Massenaussterben vor 200 Millionen Jahren durch Klimaveränderung verursacht
Neue Forschungsergebnisse deuten es an: Das Massenaussterben vor 200 Millionen Jahren könnte durch einen Klimawandel verursacht worden sein. Die Untersuchungsergebnisse lassen das Tempo des massenhaften Aussterbens in einem völlig neuen Licht erscheinen, und zeigen, dass relativ kleine Veränderungen im atmosphärischen Kohlendioxidgehalt ausreichen können, um ein Untergangsszenario wahr werden zu lassen. Die teilweise mit einem Marie-Curie-Mobilitätsstipendium aus dem Sechsten EU-Rahmenprogramm (RP6) finanzierte Studie wurde in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Das große Trias-Jura-Aussterben ist eines von fünf meilensteinartigen Massenextinktionen in der Geschichte der Erde. Zu dieser Zeit verschwanden viele marine Arten und außerdem tauchten die ersten Dinosaurier auf. Die Wissenschaftler hatten bisher angenommen, dass Massenaussterben eher langsam einsetzten und sich über Jahrmillionen hinzogen. Im Rahmen dieser Studie untersuchten Wissenschaftler aus Irland, dem Vereinigten Königreich und den USA sechs Gruppen fossiler Pflanzen, die aus der Kap-Stewart-Formation in Ostgrönland stammten. Sie werteten die Gesteine mit einer neuen mathematischen Analysetechnik aus, um genauer zu verstehen, was vor dem großen Sterben geschah und wie viele Pflanzen wie schnell verschwanden. Ihre Untersuchungen ergaben warnende Anzeichen dafür, dass die Ökosysteme - lange schon bevor das Artensterben überhaupt begann - im Niedergang waren. Innerhalb des untersuchten Zeitraums nahm sowohl die Anzahl der Pflanzenarten als auch die Anzahl einzelner Pflanzen ab. "Der abrupte Verlust [...] der Pflanzendiversität steht im Einklang mit zu erwartenden Reaktionen von Pflanzen auf eine eher katastrophal schnelle als schrittweise Veränderung der Umwelt", schreiben die Forscher. "Die Unterschiede im Artenreichtum der ersten 20 Meter des Kliffs, an dem die Fossilien gesammelt wurden, entsprechen den üblichen Erwartungen", kommentiert Peter Wagner vom Smithsonian Institution National Museum of Natural History in den USA. "Aber die nächsten 10 Meter zeigen dramatische Verluste der biologischen Vielfalt, die weit über das hinausgehen, was wir einem Fehler bei der Probenentnahme zuordnen könnten: Die Ökosysteme wurden zweifellos immer artenärmer." Darüber hinaus fiel der Rückgang der urzeitlichen Pflanzengesellschaften mit einem Anstieg des Kohlendioxidgehalts und einer globalen Erwärmung zusammen. Die Wissenschaftler weisen jedoch darauf hin, dass auch höhere Gehalte an Schwefeldioxid aus Vulkanausbrüchen eine Rolle beim Verschwinden der meisten Pflanzengattungen gespielt haben könnten. "Wir haben derzeit keine Möglichkeit, Änderungen im Schwefeldioxidgehalt vergangener Zeiten nachzuweisen und so ist es schwierig zu beurteilen, ob Schwefeldioxid, zusätzlich zu einem Anstieg an Kohlendioxid, den Vorgang des Aussterbens beeinflusst hat", erklärt Jennifer McElwain vom University College Dublin in Irland. Als andere mögliche Ursachen des Niedergangs gelten ein Meteorit und eine massive Freisetzung von Methan. Auf alle Fälle sollten wir aus den Geschehnissen der Vergangenheit lernen, warnen die Wissenschaftler eindringlich. "Wir müssen die frühen Warnzeichen einer Verschlechterung heutiger Ökosysteme unbedingt beachten", resümiert Dr. McElwain. "Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, dass ein Artensterben großen Ausmaßes - nachgewiesenermaßen 80 Prozent - sehr plötzlich auftreten kann, was sich aber durch lange Intervalle ökologischen Wandels vorher ankündigt." Die Wissenschaftler brauchen nun auswertbare Aufzeichnungen der Kohlendioxid- und Schwefeldioxidgehalte aus uralten Zeiten, um genaueres darüber zu erfahren, was wohl vor 200 Millionen Jahren wirklich passierte.
Länder
Irland, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten