Wärmebehandlung schützt Honigbienen vor lähmendem Virus
Bienenpopulationen in ganz Europa sind in Schwierigkeiten, aber österreichischen Forschern ist es nun gelungen, die Viruslast in Honigbienenvölkern effizient und ohne Chemikalien zu reduzieren. Forscher des Ingenieurbüros ECODESIGN company nutzten Mittel aus dem Projekt HApi, um zu bewerten, wie gut ein bestehendes Produkt, der Varroa Controller, beim Schutz von Honigbienen vor dem Flügeldeformationsvirus oder DWV abschneidet. Der Bestand an bewirtschafteten Honigbienen scheint in Europa rückläufig zu sein, obwohl sich die Wissenschaftler nicht immer über das „Wie schnell“ oder „Warum“ einig sind. Die winzige rot-braune Varroamilbe, die Honigbienenlarven in der Zelle angreift, leistet einen wesentlichen Beitrag dazu. Zudem dient der Parasit auch als Überträger für eine wachsende Armee von Viren wie DWV – ein Erreger, der junge Bienen lähmt und flugunfähig macht. Eine Kombination aus beidem kann für Honigbienenvölker tödlich sein. „Die Anwesenheit der Varroamilbe ist die eine Sache, wirklich gefährlich wird die Situation eher dadurch, dass die Milbe ein hochwirksamer Überträger ist, der Viren durch direkte Injektion von Viruspartikeln in die Hämolymphe der ungeborenen Biene überträgt“, so Adriana Díaz, HApi-Projektkoordinatorin und leitende Forscherin bei ECODESIGN. Für die Behandlung der Viren muss die Bienenbrut in bis zu 20 Rahmen im Varroa Controller platziert werden. Dieser wird dann durch warme, befeuchtete Luft für zwei Stunden auf eine kontrollierte Temperatur erhitzt. „Eine Temperatur, die der Varroamilbe erheblich schadet“, betont Wolfgang Wimmer, ECODESIGN-Unternehmensleiter. Er erklärt, dass die Behandlung auf dem Prinzip beruht, dass Bienen höhere Temperaturen tolerieren als die Varroamilbe, eine Tatsache, die der deutsche Wissenschaftler Wolf Engels in den 1980er Jahren entdeckte. Die Anwendung von Hyperthermie tötet 97 % der Varroamilben, so das Bayerische Bieneninstitut im Januar 2017. Auch wenn das HApi-Team noch nicht bereit ist, die Daten bezüglich der Wirkung auf DWV zu veröffentlichen, so sind die Ergebnisse doch vielversprechend. Früher Ausbruch Feldbeobachtungen von Imkern, die den Varroa Controller verwenden, sowie die von Ecodesign selbst durchgeführten Tests zeigen einen sekundären, entscheidenden Effekt: Die Wärmebehandlung scheint den Ausbruch von DWV in jungen Bienen bei klinischen und signifikanten subklinischen Virusspiegeln zu beschleunigen, indem die Larve einem geringen Stresslevel ausgesetzt wird. Andere Bienen werden dann die infizierten Bienen entdecken und aus dem Bienenstock ausmustern. Die Vorteile sind vielfältig. Die Entfernung dieser erkrankten Kohorte hat nicht nur eine sofortige Reinigungswirkung, sondern ist auch präventiv, da die Weitergabe des Virus an zukünftige Generationen gestoppt wird. „Normalerweise ist es die erste Aufgabe einer neugeborenen Biene, die nächste Generation zu nähren, wodurch sie das Virus überträgt und dafür sorgt, dass es sich weiter ausbreitet“, so Dr. Díaz. Unter HApi untersuchte das Team die lokalen gesetzlichen und patentrechtlichen Anforderungen für die Einführung des Varroa Controllers zur Bekämpfung von DWV in Honigbienen in sieben europäischen Ländern und bereitet derzeit die Markteinführung vor. Sie planen, Mittel für KMU zu beantragen, um andere Auswirkungen des früheren Virusausbruchs auf Bienenstöcke zu bewerten, die beste Jahreszeit für eine kombinierte Wärmebehandlung auszumachen und das Ausmaß der Reinigungswirkung zu quantifizieren. Es steht viel auf dem Spiel. Aktuelle Daten der Europäischen Kommission zeigen, dass österreichische Imker pro Jahr durchschnittlich 30 % ihrer Bienenstöcke verlieren. „Die inoffiziellen Zahlen sind noch viel höher“, so Dr. Díaz. „Während Phase 1 von HApi haben wir Imker in der Slowakei interviewt, die sogar mehr als 50 % verloren haben.“
Schlüsselbegriffe
HApi, Bienenzucht, Honigbienen, Hyperthermie, Wärmebehandlung, Flügeldeformationsvirus, Varroamilbe, Bienengesundheit