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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Junggebliebene Bonobos lassen keinen Artgenossen verhungern

Menschen könnten von Bonobo-Affen eine Menge lernen, was selbstloses Handeln betrifft. Im Gegensatz zu anderen Primaten sind Bonobos stets bereit, auch ihr Futter mit anderen zu teilen, so das Ergebnis zweier neuer amerikanischer Studien, die Teil des EU-finanzierten Projekts ...

Menschen könnten von Bonobo-Affen eine Menge lernen, was selbstloses Handeln betrifft. Im Gegensatz zu anderen Primaten sind Bonobos stets bereit, auch ihr Futter mit anderen zu teilen, so das Ergebnis zweier neuer amerikanischer Studien, die Teil des EU-finanzierten Projekts TWOPAN (Genomic and phenotypic evolution of bonobos, chimpanzees and humans) sind und jetzt im Fachblatt Current Biology veröffentlicht wurden. Wie die Forscher herausfanden, werden Primaten und vor allem Menschen mit zunehmendem Alter immer egoistischer - nicht aber die Bonobos. Faszinierenderweise ist dieser Altruismus eine natürliche Veranlagung der Bonobos, die ihnen - im Gegensatz zum Menschen - nicht erst antrainiert werden muss. In den neuen Studien fanden die Forscher der Duke University, North Carolina, und der Harvard University, Massachusetts, Vereinigte Staaten, heraus, dass Bonobos offenbar niemals einen gesunden Egoismus erlernt haben, Schimpansen hingegen alles daransetzen, um das zu bekommen, was sie wollen - selbst wenn sie sich dafür von ihrer schlechtesten Seite zeigen müssen. Die Forscher konzentrierten sich auf die Bereitschaft, Nahrung zu teilen, und auf die Sozialhemmung und beobachtetenund beobachteten hierzu das Verhalten von Bonobos und Schimpansen in zwei afrikanischen Naturschutzgebieten: Tchimpounga Sanctuary in der Republik Kongo und Lola ya Bonobo in der Nähe von Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo. Den Forschern zufolge könnten die verschiedenen Lebensweisen der beiden Affenarten Entwicklungsmuster geprägt haben, die für das unterschiedliche Verhalten verantwortlich seien. Die Bonobos und Schimpansen wurden paarweise in einem Gehege in Tchimpounga untergebracht und mit Futter versorgt. Die Forscher stellten fest, dass junge Bonobos und Schimpansen durchaus ihr Futter mit anderen teilten, ältere Schimpansen hingegen nicht. In Lola ya Bonobo erhielten die Bonobos einen großen Futtervorrat, während ein anderer Bonobo hinter einem Gitter saß und zuschauen musste. Entsprechend ihrer natürlichen Veranlagung öffneten die Bonobos die Gittertür, um auch den Artgenossen an den Tisch zu holen. "So etwas würde ein Schimpanse niemals freiwillig machen", erklärte Koautor Professor Brian Hare vom Institut für Evolutionäre Anthropologie an der Duke University. "Schimpansen helfen sich zwar gegenseitig aus Notlagen, gehen aber nicht so weit, anderen von ihrem Futter abzugeben. Die Bonobos leben offensichtlich in ihrer eigenen Märchenwelt", fügte er hinzu, "sie werden niemals erwachsen und teilen alles, was sie haben, mit den Kollegen." Den Grund für diesen Altruismus sehen die Forscher im Überfluss an Nahrung, den ihre natürliche Umgebung bietet. Sie müssen sich nicht, wie Schimpansen oder Gorillas, jeden Tag neu ums Futter streiten. "Offenbar ist das unterschiedliche Verhalten erwachsener Affen auf entwicklungsbedingte Unterschiede zurückzuführen", erklärte Harvard-Doktorandin Victoria Wobber, die eine der beiden Studien koordinierte. "Die Evolution hat die kognitive Entwicklung der Bonobos beeinflusst." Wollen die Affen Futter haben, können Schimpansen blitzschnell entscheiden, wer bei der Futterverteilung das Sagen hat, während Bonobos an dieser Stelle ziemlich ratlos sind. Harvard-Professor und Koautor Richard Wrangham erklärte, dass junge Schimpansen lernen müssten, welcher erwachsene Schimpanse für die Futterverteilung zuständig ist, da hier die Rangordnung entscheidet. Dies heißt aber keinesfalls, dass Bonobos einfältig sind, sie sind nur nicht erfahren genug, um zu wissen, an welchen Affen sie sich wenden müssen und zu welchem Zeitpunkt. Das TWOPAN-Projekt erhielt für diese Forschung mehr als 2 Mio. EUR über das Förderprogramm für etablierte Forscher des Europäischen Forschungsrates (ERC Advanced Grant) unter dem Siebten Rahmenprogramm (RP7) Das fünfjährige Projekt wird 2014 enden und von der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Deutschland koordiniert.

Länder

Vereinigte Staaten

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