Theorie des Großen Sterbens braucht mehr Luft
Vor rund 250 Millionen Jahren fand ein Massensterben statt, bei dem knapp 95% aller Spezies ausstarben. Zahlreiche Theorien versuchen die Ursache dieser Katastrophe zu ergründen. Jetzt unterziehen neue Forschungen des University College Dublin in Irland diese Theorien sprichwörtlich einer Feuerprobe. Ihre in der Zeitschrift Science veröffentlichten Ergebnisse stellen die allgemein verbreitete Theorie in Frage, dass sinkende Sauerstoffwerte zu diesem massiven Aussterben geführt haben sollen. Die Katastrophe am Ende des Perm und zu Beginn des Trias vor rund 250 Millionen Jahren wird als das größte der fünf Massensterben, die sich ereignet haben, betrachtet. Experten zufolge soll diese Katastrophe für das Aussterben von rund 95% aller Spezies, 53% der marinen Familien, 84% der marinen Gattungen und ungefähr 70% aller Spezies an Land, einschließlich Pflanzen, Insekten und Wirbeltiere, verantwortlich sein. Viele Forscher glauben, dass schwindende Sauerstoffwerte in der Atmosphäre eine zentrale Ursache für das Aussterben waren. Für die Leitautorin des Berichts, Dr. Claire Belcher von der Fakultät für Biologie und Umweltwissenschaften am University College Dublin, muss diese Theorie einer erneuten Prüfung im Licht der Ergebnisse unterzogen werden. "Niedrige Sauerstoffwerte von weniger als 12% werden als Hauptmotoren von wenigstens zwei der fünf 'großen Sterben' angesehen", erklärt sie. "Aber unsere Erkenntnisse stellen diese Hypothese infrage und machen genauere Studien der fossilen Kohle im Hinblick auf alle Massensterben erforderlich." Das Forschungsteam in Dublin, das mit einem Marie Curie Excellence Grant der EU gefördert wurde, überprüfte die Hypothese, dass im Mesozoikum während des Jahrtausends vor dem Aussterben niedrige Sauerstoffwerte vorherrschten. Die Forscher führten eine Reihe experimenteller Brennversuche in einem speziell gestalteten begehbaren Treibhaus durch, das mit einem thermischen Bildgebungssystem und einem vollständigen System zur Kontrolle von Atmosphäre, Temperatur und Feuchtigkeit ausgestattet war. Die Ergebnisse dieser Experimente wurden anschließend mit allen bekannten geologischen Belegen für Lauffeuer wie versteinerte Holzkohlenreste verglichen. Sie sind ein Beweis für Lauffeuer und weisen deshalb darauf hin, dass in der Atmosphäre genügend Sauerstoff vorhanden gewesen sein musste, weil die Feuer sonst nicht gebrannt hätten. Bei einer zu geringen Sauerstoffmenge reicht dieser einfach nicht aus, um Lauffeuer zu nähren. "Durch Brennversuche mit Fichtenholz, Moos, Streichhölzern, Papier und einer Kerze bei 20°C bei unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen und den Vergleich der Ergebnisse mit dem Vorkommen fossiler Holzkohle während des Mesozoikums (vor 250-65 Millionen Jahren) konnten wir feststellen, dass es längere Perioden mit niedrigen Sauerstoffwerten wahrscheinlich nicht gegeben hat", sagte Dr. Belcher. Das Forschungsteam hat erfolgreich gezeigt, dass ein längerer Zeitraum mit niedrigen Sauerstoffwerten während des Mesozoikums nicht möglich war. Jetzt müssen weitere Forschungen zu allen Massensterben durchgeführt werden, um die Theorie zu überprüfen, dass eine kurzfristige Senkung des Sauerstoffwerts für diese Ereignisse verantwortlich war.
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Irland