Eine revolutionäre Technik für eine schnellere und präzisere Regionalanästhesie
Im Vergleich zur Allgemeinanästhesie kann eine Regionalanästhesie, die eine größere Körperregion betäubt als eine Lokalanästhesie, zu besseren Ergebnissen für die Patienten führen und gleichzeitig die Kosten senken. Dennoch wird vor allem mangels geeigneter Technologien angenommen, dass nur etwa ein Drittel der Anästhesisten diese Verfahren regelmäßig durchführt. Derzeit müssen sich Anästhesisten auf ihr anatomisches Wissen und/oder ihre Fähigkeiten zur Deutung von Ultraschallbildern verlassen, um die optimale Stelle für die Injektion zu finden. Philips, B. Braun und das Universitätsklinikum Oslo sind Partner des EU-finanzierten Projekts INTUI-VIEW, im Rahmen dessen eine Plattform für die Nadelführung (Onvision) entwickelt wurde. Sie besteht aus einem Portfolio intelligenter, verfolgbarer Nadeln, einem Point-of-Care-Ultraschallgerät (Xperius) und einem Modul zur Positionserfassung. Die Zusammenarbeit führte zur Markteinführung dieser völlig neuen Lösung, die das Potenzial mitbringt, die Regionalanästhesie zu revolutionieren. Überwindung von Hindernissen für die Einführung Eines der Haupthindernisse für Mediziner, die von der Allgemein- zur Regionalanästhesie wechseln, ist das Erfordernis spezifischer Fähigkeiten im Umgang mit Nadeln, wobei der Einsatz von Ultraschall dringend empfohlen wird. Da viele Anästhesie-Abteilungen nicht über die erforderlichen Fachkräfte oder Geräte verfügen, um periphere Nervenblockaden durchzuführen, hat INTUI-VIEW ein Produkt entworfen, das genau an diesem Punkt ansetzt. „Es wurden mehrere Konstruktionsphasen durchlaufen, von denen jede einzelne zu einem Prototyp führte. Die Prototypen wurden anschließend in präklinischen Studien von Medizinern hinsichtlich der Leistung und Benutzerfreundlichkeit getestet. Dieser Lernprozess diente als Ausgangspunkt für den jeweils nächsten Prototypen und führte schließlich zu den endgültigen Produktspezifikationen“, so Dr. Henk Stapert. Das Xperius-System ist ein Point-of-Care-Ultraschallgerät, das Ultraschallwandler verwendet, die über USB an ein Tablet angeschlossen sind. Das System wird über einen Touchscreen bedient, wobei die Bildqualität den Geräten der Konkurrenz überlegen ist oder zumindest gleichkommt. Xperius wird mit einem linearen und einem gekrümmten Schallwandler geliefert, um oberflächliche und tiefe periphere Nervenblockaden zu ermöglichen. Aus Mobilitätsgründen ist das System an einem Wagen befestigt. Das Onvision-Positionserfassungssystem (von Philips entwickelt) besteht aus einem kleinen, in den Wagen integrierten Hardware-Modul und einer patentierten intelligenten Nadel (von B. Braun entwickelt). Neben proprietären Signalverarbeitungsalgorithmen verwendet es Ultraschallstrahlen, um die Nadel im Sichtfeld zu lokalisieren. Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass Onvision, obwohl es nur über ein 2D-Bildgebungssystem verfügt, die Nadel außerhalb der Ultraschallbildebene aufspüren kann, wodurch der Nutzer die Nadel anhand des Ultraschallbildes einfacher ausrichten kann. Das System wurde von Philips umfangreichen internen Labortests unterzogen, um die kritischen Qualitätsparameter und andere funktionale und nichtfunktionale Anforderungen zu beurteilen. Die Technologie wurde auch an Freiwilligen und Patienten des Universitätsklinikums Oslo getestet und erhielt positives Feedback, insbesondere in Bezug auf die verstärkte Kontrolle über die Position der Nadelspitze. „Dieses Feedback von Medizinern, denen das System gefallen hat und die für sich festgestellt haben, dass sie dadurch eine bessere Patientenversorgung bieten können, war die schönste Belohnung“, erklärt Dr. Stapert. Intelligentere Patientenversorgung INTUI-VIEW ermöglicht einen leichteren Zugang zu sichereren und patientenfreundlicheren anästhesiologischen Verfahren, wodurch Krankenhausaufenthalte und damit verbundene Gesundheitskosten reduziert werden. „Da diese Technologie weltweit einzigartig ist, unterstreicht sie außerdem die Kraft der europäischen Innovation, indem Arbeitsplätze in verschiedenen Bereichen von Marketing und Vertrieb bis hin zu Kundenbetreuung und Fertigung geschaffen werden“, sagt Dr. Stapert. Da derzeit nur ein Nadeltyp verfügbar ist (100 mm/20 G), arbeitet das Team an der Freigabe des gesamten Nadel-Portfolios (unterschiedliche Längen und Abmessungen). Darüber hinaus prüft das Team weitere Anwendungen, die von der Onvision-Technologie profitieren könnten, wie beispielsweise Nadeln für den vaskulären Zugang.
Schlüsselbegriffe
INTUI-VIEW, Allgemeinanästhesie, Regionalanästhesie, Nadel, Ultraschall, Schallwandler, Nerven, Patienten