erforderliche Material zur Entwicklung und Evaluierung von Instrumenten zur Frühdiagnose und Überwachung von Prognosen und Therapien beschaffen. Durch die Integration der Fachbereiche Molekular- und Zellbiologie, Bioinformatik, Statistik und Epidemiologie werden die Forscher die Rahmenbedingungen für eine Systembiologie der CNK schaffen. Dabei steht den Forschern sowohl ihr klinisches Fachwissen als auch ein umfangreicher Datenpool zur Seite, der Blutproben von CNK-Patienten und klinische Daten beinhaltet. Zum Erfolg des aus 25 Forschungsgruppen bestehenden SYSKID-Projekts trägt zudem ein hochrangiges Aufsichtsgremium bei, das die wissenschaftliche Koordinierung und die Produktentwicklung übernimmt und sich mit Aspekten der Patientenversorgung befasst. Die SYSKID-Forscher weisen darauf hin, dass sich die meisten CNK-Patienten noch in der Frühphase der Erkrankung befinden. Eine rechtzeitige Diagnose könnte dazu beitragen, den Krankheitsfortschritt aufzuhalten und vor allem Dialysen und Nierentransplantationen zu vermeiden. Hierfür muss jedoch weiter an der Verbesserung der Methoden geforscht werden. Wie die SYSKID-Partner erklären, ist meist Diabetes oder Bluthochdruck die Ursache von CNK, die auch das Atheroskleroserisiko erhöht. Diabeteserkrankungen haben in den vergangenen Jahren in Europa stark zugenommen: 7% aller europäischen Bürger sind von dieser heimtückischen Erkrankung betroffen. Der Anstieg an Diabetes- und Bluthochdruckerkrankungen begünstige auch chronische Nierenerkrankungen, was in diesem Zusammenhang die Sterberaten in die Höhe treiben wird. Frühdiagnose und Prävention sind entscheidend im Kampf gegen die Erkrankung. "Mit den modernen Methoden der Systembiologie will SYSKID ein vollständiges Bild der Folgen von Diabetes und Bluthochdruck für die Nierenfunktion zeichnen", sagte Dr. Bernd Mayer vom österreichischen Unternehmen emergentec biodevelopment GmbH, das das SYSKID-Projekt koordiniert. "Wir konzentrieren uns auf die Frühphase der chronischen Nierenkrankheit und wollen bessere Strategien für die Prävention, Diagnostik und Therapie von chronischen Nierenerkrankungen entwickeln, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern." Am Projekt SYSKID beteiligen sich 25 Spitzenforschergruppen aus Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Israel, Italien, den Niederlanden, Polen, Spanien, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten.