Neue Strategien im Kampf gegen Produktionskrankheiten bei Schweinen und Geflügel
Produktionskrankheiten sind jene Erkrankungen, die mit der Intensität der Produktion in einem Nutztiersystem verbunden sind. Sie werden durch die Managementpraktiken verursacht. Produktionskrankheiten schaden der Tiergesundheit und dem Tierschutz, führen zu Ineffizienzen, welche die Rentabilität und Produktqualität verringern, und erhöhen den Umweltfußabdruck und die Verwendung von Antibiotika. Es wird geschätzt, dass diese Krankheiten die Effizienz von Schweine- und Geflügelsystemen um rund 10-15 % verringern. „Die Entwicklung von Produktionskrankheiten stellt die bestehenden Optionen zu ihrer Verhinderung und Kontrolle vor große Herausforderungen“, sagt Prof. Ilias Kyriazakis, Koordinator des EU-finanzierten Projekts PROHEALTH (Sustainable intensive pig and poultry production). „Es braucht neue Werkzeuge und innovative Lösungen.“ Um dieses Problem anzugehen, entwickelt das Projekt effektive Kontrollstrategien, um die negativen Auswirkungen der Bedingungen auf die Gesundheit und den Tierschutz zu verringern. Neue Kenntnisse zur Entwicklung effektiver Management- und Kontrollstrategien Das PROHEALTH-Projekt, das jetzt in seinem fünften und letzten Jahr ist, hat mehrere wichtige Erkenntnisse gesammelt. Dazu zählt unter anderem die Bestimmung der Biosicherheit und von Risikofaktoren für Produktionskrankheiten bei Schweinen, Masthähnchen und Legehennen sowie an Truthahnzuchtbetriebe in ganz Europa. Die Projektpartner haben ermittelt, welche genetischen und umweltbezogenen Faktoren sich auf das Überleben von Neugeborenen auswirken und langfristige Entwicklungseinflüsse auf die Gesundheit von Schweinen und Geflügel haben. Sie haben außerdem neuartige Phänotypmarker von nutzbringenden physiologischen und verhaltensbezogenen Eigenschaften von Sauen charakterisiert. Diese werden in der genetischen Selektion angewandt, um das Überleben von Ferkeln zu verbessern. Die Forschung hat gezeigt, dass Sauen aus einer verbesserten Trächtigkeitsumgebung und jene, denen eine bessere Interaktion von Mensch und Tier zuteil wurde, weniger Stress haben und eine geringere Sterblichkeit von neugeborenen Ferkeln aufweisen. Das Projektteam hat außerdem die häufigsten Produktionskrankheiten in der Masthähnchenzucht identifiziert und festgestellt, dass Infektionen mit Escherichia coli die häufigste Ursache der Sterblichkeit sind. Es hat sich gezeigt, dass der Fußballen eine mögliche Eintrittsstelle für grampositive Bakterien ist, was zu einer erhöhten Sterblichkeit und schlechten Gesundheit führt. Außerdem entwickelte PROHEALTH Ernährungsstrategien, um die Prävalenz von Produktionskrankheiten bei Schweinen und Geflügel zu verringern. Die Strategien zielen auf die Interaktion zwischen Ernährung und Genotyp bei solchen Nutztieren ab. Gute Hygiene bei der Unterbringung verbesserten die Gesundheit der Schweine in der Phase des Wachstums bis zum Abschluss und das Gewicht der Schweine bei der Schlachtung. Diese Verbesserungen sind jedoch von den Schweine-Genotypen abhängig, daher haben nicht alle Schweine gleichermaßen von den idealen Umgebungen profitiert. Durch den Einsatz innovativer Umweltüberwachungssensoren konnten die Forscher beziffern, welchen Einfluss die Betriebsbedingungen im Laufe der Zeit auf das Auftreten von Atemwegserkrankungen bei Schweinen haben. Sie haben neuartige Muster für genetische Biomarker entwickelt, mit denen es möglich sein könnte, Produktionskrankheiten bei Schweinen und Geflügel zu diagnostizieren. Außerdem wurde eine genetische Signatur identifiziert, die Schweine mit Atemwegserkrankungen und signifikanten Veränderungen der Genexpression in Verbindung mit lumbaler Kyphose (Schweine mit Buckel) erkannt. Auf dem richtigen Weg zu besserer Gesundheit und Wohlergehen für Schweine und Geflügel PROHEALTH bringt die Ergebnisse derzeit zusammen und entwickelt Empfehlungen bezüglich der tragfähigsten Methoden zur Kontrolle von Produktionskrankheiten, die einen Mehrwert schaffen, gesellschaftlich akzeptabel sind und sich wirklich auf die Tiergesundheit auswirken. „Die Ergebnisse werden den Interessengruppen helfen, informierte Auswahlen zu treffen, um Produktionskrankheiten bestmöglich zu kontrollieren“, merkt Prof. Kyriazakis an. In den letzten sechs Monaten wird das Projekt eine Reihe von Richtlinien für bewährte Verfahren sowie Grundsatzpapiere basierend auf den Ergebnissen erstellen. Es wird wirtschaftlich tragfähige und gesellschaftlich akzeptable Möglichkeiten zur Kontrolle von Pathologien ermitteln, wobei der Schwerpunkt auf Auswirkungen auf den Tierschutz liegt. „Schlussendlich wird PROHEALTH die Produktion von hochwertigeren Produkten unter gesundheitsfreundlichen Bedingungen ermöglichen und dabei zugleich die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der modernen Schweine- und Geflügelzucht in Europa verbessern“, schließt Prof. Kyriazakis.
Schlüsselbegriffe
PROHEALTH, Produktionskrankheiten, Schweine, Geflügel, Tiergesundheit