Neue Studie zu Marsmeteoriten bringt Hinweise zur Entstehung von Planeten
Eine neue Analyse des Marsmeteoriten ALH84001 hat enthüllt, dass diese viel besprochene außerirdische Gesteinsprobe 4,019 Milliarden Jahre alt ist - 400 Millionen Jahre jünger als bisher angenommen. Die in der Fachzeitschrift Science veröffentlichten Erkenntnisse der belgisch-amerikanischen Forschungsgruppe brachten wertvolle Informationen über das Marsinnere und werden den Wissenschaftlern helfen, die Modelle der Planetenbildung und -entwicklung zu verbessern. Der Meteorit Allan Hills 84001 (ALH84001) gilt als eines der ältesten Stücke aus dem Sonnensystem. Die Experten vermuten, dass dieses Stück ursprünglich durch einen Meteoriteneinschlag von der Marsoberfläche abgebrochen und später dann durch vulkanische Aktivitäten in Richtung Erde geschleudert wurde. ALH84001 unterscheidet sich aufgrund seines um 2,5 Milliarden Jahre höheren Alters von anderen Marsmeteoriten und stellt damit hier auf der Erde die einzige Probe eines Materials dar, das in der frühen Entwicklungszeit des Mars gebildet wurde. Vorangegangene Untersuchungen von ALH84001 kamen zu dem viel diskutierten Ergebnis, dass er 4,5 Milliarden Jahre alt sei. Der neuen Studie zufolge ist die Bestimmung des korrekten Alters des Gesteinsbrockens ein wesentliches Puzzlestück im Verständnis der Entwicklungsgeschichte von Kruste, Mantel, Kratern und des Magnetfelds vom Mars (ein Magnetfeld ermöglicht einem Planeten, Sonnenwinde und andere stark geladene Partikel abzustoßen; der Mars hat den größten Teil seines Magnetfelds vor mehr als 4 Milliarden Jahren verloren). Unter der Leitung von Dr. Tom Lapen von der University of Houston in den Vereinigten Staaten und mit der Hilfe von Dr. Vinciane Debaille von der Université Libre de Bruxelles in Belgien benutzte die Gruppe eine relativ neue Methode mit der Bezeichnung Lutetium-Hafnium Isotopenanalyse an Proben von ALH84001. Damit konnten sie feststellen, dass das Gestein jünger ist als ursprünglich angenommen. Der anfänglichen Datierungsanalyse folgten weitere Tests, die wertvolle Informationen über die chemische Zusammensetzung des Planeten ans Licht brachten. "Wir haben Variationen der Isotopen-Zusammensetzung von Mineralien untersucht, um Alter und Magmaquellen dieses Gesteins zu bestimmen", erklärte Dr. Lapen. "Dabei fanden wir Hinweise, dass das vulkanische System auf dem Mars wahrscheinlich mehr als 4 Milliarden Jahre lang aktiv war. Aufgrund dieser Verbindung ist es möglich, dass die Regionen mit den größten Vulkanen im Sonnensystem vielleicht auch die langlebigsten vulkanischen Systeme besitzen." Das geringere Alter lässt darauf schließen, dass die primordiale Marskruste wahrscheinlich durch heftige Einschläge vor 4,25 bis 4,1 Milliarden Jahren zerstört wurde, heißt es in der Studie. Demnach muss sich ALH84001 gebildet haben, als es auf dem Mars Wasser und ein Magnetfeld gab - gute Bedingungen für die Entwicklung einfacher Lebensformen. Den Ergebnissen nach handelt es sich bei dem Meteoriten nicht wirklich um ein Überbleibsel der primordialen Marskruste; tatsächlich bestätigen sie, dass die vulkanischen Aktivitäten auf dem Mars sehr lange andauerten. "Diese Forschungsarbeit hilft uns bei einer besseren Rekonstruktion der Marsgeschichte", merkte Studienleiter Dr. Lapen an. "Das hat enorme Konsequenzen für unser Verständnis der vulkanischen Aktivitäten auf dem Mars und der tieferen Schichten des Planeten, der Magmaquellen des größten vulkanischen Systems im Sonnensystem. Mit diesen Daten werden auch Modelle der Planetenbildung und deren frühen Entwicklung verbessert."
Länder
Belgien, Vereinigte Staaten