Mehr Macht für soziale Unternehmen in ländlichen Gebieten
In vielen europäischen Ländern stehen ländliche Gebiete heute beträchtlichen Herausforderungen gegenüber. Besonders junge und hochqualifizierte Menschen wandern ab, es fehlen Möglichkeiten für qualifizierte Arbeit und Hochschulausbildung und es werden immer weniger öffentliche und private Dienstleistungen angeboten. Gleichzeitig treten soziale Unternehmen als neuer Organisationstyp auf den Plan, die in einem Bereich arbeiten, aus dem sich Staat und Markt nach und nach zurückziehen, und neue Lösungen entwickeln, um sozialen Wandel anzuregen und soziale Innovation zu fördern. In einer Welt, in der ländliche soziale Unternehmen und ungünstige institutionelle Bedingungen nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, will das EU-finanzierte Projekt RurInno (Social Innovations in Structurally Weak Rural Regions: How Social Entrepreneurs Foster Innovative Solutions to Social Problems) verständlicher machen, wie ländliche soziale Unternehmen innovative Lösungen für soziale Herausforderungen entwickeln. „Man weiß nur wenig darüber wie soziale Unternehmen im ländlichen Raum arbeiten, welche Herausforderungen sie meistern, wie sie Innovationen erzeugen und welchen Einfluss sie haben“, sagt Dr. Ralph Richter, Forscher und Projektmanager. Soziale Unternehmen und Unternehmer stärken Ein weiteres Projektziel war es, die Kompetenzen und Innovationsfähigkeit der Mitarbeiter in ländlichen sozialen Unternehmen zu stärken. „Vielen ländlichen sozialen Unternehmen fehlt es an spezialisierter Schulung und Ausbildung, die man braucht, um den gewünschten sozialen Wandel herbeizuführen“, erklärt Dr. Richter. Gleichzeitig beschäftigt sich ein Teil des Projekts damit, bei Entscheidern mehr Aufmerksamkeit für ländliche soziale Unternehmen zu erzeugen, damit diese Unternehmen ihre Ziele erreichen können. Das Projekt hat Wissenschaftler von zwei Forschungsinstituten und Praktiker aus vier ländlichen sozialen Unternehmen aus Europa zusammengebracht. Zusätzlich zu Schulungen hat das Team tiefergehende Vor-Ort-Untersuchungen, Interviews und Analysen durchgeführt. „Angestellte der sozialen Unternehmen haben sechs Monate in den Forschungsinstituten verbracht, um ihre Innovationsfähigkeit zu erweitern, Strategien zu entwickeln, die Menschen in ländlichen Regionen stärken, und ihre Fähigkeiten bei der Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen zu verbessern“, hebt Dr. Richter hervor. RurInno hat mit Workshops und Exkursionen gearbeitet und mehr Aufmerksamkeit für bewährte Beispiele aus der Praxis erzeugt und somit nicht nur den vier sozialen Unternehmen, sondern auch anderen Akteuren deutlich mehr Wissen und Kompetenzen vermittelt. Das Projekt hat ein Toolkit entwickelt, das sich mit den sechs wichtigsten Hindernissen beschäftigt, die einem bei der Gründung eines ländlichen sozialen Unternehmens typischerweise begegnen. „Das Toolkit motiviert soziale Unternehmen dazu, Hürden zu überwinden und sich Herausforderungen zu stellen, auch wenn sie am Anfang unüberwindlich scheinen“, so der Projektmanager. Positive Ergebnisse vorführen Das Projekt hat gezeigt, dass soziale Unternehmen soziale Herausforderungen wirksam meistern können, indem sie entfernte Regionen über regionenübergreifende Netzwerke und Institutionen, die in einem anderen räumlichen Maßstab arbeiten, miteinander verbinden. „Das mobilisiert neue Ideen, so werden Ressourcen erweitert und es gibt mehr Förderung für Landgemeinden, die sonst kaum zur Verfügung stehen würde“, bekräftigt Dr. Richter. Das lässt sich an Beispielen veranschaulichen: Ein Projektpartner hat dabei geholfen, in österreichischen Dörfern und Kleinstädten Technologielabore einzurichten, um dort die Kreativität zu fördern und Talente anzuziehen. Ein anderer hat in Polen ein Themendorf aufgebaut, das sich mit lokalen Traditionen und Handwerk beschäftigt, um den Tourismus zu fördern und gleichzeitig Menschen mit besonderen Bedürfnissen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Insgesamt hat RurInno das Bewusstsein für das Innovationspotenzial ländlicher sozialer Unternehmen gestärkt. Dazu wurde ein umfassender Bericht veröffentlicht, ein Toolkit mit bewährten Praktiken entwickelt, Treffen mit Entscheidern der EU arrangiert und relevante Konzepte über die Medien verbreitet. Es hat sozialen Unternehmen die Möglichkeit gegeben, ihre Arbeit in die Öffentlichkeit zu tragen, indem es bessere Kommunikationsstrategien sowie eine große Auswahl an frei zugänglichem Material bereitgestellt hat, die solche Unternehmen inspirieren kann, sowie Vorbilder unter den sozialen Unternehmen geschaffen hat.
Schlüsselbegriffe
RurInno, soziales Unternehmen, ländlicher Raum, Innovation, Landgemeinden, sozialer Wandel