Forscher schlagen Rahmen zur Behandlung vernachlässigter Tropenkrankheiten vor
Teilweise von der Europäischen Union geförderte Forscher haben einen Rahmen für die Entwicklung eines integrierten Überwachungs- und Bewertungssystems vorgeschlagen, der die Maßnahmen zur Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTD) unterstützen soll. In der Online-Veröffentlichung in The Lancet vergleicht das Forscherteam krankheitsspezifische Protokolle zur Erfassung, Beobachtung und Überwachung. Die Wissenschaftler untersuchen außerdem die Integrierung von Eindämmungsbemühungen und detaillierten innovativen Lösungen, die vorgeschlagen worden waren, und unterbreiteten einen konzeptionellen Rahmen. Die Arbeit wurde innerhalb des CONTRAST-Projekts ("A multidisciplinary alliance to optimize schistosomiasis control and transmission surveillance in sub-Saharan Africa") gefördert. Das unter dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) mit 2,9 Mio. EUR finanzierte CONTRAST-Projekt vereinigt in exzellenter Weise Sachverstand und Erfahrung von Forschungseinrichtungen und aus dem privaten Sektor, um neues Wissen über die biologischen, ökologischen und sozioökonomischen Faktoren im Zusammenhang mit Schistosomiase (Bilharziose) in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zu erarbeiten. Dem Bericht zufolge sind detailliert erfasste Informationen erforderlich, um die Umsetzung planen zu können, wobei die Autoren mehrere erfolgsversprechende Erfassungsstrategien angeben, die schnelle, einfache und preiswerte Methodologien umfassen. Das afrikanische Programm zur Onchozerkose-Überwachung hat zum Beispiel ein schnelles epidemiologisches Erfassungsinstrument zur Risikobewertung entwickelt. Onchozerkose ist die zweithäufigste infektiöse Ursache für Erblindung weltweit. Das Werkzeug vermisst die dem Problem zugrunde liegende Nähe wahrscheinlicher Brutstätten für Insekten, die diese Infektion übertragen können. "Zu diesen Problemen zählen die Ermittlung der kostengünstigsten Methoden zur schnellen Erfassung von Risiko-Gebieten für vernachlässigte Tropenkrankheiten, die Installierung der geeignetsten Beobachtungssysteme und die Entwicklung von Überwachungsstrategien nach Interventionen, da die Programme für lymphatische Filariose, Onchozerkose und Trachominfektionen die Endphase erreichen", erläutern die Forscher aus Niger, Sierra Leone, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Die Forscher hoben außerdem verschiedene innovative Ansätze zur Erfassungsintegration hervor. In Kamerun wurden schnelle Bewertungsverfahren für Loiasis, eine durch einen Wurm verursachte infektiöse Haut- und Augenerkrankung, und schnelle epidemiologische Bewertungserhebungen für Onchozerkose umgesetzt. In Äthiopien ergaben kombinierte Erhebungen zu Malaria und Trachom, dass Prävalenzabschätzungen, Indikatoren und Risikofaktoren für beide Krankheiten zu den Kosten einer sonst nur eine Krankheit betreffenden Erhebung eingeholt werden konnten. Trachom, eine infektiöse Augenkrankheit, ist die Hauptursache infektionsbedingter Erblindung weltweit. Was die Überwachung betrifft, so sind nach Meinung der Autoren Fortschritte in Richtung Integration durch eine Vereinheitlichung der Erfassungsdefinitionen und die Schaffung vereinbarter gemeinsamer Meldeformulare zu erreichen, die eine Vergleichbarkeit der Daten zwischen den einzelnen Ländern und Krankheiten ermöglichen. Sie fordern überdies die Einbeziehung neuer Indikatoren, mit denen Geberländer den Erfolg von Programmen genau überwachen können, den man anhand der Gesamtzahl der Behandlungen mittels präventiver Chemotherapie und den Anteil der durch diese Krankheiten gefährdeten Menschen messen kann: Solche Daten wären für Interessengruppen von großem Nutzen. Die Überwachung sei eindeutig entscheidend, um den Erfolg eines NTD-Programms vermelden zu können. Die Autoren verweisen auf das Beispiel der Lymphfilariasis-Programme, bei denen ein Kartentest für die Bewertung der Fortschritte bei der Krankheitsbekämpfung als Instrument empfohlen wird, vergleichbar mit jenem, welches zur Bewertung von Gruppen von Kindern eingesetzt wird, die seit dem Beginn der Intervention geboren wurden. Dieser Ansatz kam in Ägypten zum Einsatz und wird in größerem Umfang übernommen, da auch andere Länder versuchen, die massenhafte Verabreichung von Medikamenten zu vermeiden und zukünftig mehr auf Überwachung setzen wollen. "Obwohl eine vollständige Integration aller Elemente der Erfassungs-, Beobachtungs- und Überwachungsstrategien für die durch den präventiven Chemotherapieansatz angezielten Krankheiten nicht realisierbar ist, gibt es viele Möglichkeiten für integrierte Strategien, wenn Integration die beste Option ist", folgern die Autoren.
Länder
Nigeria, Sierra Leone, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten