Der Agulhasstrom und das Klima Europas
Der Agulhasstrom transportiert Wasser aus dem Indischen Ozean entlang der Ostküste Südafrikas. An der Südspitze des Kontinents, kurz vor der Mündung in den Südatlantik, macht der Strom kehrt und fließt zurück in den Indischen Ozean. Das Wasser gelangt jedoch zum Teil über bis zu 400 km breite Megawirbel, die als Agulhasringe bezeichnet werden und die das warme und salzreiche Wasser des Indischen Ozeans transportieren, in den Südatlantik. Hierdurch wird quer über den Südatlantik eine Anomalie erzeugt, die sich auf die Stärke des Golfstroms auswirkt und die deshalb ein potenzieller Treiber für das europäische Klima ist. Das Porjekt GATEWAYS (Multi-level assessment of ocean-climate dynamics: A gateway to interdisciplinary training and analysis) wurde eingerichtet, um ein besseres Verständnis über den Agulhasstrom zu erlangen. Die Projektpartner verwendeten moderne Beobachtungen, Meeresrekonstruktionen und Klimamodellierungen, um das Verhältnis zwischen dem Strom und dem Klima einschließlich der Wettersysteme und der Niederschlagsmuster zu untersuchen. Das GATEWAYS-Projekt führte eine internationale Gruppe von Meeres- und Kontinentalpaläoklimatologen zusammen, die Tiefseesedimente untersuchten, um vergangene Variationen im Agulhasstrom zu erkennen und zu quantifizieren. Rekonstruktionen wurden mit Computermodellexperimenten kombiniert, die als Referenz für den Vergleich mit analytischen Daten dienten. Die Ergebnisse zeigten, dass der Agulhasstrom regelmäßigen Schwankungen ausgesetzt war, die mit den globalen Eiszeit-/Warmzeitzyklen übereinstimmten. Wiederkehrende, eintausend Jahre anhaltende feuchte Klimaperioden an Land wurden durch Flusssedimente belegt, die in Küstennähe entdeckt worden waren. Die Perioden traten auf, wenn der Nordatlantik aufgrund eines schwächeren Golfstroms extremen Kältebedingungen ausgesetzt war. Diese humiden Phasen koinzidierten mit Perioden technologischer und verhaltensbasierter Innovationen im Süden Afrikas. Dies zeigte eine mögliche Verbindung zwischen dem Verhalten des Agulhasstroms und der Entwicklung des modernen Menschen auf. Über Computermodelle wurden genaue Simulationen des Agulhasstroms durchgeführt. Diese waren von entscheidender Bedeutung, um die Sensitivität der Abflüsse des Südatlantiks auf sich verändernde Winde hervorzuheben. Vergleiche zwischen den Paläodaten und Modellsimulationen führten zu einem besseren Verständnis vergangener Klimata. Dies ermöglichte Wissenschaftlern einen besseren Einblick darin, wie Agulhas-Gewässer in den Atlantischen Ozean gelangen und sich auf die Gesamtzirkulation des Atlantischen Ozeans einschließlich des Golfstroms auswirken. Das GATEWAYS-Projekt sorgte für eine bessere Veranschaulichung der Ozeandynamik, was zu einem klareren Verständnis der Klimasensitivität über verschiedenen Zeitskalen hinweg führte. Dies ist von äußerster Wichtigkeit für das Treffen von Klimaprognosen. Die Initiative zeigte ebenfalls die grundlegende Bedeutung einer Zusammenarbeit zwischen Gemeinden aus dem Bereich der Klimamodellierung, der beobachtenden Ozeanographie und der Paläodatensammlung.
Schlüsselbegriffe
Agulhasstrom, Indischer Ozean, Südatlantik, Golfstrom, Ozean-Klima-Dynamik