Wissenschaftler berechnen Herkunft eines ungewöhnlichen Meteoriten
Wenn Meteoriten auf der Erde einschlagen, ist es oft nahezu unmöglich, ihren genauen Ursprungsort in unserem Sonnensystem festzustellen. Bei den im Lauf der letzten 200 Jahre fast 1.100 dokumentierten Meteoriteneinschlägen konnten die Forscher lediglich bei einem Dutzend die Herkunft ausfindig machen. Ein neues Netzwerk aus Beobachtungskameras in der australischen Wüste verhalf den Wissenschaftlern aber jetzt dazu, bei einem neuen Meteoriten genau dieses Kunststück zu vollbringen. Aus der Analyse der von dem Kameranetzwerk dokumentierten Flugbahn des Meteoriten über den Himmel schlussfolgerte ein internationales Forscherteam aus Australien, der Tschechischen Republik, dem Vereinigten Königreich und den USA in einem Beitrag im Fachjournal Science, dass der Meteorit aus dem Inneren des Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter herstammte. Ein Teil der Finanzmittel für die Studie in Höhe von 2,6 Mio. EUR kam aus dem Marie-Curie-Forschungsnetzwerk ORIGINS ("Elucidating the origins of solar system(s): anatomy of primitive meteorites"). Mithilfe der Zeitraffertechnik nimmt das Netzwerk jede Nacht ein Bild des gesamten Himmels auf. Auf der Basis dieser Aufnahme, die jede Sternschnuppe aufzeichnet, können die Experten die Umlaufbahn eines Objekts verfolgen und die voraussichtliche Einschlagstelle vorhersagen. "Wir sind von unseren neuen Ergebnissen wirklich begeistert", sagt Dr. Phil Bland vom Imperial College London, Hauptautor der Studie. "Meteoriten sind sicher die am besten analysierten Gesteine auf der Erde, aber es ist eher selten, dass wir dann auch sagen können, woher sie kamen. Der Versuch, die Geschehnisse im frühen Sonnensystem zu interpretieren, ohne zu wissen, woher die Meteoriten stammen, gleicht dem Versuch, Großbritanniens Geologie aus zufällig im Hinterhof gefundenen Steinen abzuleiten." Das etwa tennisballgroße Objekt wurde in der Nullarbor-Wüste in Westaustralien wiedergefunden, wo es im Juli 2007 abgestürzt war. Zudem erwies sich auch die Zusammensetzung des Meteoriten als recht ungewöhnlich, der er aus einer seltenen Form von basaltischem Eruptivgestein besteht. Eine neuere Theorie besagt, dass aus ähnlichem vulkanischen Gestein gebildete Asteroiden die Bausteine für Planeten wie die Erde gewesen sein könnten. Die Herkunft des Meteoriten sowie auch seine Zusammensetzung bestätigen diese Theorie und liefern somit Einblicke in die Entstehung unseres Sonnensystems. Der große Erfolg weckt nun die Hoffnung der Forscher, dass ihnen das Kameranetzwerk in Westaustralien noch mehr solche Erkenntnisse verschaffen kann. "Wir sind nicht das erste Team, das ein Kameranetzwerk zur Verfolgung von Meteoritenschweifen aufgebaut hat", räumt Dr. Bland ein. "Aber andere Teams hatten Probleme, da Meteoriten nun mal kleine Gesteinsreste sind, die man in bewachsenem Gelände nur schwer wiederfindet. Unsere Lösung war recht simpel - wir haben das Netzwerk an einem Ort aufgebaut, wo heruntergefallene Meteoriten gut sichtbar und daher leicht auffindbar sind. Die Nullarbor-Wüste ist ideal, weil es nur sehr wenig Vegetation gibt und dunkle Steine sich wirklich gut von der hellen Wüstenebene abzeichnen." "Es war überaus verblüffend, gleich bei unserer ersten Expedition unter Einsatz dieses kleinen Testnetzwerks einen Meteoriten zu finden, den wir wieder zu seinem Ursprung im Asteroidengürtel zurückverfolgen konnten", betont Dr. Bland begeistert. "Wir sind vorsichtig optimistisch, dass dieser Fund der erste von vielen sein könnte - und sollte dies tatsächlich der Fall sein - so kann uns jeder Fund mehr Indizien liefern, wie in unserem Sonnensystem wohl alles begann."
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