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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Antibiotikabehandlung aller Angehörigen von Trachom-Infizierten sinnvoll, empfehlen Wissenschaftler

Um die Ausbreitung von Trachomen, einer infektiösen Augenerkrankung, wirksam zu verhindern, sollten alle im Haushalt des Patienten lebende Personen antibiotisch behandelt werden, das geht aus einer britisch-amerikanischen Studie hervor. Das Trachom, eine Art Bindehautentzünd...

Um die Ausbreitung von Trachomen, einer infektiösen Augenerkrankung, wirksam zu verhindern, sollten alle im Haushalt des Patienten lebende Personen antibiotisch behandelt werden, das geht aus einer britisch-amerikanischen Studie hervor. Das Trachom, eine Art Bindehautentzündung, wird durch das Bakterium Chlamydia trachomatis ausgelöst, das vor allem in Entwicklungsländern die Hauptursache für infektionsbedingte Erblindungen ist. Die Ansteckung erfolgt über die Tränenflüssigkeit von Infizierten, beispielsweise durch die gemeinsame Benutzung von Handtüchern, Bekleidung oder Taschentüchern, aber auch durch Fliegen, die sich auf das Gesicht setzen. Da sich die Infektion gut mit Antibiotika behandeln lässt, zählt die Massenausgabe von Antibiotika zur effektivsten Bekämpfungsstrategie. Sie hat zudem den positiven Nebeneffekt, auch andere bakterielle Infektionen zu beseitigen. Die Ausgabe von Antibiotika an die breite Bevölkerung ist jedoch kostspielig und viele Personen werden behandelt, die gar nicht krank sind. Auch könnte diese Strategie Resistenzen fördern. Angesichts dieser Problematik suchen Forscher und Mitarbeiter öffentlicher Gesundheitseinrichtungen nun nach einer gezielteren Vorgehensweise. Den Forschern ist seit einiger Zeit bekannt, dass sich Trachominfektionen schnell unter Personen ausbreiten, die in einem Haushalt leben. Vergleiche zwischen Übertragungsraten in und zwischen Haushalten wurden jedoch bislang nicht angestellt. In der jüngsten Studie analysierten die Wissenschaftler Übertragungsraten in vier afrikanischen Bevölkerungsgruppen mit einer hohen Inzidenz an Trachominfektionen. Sie verglichen die Übertragungsraten innerhalb des gleichen Haushalts und zwischen verschiedenen Haushalten. Die im Fachblatt PLoS (Public Library of Science) veröffentlichten Forschungsergebnisse zu tropischen Armutskrankheiten (Neglected Tropical Diseases) belegen, dass sich Infektionen im gleichen Haushalt schneller ausbreiten als zwischen verschiedenen Haushalten. Außerdem wurden mehr Neuinfektionen bei Personen verzeichnet, die in größeren Familienverbänden lebten als bei denjenigen, die nur wenige Familienmitglieder um sich hatten. "Wir haben gezeigt, dass die Übertragungswahrscheinlichkeit in ein und demselben Haushalt höher ist und in den vier untersuchten Gemeinschaften fast drei Viertel aller Neuinfektionen ausmacht", so David Mabey von der London School of Hygiene and Tropical Medicine im Vereinigten Königreich. "Werden nicht alle im Haushalt lebenden Personen in die Antibiotikabehandlung einbezogen, kann es schnell zu einer erneuten Infektionswelle im selben Haus kommen, die sich dann allmählich auf die gesamte Gemeinschaft ausbreitet. Wichtig ist hier, dass infizierte Haushalte im Rahmen einer Massenausgabe ausreichend mit Antibiotika versorgt werden, um die Infektion wirksam zu bekämpfen." "Trachome können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken - Menschen in den Entwicklungsländern verlieren ihre Arbeit und können ihren Alltag nicht mehr meistern, wenn sie ihre Sehkraft einbüßen", fügte Isobel Blake vom Imperial College London im Vereinigten Königreich als leitender Autor der Studie hinzu. "Unsere Forschungen zeigen, dass die durch diese Chlamydien verursachten Bindehautentzündungen sich sehr schnell unter Familienangehörigen ausbreiten. Wenn es gelänge, über entsprechende Kontrollprogramme alle im Umkreis eines Infizierten lebenden Personen mitzubehandeln, ließe sich die Ausbreitung der Erkrankung wirksam verhindern." Nach Aussagen der Forscher muss nun nach geeigneten Strategien im Umgang mit den am stärksten betroffenen Haushalten gesucht werden. Die Symptome bei einer Trachom-Infektion sind für die Betroffenen sehr unangenehm. Im schlimmsten Fall vernarbt die Bindehaut des Oberlides so stark, dass dieses sich nach innen kehrt. Dadurch reiben die Wimpern bei jedem Lidschlag gegen die Hornhaut, zerstören diese allmählich und verursachen eine baldige Erblindung, wenn die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt wird. Weltweit sind bereits mehr als 8 Millionen Menschen an dieser Augenerkrankung erblindet, weitere 46 Millionen bedürfen dringend medikamentöser Behandlung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich bis zum Jahr 2020 das Ziel gesetzt, Trachom-Infektionen auszumerzen.

Länder

Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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