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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Wissenschaftler warnen: Meeresspiegel könnte im nächsten Jahrhundert um einen Meter steigen

Der Meeresspiegel könnte im nächsten Jahrhundert um einen Meter steigen, heißt es in einer neuen Forschungsarbeit europäischer Wissenschaftler. In ihrer in der Fachzeitschrift Climate Dynamics veröffentlichten Studie behaupten sie, dass die Meeresspiegel selbst bei einem Tempe...

Der Meeresspiegel könnte im nächsten Jahrhundert um einen Meter steigen, heißt es in einer neuen Forschungsarbeit europäischer Wissenschaftler. In ihrer in der Fachzeitschrift Climate Dynamics veröffentlichten Studie behaupten sie, dass die Meeresspiegel selbst bei einem Temperaturanstieg von lediglich 2°C in den nächsten 100 Jahren um rund 80 cm steigen werden. "Grundsätzlich müssen wir uns an den steigenden Meeresspiegel anpassen", sagte Dr. Aslak Grinsted, Geophysiker an der Universität Kopenhagen in Dänemark. "CO2-Reduzierung würde helfen, aber einen beachtlichen Anstieg des Meeresspiegels können wir nicht mehr abwenden. Dafür ist das System einfach zu träge." Diese jüngsten Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegels für das nächste Jahrhundert übersteigen die des Zwischenstaatlichen Ausschusses über Klimaänderungen (IPCC) bei Weitem. In dessen zuletzt veröffentlichtem Bericht wurde vorausgesagt, dass die Meeresspiegel im nächsten Jahrhundert um 18 bis 59 cm steigen werden. Der IPCC selber hat zugegeben, dass dies vermutlich eine Unterschätzung war. Während man noch relativ gut darüber Bescheid weiß, wie sich kleinere Gletscher und die Wärmeausdehnung der Ozeane auf den Anstieg des Meeresspiegels auswirken, kann dies nicht für die großen Eisschilde behauptet werden, die Grönland und die Antarktis bedecken. In dieser Studie verwendeten die Wissenschaftler einen anderen Ansatz, indem sie in der Zeit zurückgingen, um die Beziehung zwischen Temperatur- und Meeresspiegelanstieg in den letzten 2.000 Jahren zu untersuchen. "Anstatt Berechnungen auf der Grundlage von Annahmen über die Folgen schmelzender Eisschilde anzustellen, haben wir unsere Berechnungen auf tatsächliche Ereignisse der Vergangenheit gestützt", erklärte Dr. Grinsted. Die Daten über die Temperaturen in der Vergangenheit stammten von Eiskernbohrungen und von den Jahresringen von Bäumen. Bereits seit rund 300 Jahren wird der Meeresspiegel an unterschiedlichen Standorten direkt gemessen und darüber hinaus stehen weitere Informationen zur Verfügung, die noch weiter zurückreichen. Den Berechnungen des Teams zufolge müsste der Meeresspiegel bei einem Temperaturanstieg von 3°C in den nächsten 100 Jahren um 0,9 bis 1,3 Meter steigen. Ein optimistischeres Szenario, bei dem die Temperatur um 2°C steigt, würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels um rund 80 cm führen, während eine pessimistische Annahme mit einem Temperaturzuwachs von 4,5°C einen Meeresspiegelanstieg von ganzen 1,35 Metern voraussagt. "Selbst, wenn wir den Temperaturanstieg stoppen, würde der Meeresspiegel immer noch um 20 bis 40 cm steigen", sagte Dr. Grinsted. "Um den Anstieg anzuhalten, müssten wir die Temperaturen um 0,6°C senken." Die Forscher merken an, dass der Meeresspiegel im Verlauf des 21. Jahrhunderts schneller steigen wird, als zu jedem anderen Zeitpunkt während der letzten 2.000 Jahre. Allerdings gibt es auch für solch rasche Veränderungen einen Präzedenzfall: Zum Ende der letzten Eiszeit, vor rund 11.700 Jahren, schmolzen die Eisschilde so schnell, dass der Meeresspiegel um 11 Millimeter pro Jahr anstieg - das wären mehr als ein Meter in 100 Jahren. "Alle Experten und sogar der IPCC wussten, dass die IPCC-Projektionen zu konservativ waren und diejenigen, mit denen ich gesprochen habe, hatten das Gefühl, dass ein Wert zwischen 1 und 1,5 Metern zu erwarten sei", kommentierte Dr. Grinsted. "Jetzt legen wir solide Belege vor. Hoffentlich werden die Planer von Infrastrukturen gut zuhören und entsprechend planen."

Länder

Dänemark, Finnland, Vereinigtes Königreich

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