Europäischen Forschern gelingt Durchbruch in der Altersforschung
Der physische Alterungsprozess ist eines der größten Rätsel des Lebens. Ein teilweise EU-finanziertes Forscherteam hat nun erstmals genetische Veränderungen identifiziert, die Einfluss auf das biologische Alter eines Menschen haben. Die bahnbrechende neue Studie wurde in der Wissenschaftszeitschrift "Nature Genetics" veröffentlicht und könnte die Erforschung altersbedingter Erkrankungen in neue Bahnen lenken. Gemeinsam mit Kollegen der Universität Groningen in den Niederlanden analysierte eine Gruppe von Forschern der Universität Leicester und des King's College London im Vereinigten Königreich mehr als 500.000 Genvarianten im gesamten menschlichen Genom und isolierte Varianten in der Nähe des Gens TERC (telomerase RNA component). EU-Fördermittel wurden über die Projekte GENECURE (Applied genomic strategies for treatment and prevention of cardiovascular death in uraemia and end stage renal disease) und ENGAGE (European Network for Genetic and Genomic Epidemiology) bereitgestellt. GENECURE wurde mit 2,25 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) und ENGAGE mit 12 Millionen EUR unter dem Themenbereich "Gesundheit" des Siebten Rahmenprogramms (RP7) finanziert. Professor Nilesh Samani vom Institut für Kardiovaskuläre Forschung der Universität Leicester, einer der beiden Projektkoordinatoren, sagte hierzu: "Man geht immer mehr davon aus, dass die Risiken altersbedingter Krankheiten wie Herzleiden und verschiedene Krebserkrankungen eher mit dem biologischen als mit dem Lebensalter zusammenhängen. "Wir untersuchten bestimmte Strukturen, sogenannte Telomere, die Bestandteile der Chromosomen sind. Jeder Mensch wird mit einer genetisch vorgeschrieben Telomerlänge geboren, und in vielen Zellen werden die Telomere nach jeder Zellteilung und mit zunehmendem Alter kürzer. Daher ist die Telomerlänge auch ein Indikator für das biologische Alter." "In unserer Studie fanden wir heraus, dass Personen mit einer bestimmten genetischen Veränderung kürzere Telomere besitzen, d.h. biologisch älter waren. Angesichts des Zusammenhangs zwischen verkürzten Telomeren und altersbedingten Erkrankungen stellt sich nun die Frage, ob solche Personengruppen ein höheres Risiko für solche Erkrankungen tragen." Professor Tim Spector vom King's College London erklärte als Koautor der Studie: "Die nun identifizierten Varianten befinden sich neben dem Gen TERC, von dem bereits bekannt ist, dass es entscheidenden Einfluss auf die Telomerlänge hat. Unsere Studie legt nahe, dass manche Menschen genetisch vorprogrammiert sind, schneller zu altern. Ein solcher Effekt war klar ersichtlich bei Menschen mit dieser Genvariante, denn biologisch waren sie drei bis vier Jahre älter, wenn man von der Telomerverkürzung ausgeht. "Ein weiterer Aspekt ist, dass Menschen mit dieser genetischen Veranlagung bei 'schlechter' Lebensweise sogar noch schneller altern, d.h. wenn sie rauchen, übergewichtig sind oder zu wenig Sport treiben, könnte sich das biologische Alter um einige Jahre nach vorn verschieben, oder sie leiden früher an altersbedingten Erkrankungen."
Länder
Niederlande, Vereinigtes Königreich