Bedrohte Tierarten - Europa meldet Alarmstufe Rot
Die Europäische Rote Liste, die einen Überblick über den Erhaltungsstatus von rund 6.000 europäischen Spezies gibt, wurde gerade neu aufgelegt - Fazit: die Lage sieht nicht gut aus. Die Daten, die mit der finanziellen Unterstützung der Europäischen Kommission zusammengetragen wurden, zeigen, dass 14% der Libellenarten, 11% der Käferarten und 9% aller Schmetterlingsarten in Europa vom Aussterben bedroht sind. Viel beunruhigender ist jedoch, dass einige dieser Arten dieses Schicksal weltweit ereilen könnte, weshalb sie in die Rote Liste der gefährdeten Arten (TM) der Weltnaturschutzunion (IUCN) aufgenommen wurden. Viele Libellenarten leben in Europa, besonders in Südfrankreich und auf der Balkanhalbinsel. Drei der am "stärksten bedrohten" Libellenarten sind in Griechenland und den angrenzenden Regionen zu Hause. Von den 130 betrachteten Arten sind 14% gefährdet und 5 davon weltweit vom Aussterben bedroht. Weitere 11% gelten in Europa als "gering gefährdet". Doch wo liegt die Ursache dieses Problems? Nach Meinung der Experten tragen sowohl heißere und trockenere Sommer sowie das Abpumpen des Grundwassers zunehmend zum Austrocknen der für die Libellen lebenswichtigen Feuchtgebiete bei. Auch vor den Käfern macht die Bedrohung nicht halt. Insgesamt wurden 431 Käferarten untersucht, die ausschließlich in Europa beheimatet sind, und die Daten weisen darauf hin, dass 46 Arten in Europa als gefährdet, 29 Arten als weltweit vom Aussterben bedroht und 56 Arten als "in Europa gering gefährdet" gelten. Neu auf der Roten Liste der IUCN sind holzbewohnende Käfer, die eine entscheidende Rolle beim Nährstoffrecycling spielen. Der Verlust des Lebensraums durch Abholzen und der Rückgang ausgewachsener Bäume wurden als Grund für ihr allmähliches Verschwinden identifiziert. Die Studien zeigen auch, dass 31% der 435 Schmetterlingsarten in Europa zahlenmäßig zurückgehen und dass 9% bereits vom Aussterben bedroht sind. Etwa ein Drittel der europäischen Schmetterlingsarten sind nur in Europa anzutreffen und 22 endemische Arten sind weltweit bedroht. "Die Zukunft der Natur ist auch unsere Zukunft und wenn diese in Gefahr ist, so sind auch wir in Gefahr", betonte EU-Umweltkommissar Janez Potocnik. "Wenn mittels einer solchen Roten Liste die Alarmglocke geläutet wird so ist klar, was dies für unser Ökosystem und für unsere Zukunft bedeutet. Es handelt sich um eine beunruhigende Entwicklung." Die Kommission erarbeitet derzeit ihre Position in Bezug auf ein neues weltweites Ziel der Erhaltung der Artenvielfalt, das bei der Konferenz der Vertragsparteien des Abkommens zur Biodiversität im Oktober in Nagoya erörtert werden soll. Jane Smart, Direktorin der IUCN-Biodiversitätsgruppe, sagte: "Bei gefährdeten Arten denken die Menschen meistens an größere, beeindruckende Tiere wie Pandabären oder Tiger. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass die kleinen Lebewesen unseres Planeten genauso wichtig sind und ebenso erhalten werden müssen. Schmetterlinge spielen beispielsweise eine Schlüsselrolle als Bestäuber in den Ökosystemen, in denen sie leben." Die Europäische Rote Liste wird anhand derselben Kriterien erstellt wie die weltweite Rote Liste der gefährdeten Arten des IUNC (TM), sie beschränkt sich jedoch auf Europa. Sie umfasst Bewertungen zu Säugetieren, Reptilien, Amphibien, Süßwasserfischen, Schmetterlingen, Libellen und bestimmten Gruppen von Käfern, Weichtieren und Gefäßpflanzen. Die Arten werden je nach Stärke der Bedrohung in eine von acht Kategorien eingeteilt. Arten die als "vom Aussterben bedroht", "stark gefährdet" oder "gefährdet" gelten, werden insgesamt als "gefährdet" eingestuft.