Kampf gegen Terroranschläge mit radioaktivem Material
Eines der größten Sicherheitsrisiken in der heutigen Zeit sind Terroranschläge mit radioaktivem Material, etwa einer schmutzigen Bombe oder radiologischen Waffe. Dass diese Bedrohung nicht nur theoretisch existiert, zeigt der florierende illegale Handel terroristischer Organisationen mit speziellem nuklearen Material (Special Nuclear Materials, SNM). In der Tat haben Behörden zwischen 1993 und 2015 2 auf internationaler Ebene 922 Fälle illegalen Handels mit nuklearem Material registriert, 188 Fälle allein im Jahr 2015. Um der riskanten Entwicklung gegenzusteuern, entwickelt das EU-finanzierte Projekt NESPINT einen innovativen SNM-Detektor, der künftig die Suche nach nuklearem Material in Gepäckstücken oder Containern vereinfachen und damit die Sicherheit an Grenzen und Flughäfen deutlich verbessern kann. Von der Idee zum Prototyp In der Anfangsphase des Projekts entwickelten die Forscher einen funktionierenden Prototypen des NESPINT-Detektors und testeten ihn in einer Betriebsumgebung. Zudem erstellten sie einen realistischen Geschäftsplan und Schätzungen zum gesamten und verfügbaren Markt, führten technische und finanzielle Risikoanalysen für das Projekt durch, prüften internationale Standards für den Prototypen und propagierten das Projekt auf mehreren internationalen Konferenzen. Wie Projektkoordinator Giacomo Manessi erläutert, war eines der größten anfänglichen Probleme die Suche nach einer geeigneten Testumgebung. "Tests des Detektors müssen unter realistische Bedingungen stattfinden, in diesem Fall mit echtem SNM", sagt er. "Da SNM jedoch strengen gesetzlichen Vorgaben unterliegen, insbesondere deren Nutzung, Transport und Besitz, wurde unsere Forschungsarbeit durch nationale Sicherheitsbehörden koordiniert." Gleichzeitig durfte das Detektorsystem die Sicherheitskontrollen nicht behindern oder das ohnehin ausgelastete Prozedere durch zusätzliche Abläufe noch verlangsamen. So setzt der NESPINT-Melder einen diskreten Warnhinweis an Sicherheitsbehörden ab, das gekennzeichnete Gepäck zu entfernen, ohne dass die reguläre Abfertigung von Passagieren und Gepäck in der Sicherheitskontrolle behindert wird. Kampf gegen illegalen Handel mit SNM Das wichtigste Ergebnis des noch laufenden Projekts wird ein innovativer Detektor für Häfen, Flughäfen und internationale Grenzen sein, der von Terroristen oder Kriminellen geschmuggeltes SNM in Gepäckstücken detektiert. Nach der Fertigstellung soll der NESPINT-Detektor in konventionellen Röntgenapparaten auf mehreren europäischen Flughäfen und an EU-Grenzübergängen eingesetzt werden - insbesondere an den Grenzen zum Nahen Osten und den ehemaligen Sowjetrepubliken, wo die meisten Fälle von Schmuggel registriert werden. "Da in Sekundenschnelle Ergebnisse vorliegen, wird der NESPINT-Detektor das weltweite Bemühen im Kampf gegen geschmuggeltes nukleares Material wesentlich unterstützen", sagt Manessi. Da illegaler Handel mit SNM zudem direkt auf die Vorbereitung eines Terroranschlags hindeutet, können die Grundsubstanzen mithilfe des Detektors aus dem Verkehr gezogen werden, was die Wahrscheinlichkeit eines tatsächlichen Anschlags verringert." Während das Projekt in die zweite Phase geht, suchen die Forscher interessierte europäische Partnerunternehmen, die den Detektor in einen herkömmlichen Röntgenscanner für Handgepäck integrieren. Gleichzeitig arbeiten sie mit Häfen und Flughäfen als potenziellen Nutzern des Systems zusammen und überlegen nun auch, das System auf die Überwachung von Paketen an Fracht- und Beladestandorten zu erweitern.
Schlüsselbegriffe
NESPINT, Terrorismus, radioaktives Material, spezielles Kernmaterial (SNM), Sicherheit