Fortschritte bei Entwicklung klinischer Studien für seltene Leiden
Momentan kennt man mehr als 6 000 seltene Krankheiten, die chronische und beeinträchtigende Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Von der Vielzahl der in der Entwicklung befindlichen neuen Arzneimittel mit Orphan Drug-Status hat nur ein kleiner Bruchteil überhaupt den Markt erreicht. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Methodik für das Design klinischer Studien für seltene Krankheiten angesichts der unvermeidbaren Restriktionen in der Stichprobengröße erneut zu prüfen. Randomisierte kontrollierte Studien sind der Goldstandard zum Prüfen von Wirksamkeit, Sicherheit und Risiko-Nutzen-Verhältnis neuer Behandlungen. Die bereits existierende statistische Methodik ist hauptsächlich auf große Bevölkerungsstudien zugeschnitten. Im Fall der seltenen Krankheiten ist eine Erhöhung der Teilnehmeranzahl in der Patientenrekrutierung nicht möglich und wird zudem durch die weitverstreute geografische Verteilung der Patientinnen und Patienten noch erschwert. Überdies limitiert die geringe Patientenzahl die Behandlungen, die für ein und dieselbe Krankheit untersucht werden können. Da bei Einsatz der klassischen statistischen Methodik bei kleinen Gruppen die Behandlungseffekte übersehen werden können, ist es dringend erforderlich, innovative Methoden an klinische Studien für seltene Krankheiten anzupassen. Um das Design klinischer Studien mit kleinen Patientengruppen aufzuwerten, schlug man im Rahmen des EU-finanzierten Projekts ASTERIX ein umfassendes Paket an Verbesserungen vor. Dazu zählten Methoden zur Kombination von Beobachtungs- und klinischen Daten, die Anpassung wirkungsvoller statistischer Methoden an kleine Gruppen, die Gestaltung innovativer Endpunkte und die Beschäftigung mit dem erforderlichen Evidenzgrad. Ultimatives Ziel war die Bereitstellung innovativer statistischer Designmethoden, um eine zuverlässigere klinische Entwicklung von Behandlungen für seltene Krankheiten zu realisieren. Einzigartiger Ansatz im Design klinischer Studien Ziel des Konsortiums war die Erschaffung einer stimmigen Rahmenumgebung für zuverlässige und wirkungsvolle Studien im Zusammenhang mit seltenen Krankheiten. Hauptziel von ASTERIX war die Schließung der Lücke zwischen theoretischer Entwicklung und praktischer Umsetzung. Von daher konzentrierten sich die Partner auf die Endnutzer, indem sie die Tragbarkeit der Methoden sowohl bei den Zulassungsbehörden als auch bei den Patientinnen und Patienten prüften. Hier bot sich der einzige Weg, auf dem eine Einführung von Empfehlungen in die Routinepraxis möglich ist. „Einzigartig war in unserem Projekt, dass die Patienten direkt in den Prozess einbezogen wurden und deren Input bei den von den Projekten eingeschlagenen Richtungen, beispielsweise bei der Entwicklung neuartiger Endpunkte, berücksichtigt wurde“, erklärt Projektkoordinator Professor Kit Roes. Grundidee war außerdem, die Auswirkungen einer früheren Verfügbarkeit der Behandlung zu veranschaulichen sowie zu rechtlichen Zwecken Verbesserungen vorzuschlagen. Im Sinne dieses Ziels bewerteten die Forscher Methoden im Vergleich mit realen Arzneimittelentwicklungsprogrammen, die für neue Medikamenten für seltene Krankheiten umgesetzt wurden. Fortschritte in Hinsicht auf die Methodik erreichte man mittels erneuter Prüfung traditioneller Konzepte wie etwa der Randomisierung und der Entwicklung neuer Methoden. Dazu gehörten die Einbindung von Nachweisen von mehreren Endpunkten, effiziente mehrarmige Studien zur gleichzeitigen Untersuchung mehrerer Behandlungen und die Nutzung älterer Informationen zur Steigerung des Evidenzgrads. Neue Epoche der Studien über seltene Krankheiten Ohne Zweifel wird der Fortschritt in der Methodik das Design und die Analyse klinischer Studien unterstützen sowie zu zuverlässigeren Studien führen. ASTERIX folgte einen integrierten Ansatz aus existierenden und neuartigen Methoden, der die statistische Aussagekraft des Designs klinischer Studien bei kleinen Populationen verbessern wird. Eine Implementierung wird zweifellos die Zuverlässigkeit der Resultate von klinischen Studien erhöhen und somit die Verfügbarkeit wirklich nützlicher Behandlungen für die bedürftigen Patientinnen und Patienten beschleunigen. „Eine Validierung der Methoden aus rechtlicher Sicht wird die Einführung neuer Methoden durch die Entscheidungsträger erleichtern und somit den Grad der Unsicherheit über das Ergebnis der Lizenzierung lindern“, fährt Professor Roes fort. Vorausschauendere Lizenzentscheidungen bedeuten letztlich, dass die Unternehmen schneller in neuartige Therapien investieren und diese kommerzialisieren können, um dann den an seltenen Krankheiten leidenden Patientinnen und Patienten Zugang zu hochwertigen Behandlungsmethoden zu finanziell tragbaren Preisen zu verschaffen. Für die Zukunft sieht Professor Roes „den Anreiz für die Suche nach und Umsetzung von Behandlungen für diese verheerenden und weitgehend unbeachteten Krankheiten.“ Die Leistungen von ASTERIX bringen uns zweifellos einen Schritt weiter in Richtung wirkungsvollerer klinischer Forschungsstudien.
Schlüsselbegriffe
ASTERIX, klinische Studie, seltene Krankheit, statistische Methodik