Das Marktpotenzial von Nanomaterialien erschließen
Nanomaterialien stecken voller Möglichkeiten, und doch konnten sie ihr volles Potenzial aufgrund geltender Regelungen und Vorschriften bislang noch nicht entfalten, da noch nicht geklärt ist, wie sicher sie sind. "Das Innovations- und Wirtschaftspotenzial künstlich hergestellter Nanomaterialien wird dadurch gefährdet, dass wir die mit ihnen verbundenen Probleme hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsschädlichkeit nur begrenzt verstehen", sagt NANOREG-Projektmanager Aart Dijkzeul. "Zwar werden immer mehr Daten zur Giftigkeit bereitgestellt, deren Relevanz für Regulierungsbehörden ist häufig jedoch unklar oder nicht belegt. Aufgrund der sich beschleunigenden Markteinführung neuer Materialien müssen diese Stellen jedoch handlungsfähig sein." Um Abhilfe zu schaffen, lieferten Dijkzeul und sein Forscherteam Regulierungsbehörden und Gesetzgebern eine wissenschaftliche Beurteilung aktueller Daten und Testverfahren. "Durch enge Zusammenarbeit mit globalen Regulierungsbehörden haben wir mit Erfolg eine Toolbox entwickelt, mit der die Sicherheit von Nanomaterialien beurteilt wird", sagt er. Abbau von Unsicherheit Nanomaterialien sind chemische Substanzen oder Materialien, die in unglaublich kleinem Maßstab gefertigt werden – bis zu zehntausend Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Sie kommen inzwischen in hunderten Produkten zum Einsatz, die von Batterien und Farbe bis hin zu antibakterieller Kleidung und medizinischer Ausrüstung reichen. Um das Marktpotenzial von Nanomaterialien voll ausschöpfen zu können, muss garantiert werden, dass sie sicher sind. "Das bedeutet, jegliche wissenschaftliche Unsicherheit bezüglich ihrer Wirkung auf den Menschen und die Umwelt auszuräumen", so Dijkzeul. "Da diese Nanomaterialien häufig einzigartige Eigenschaften aufweisen und nie zuvor auf dem Markt erhältlich waren, muss jedes neue Material aufs Neue mit global anerkannten und zugelassenen Verfahren untersucht werden. Eine praktische Toolbox Im Projekt wurde zuerst bestehendes Wissen analysiert und mit einer Studie zu den Anforderungen von Regulierungsbehörden kombiniert. So konnten die Forscher Wissenslücken finden, darunter: Eigenschaften, die sich auf das Risiko der Nanomaterialien für Umwelt und Menschen auswirken; standardisierte Verfahren zur Bestimmung dieser Eigenschaften sowie nanospezifische Strategien und Ansätze zur Risikobewertung. Anhand dieser drei wichtigsten Wissenslücken wurden 16 regulatorische Anforderungen formuliert. Diese bildeten für die Forscher dann die Grundlage zur Entwicklung der nächsten Generation zuverlässiger und vergleichbarer Versuchsdaten zu den umwelt-, gesundheits- und sicherheitsbezogenen Aspekten von Nanomaterialien. "Die sehr praktische NANOREG-Toolbox, die Instrumente zur Unterstützung von Risikobewertungen, Giftigkeitsprüfungen und Belastungsmessungen bietet, soll Organisationen helfen, die mit der Normung und Regulierung von Nanomaterialien befasst sind", erklärt Dijkzeul. Nanomaterialien auf den Markt bringen Um eine engere Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden, der Industrie und der Forschung sicherzustellen, wurde die Toolbox gemeinsam mit der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), dem Europäischen Komitee für Normung (CEN) und der Internationalen Organisation für Normung (ISO) entwickelt. Im Projekt wurde zudem ein internationales Netzwerk globaler Normungseinrichtungen aus den USA, Kanada, Australien, Japan und Russland geknüpft. "Diesen grenzübergreifenden interdisziplinären Ansatz sehen wir als einen der größten bleibenden Erfolge des Projekts, der wesentlich dazu beitragen wird, Nanomaterialien gefahrlos für Produkte anwenden zu können, die sich an die Industrie sowie an Endverbraucher richten", fügt Dijkzeul hinzu. Dank der Arbeit von NANOREG werden das Innovations- und Wirtschaftspotenzial von Nanomaterialien nicht mehr aus dem Grund gefährdet sein, dass die gesundheits- und sicherheitsbezogenen Probleme nicht angemessen untersucht wurden. "Die Ergebnisse von NANOREG haben es regulierenden und gesetzgebenden Stellen erleichtert, ihren Aufgaben auf Grundlage wissenschaftlicher Daten und Testprotokolle wirksam nachzukommen", merkt Dijkzeul abschließend an. "Unsere effizienteren Ansätze zur Risikobeurteilung stellen sicher, dass die Produkteinführungszeit für neue Nanomaterialien weiterhin schrumpfen wird – wovon offensichtlicherweise Verbraucher und Hersteller profitieren werden."
Schlüsselbegriffe
NANOREG, Nanomaterialien, Nanotechnologie, REACH, EHS, ECHA