Polnischer "Hamster" nimmt Bodenproben vom Marsmond
Das Weltraumforschungszentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften (SRC PAS) in Warschau, Polen, entwickelt derzeit eine einzigartige geologische Landesonde, einen sogenannten Penetrator, der eine Bodenprobe von der Oberfläche des Marsmonds Phobos nehmen soll. Damit wird CHOMIK (polnisch für Hamster), so der Name des Instruments, seinen Beitrag zur russischen Raumfahrtmission Phobos Sample Return leisten. Die voraussichtlich 2011 beginnende Mission wird Weltraumforschern wichtige Daten über den mysteriösen Marsmond liefern. Entwickelt wird der spektakuläre geologische Penetrator vom Labor für Raumfahrtmechatronik und Robotik am SRC PAS. Die Entnahme und der Rücktransport der Probe zur Erde durch CHOMIK und deren Analyse gehört zu den wichtigsten Abschnitten der Phobos Sample Return-Mission. Der Start der Raumsonde ist für November 2011 geplant. Nach 11 Monaten wird sie die Marsumlaufbahn erreichen und im Frühjahr 2013 auf Phobos landen. Einen Monat später wird die Sonde Phobos wieder verlasen und die Bodenprobe in einer sicheren Kapsel zurück zur Erde bringen. Wenn alles nach Plan läuft, wird die Eintrittssonde 2014 in Kasachstan landen. "Unter der Voraussetzung, dass alles wie geplant läuft, werden wir bald den ersten Gegenstand vom Mond eines anderen Planeten in den Händen halten", erklärt Karol Seweryn, Ingenieur am SRC PAS. Die Chance, an der Analyse der Phobos-Bodenprobe mitzuwirken, ergab sich für die polnischen Forscher im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Russischen Akademie der Wissenschaften und dem Lawotschkin-Konstruktionsbüro (einem der größten russischen Raumfahrtunternehmen). Phobos umkreist den Mars in einer Entfernung von nur 9.400 Kilometern - und ist dem Mars damit 40 Mal näher als der Erdmond der Erde. Seit Jahren interessieren sich Weltraumforscher vor allem wegen seiner niedrigen Dichte und Gravitation und seiner ungewöhnlichen Umlaufbahn für Phobos. Mitte des 20. Jahrhunderts existierte sogar die Theorie, bei Phobos handele es sich um einen künstlichen, von angeblichen Marsbewohnern hergestellten Mond! Inzwischen wissen die Weltraumforscher, dass Phobos auf natürliche Weise entstanden ist und sowohl eine feste und als auch eine poröse Struktur aufweist. Es existiert auch die Meinung, dass Phobos aus Teilen des äußeren Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter hervorgegangen sei, während andere Theorien davon ausgehen, dass Phobos nicht vom Mars "eingefangen", sondern im Zuge der Entstehung des Planeten in seiner Umlaufbahn geformt wurde. "Die Analyse der Bodenprobe unserer Sonde könnte wesentlich dazu beitragen, das Geheimnis um die Entstehung dieses Marsmondes zu lüften", erklärt Dr. Joanna Gurgurewicz vom SRC PAS. Obwohl der Durchmesser von Phobos weniger als 30 Kilometer beträgt, ist er der größere der beiden Marsmonde und näher am Mars. Aufgrund seiner geringen Schwerkraft ist er gut für Weltraummissionen geeignet, da die Fluchtgeschwindigkeit von nur 11m/s den Lande- und Startvorgang erleichtert. "Für die Steuerung eines Raumfahrzeugs ist eine geringe Schwerkraft von Vorteil. Problematisch wird es allerdings dann, wenn Bodenproben genommen werden müssen", wie Professor Jerzy Grygorczuk, ebenfalls Ingenieur am SRC PAS, betont. Normalerweise würde der Lander beim Eindringen des Penetrators aufgrund der geringen Gravitation auf Phobos vom Boden abgestoßen werden. Durch sein spezielles Design ist CHOMIK jedoch nur minimal auf den Lander angewiesen, um sich in den Boden bohren zu können. "CHOMIK kommt dann zum Einsatz, wenn die Oberfläche für andere Instrumente, die für lockere Erde ausgerichtet sind, zu hart ist", sagt Professor Grygorczuk. Außerdem soll der Penetrator Temperatur und mechanische Eigenschaften der Mondoberfläche messen. Die Forschungen am SRC PAS unterstützen das Weltraumprogramm der EU und der Europäischen Weltraumorganisation. Das Forschungszentrum war bislang an vielen renommierten Weltraummissionen beteiligt, u.a. auch an der Entwicklung der Sonden für die CASSINI-Mission, die auf dem größten der Saturnmonde - Titan - gelandet ist. Momentan in der Entwicklungsphase ist KRET (polnisch für Maulwurf), ein Instrument für geologische Untersuchungen des Erdmondes im Rahmen des International Lunar Network. Die einzigartige mechanische Struktur von KRET wurde ausschließlich von polnischen Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickelt und konstruiert.
Länder
Polen