Europäischer Forschungsrat zeichnet Forschende für herausragende Leistungen im öffentlichen Engagement und in der Öffentlichkeitsarbeit aus
Die Sensibilisierung, Information und Aufklärung der Öffentlichkeit über wissenschaftlich relevante Themen wird für Forschende immer wichtiger. Genau diese Kompetenz – öffentliches Engagement – würdigt der ERC mit seinem Preis zu öffentlichem Engagement in der Forschung. Die eigens dafür eingerichtete Website definiert öffentliches Engagement als „die Einbeziehung der Öffentlichkeit in die Gestaltung, Durchführung oder Verbreitung der vom ERC finanzierten Aktivitäten. Engagement ist ein wechselseitiger Prozess, bei dem es um Interaktion und gegenseitiges Verständnis zum gegenseitigen Nutzen geht.“ Im Rahmen ihrer vertraglichen Vereinbarungen sind die ERC-Begünstigten für die Kommunikation über ihre Projekte verantwortlich. Mariska Kret, Jonathan Tennyson und Alpa Shah wurden für die wirksame Vermittlung ihrer vom ERC finanzierten Forschung ausgezeichnet. Die Gewinnerinnen und der Gewinner wurden von einer externen Jury ausgewählt. Die Öffentlichkeit konnte ebenfalls für ihr Lieblingsprojekt stimmen. Die beiden Preisträgerinnen und der Preisträger erhielten jeweils einen Preis im Wert von 10 000 EUR. Die Preisverleihung fand am 14. Juli als hybride Veranstaltung des EuroScience Open Forum statt.
Bürgerwissenschaft und Karrieren anregen
Im Rahmen des Projekts CoPAN gewann Prof. Kret von der Universität Leiden, Niederlande, in der Kategorie „Einbeziehung (Bürgerwissenschaft)“ für RecognizeYourself. Bei ihren Forschungen bezogen sie und ihr Team Zoogäste mit ein, um das Bewusstsein für die emotionalen Fähigkeiten der Affen zu schärfen. Sie richteten die erste Versuchsanlage für Affen in einem niederländischen Zoo ein. Das Publikum sah zu, wie die Affen dieselben Computeraufgaben erledigten, die sie selbst zuvor erledigt hatten. Prof. Kret entwarf außerdem mithilfe der weiterführenden Schulen vor Ort ein Psychologielabor auf Rädern. Durch die verschiedenen Einsätze zwecks Öffentlichkeitsarbeit auf der Straße besitzen die Menschen nun ein besseres Verständnis für die Bedeutung von Emotionen bei Menschen und Affen. Prof. Tennyson vom University College London gewann in der Kategorie „Inspiration (Öffentlichkeitsarbeit)“ für Orbyts. Als Teil der Projekte ExoMolHD, ExoMol und ExoData zielte dieses innovative Programm darauf ab, über 1 000 Schülerinnen und Schüler im Vereinigten Königreich für eine Laufbahn in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu begeistern. Die Doktorandinnen und Doktoranden arbeiteten mit Schülerinnen und Schülern, insbesondere mit unterrepräsentierten Gruppen und Mädchen, in Schulen mit geringer MINT-Beteiligung zusammen. Dank Orbyts haben mehr Mädchen Physik in der Oberstufe belegt. Die Initiative hat ähnliche Projekte in Ländern wie Australien und Ungarn inspiriert. Im Jahr 2021 gewann Orbyts in der Kategorie „Initiative für erweiterten Zugang (Reichweite)“ bei den 8th annual National Education Opportunities Network Awards des Vereinigten Königreichs.
Ungleichheit anfechten, Unterdrückung bekämpfen
Die Initiative CounterOppression gewann in der Kategorie „Einflussnahme (Medien und Politik)“. Im Rahmen des Projekts UNDERINDIA, das von Prof. Shah von der London School of Economics and Political Science konzipiert wurde, leitete sie ein Team für Sozialanthropologie, um die Öffentlichkeit für die Unterdrückung der Kasten in Indien und die enge Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum, Klassenbeziehungen und identitätsbasierter Unterdrückung und Ausgrenzung zu sensibilisieren. Sie nahm zugunsten einer verbesserten Politik Kontakt zu vielen verschiedenen politischen Interessengruppen auf, darunter Nichtregierungsorganisationen, die Internationale Arbeitsorganisation und Mitglieder des Parlaments im Vereinigten Königreich. Eine visuelle Ausstellung, die in Italien und im Vereinigten Königreich gezeigt wurde, hat über 50 000 Menschen erreicht und ihr Verständnis für die unangenehmen und schädlichen Aspekte des Wirtschaftswachstums und dessen engen Zusammenhang mit sozialer Unterdrückung verbessert. Die Association for Political and Legal Anthropology verlieh den 2020 APLA Book Prize in Critical Anthropology an Prof. Shah für ihr Buch „Nightmarch: Among India’s Revolutionary Guerrillas“ [„Nachtmarsch: Unter Indiens revolutionären Guerillas“]. Sie geht der Frage nach, warum sich arme indigene Völker in Indien an einem bewaffneten linken Guerilla-Aufstand beteiligten, und zeigt, warum sie zu Unrecht als Terrorgruppen bezeichnet, inhaftiert und getötet wurden. Diese Arbeit hat außerdem die Aufmerksamkeit der großen Medien auf sich gezogen und eine Brücke zwischen der akademischen und der übrigen Welt geschlagen. Weitere Informationen: Projekt CoPAN Projekt ExoMolHD ExoMol-Projektwebsite Projekt ExoData Projekt UNDERINDIA
Schlüsselbegriffe
CoPAN, ExoMolHD, ExoMol, ExoData, UNDERINDIA, öffentliches Engagement, Öffentlichkeitsarbeit, Forschungspreis, Europäischer Forschungsrat