Die natürliche Landwirtschaft könnte mit weniger Pestiziden und Düngemitteln mehr Menschen ernähren
Die Welt muss bis 2050 noch weitere zwei Milliarden Menschen ernähren, aber Ackerland ist jetzt bereits rar. Angesichts einer begrenzten Fläche an landwirtschaftlich nutzbarem Land müssen die Betriebe mehr produzieren. Heute wenden sich die Landwirte Pestiziden und Düngemitteln zu, um die Produktivität zu steigern, aber es gibt auch einen anderen Weg. Das EU-finanzierte Projekt LIBERATION hat die „Öko-Intensivierung“ untersucht - das ist die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion mit den Ressourcen der Natur, ohne auf chemische Zusatzstoffe zurückzugreifen, die für die Umwelt und die menschliche Gesundheit schädlich sind. „Kurz gesagt, wir haben untersucht, wie Bauernhöfe dieselben oder mehr landwirtschaftliche Produkte mit weniger externen Einträgen wie Düngemitteln und Pestiziden herstellen können“, sagt LIBERATION-Projektkoordinator David Kleijn. So stellte das Projekt etwa fest, dass wilde Bienengemeinschaften mit mehr als 3000 USD pro Hektar und Jahr zur Produktion von durch Insekten bestäubten Kulturen wie Wassermelonen, Äpfeln und Preiselbeeren beigetragen haben. „Hier ist die Natur bei der Arbeit, und das auch noch kostenlos. Die Herausforderung besteht nun darin, die Lieferung dieser Dienstleistungen zu steigern, damit die Landwirte möglicherweise mit weniger Düngemitteln und Pestiziden auskommen können“, ergänzt Kleijn. Das Projekt untersuchte verschiedene Landschaftsmerkmale und Managementpraktiken, einschließlich des Aufbaus von naturnahen Lebensräumen - wie Hecken, Wildblumenstreifen und Wildfeldrändern im Ackerland. Es untersuchte auch die erhaltende, pfluglose Bodenbearbeitung - wenn die Reste von Feldfrüchten des Vorjahres, wie Maisstiele, vor und nach der Pflanzung der nächsten Feldfrüchte auf den Feldern verbleiben, um Bodenerosion und Wasserabfluss zu reduzieren. In einem Feldversuch erforschte LIBERATION die Rolle der Hecken in Getreidefeldern im Mittelmeerraum. Es stellte fest, dass durch eine hohe Heckendeckung über eine große Fläche Blattlauf vernichtende Parasiten gestärkt werden. Blattläuse saugen den Saft aus dem Weizen und senken die Produktivität. Heckenränder fördern auch die Besuche von Bestäubern wie Bienen. Insgesamt bilden Hecken ein Netzwerk von ökologischen Korridoren, die zu beitragen können, dass sich Bestäuber und natürliche Feinde weiterbewegen. Sie stellen eine kostengünstige Lösung mit vielen Vorteilen dar, da die Landwirte qualitativ hochwertige Lebensräume schaffen oder konservieren können, die wenig oder gar kein Land aus der Pflanzenproduktion in Anspruch nehmen, wie in den veröffentlichten Ergebnissen des Projekts dargelegt wurde. Auf einem anderen Testgelände in den Niederlanden richteten Projektwissenschaftler Wildblumenlebensräume auf Blaubeerfarmen ein, um Bestäuber auf natürliche Weise anzuziehen. Damit demonstrierten sie, wie effektiv die ökologische Intensivierung für die Landwirte sein kann. Landwirte können diese Methoden schaffen und wilde Pflanzen- und Tierarten stärken, die lebenswichtige Dienstleistungen wie Bestäubung, Schädlingsbekämpfung und Bodendienstleistungen bieten. Diese könne ihre Abhängigkeit von externen Eingaben reduzieren. Trotz dieser positiven Ergebnisse äußert sich Kleijn vorsichtig: „Die Vorteile der funktionalen Biodiversität sind sehr kontextabhängig. Was für den einen Bauer funktioniert, kann für einen anderen möglicherweise nicht funktionieren, je nach den Kulturen, die sie anbauen und vielen anderen Faktoren.“ Zum Beispiel interviewte das Projekt die Landwirte und stellte fest, dass, wenn sie nur windbestäubte Kulturen wie Weizen, Mais und Wurzelgemüse anbauen, Praktiken zur Verbesserung der wilden Bestäuber nicht verbreitet sind. Die Interviews zeigten auch, dass natürliche Schädlingsbekämpfungstechniken nicht verbreitet waren, da Insektizide derzeit wirtschaftlich billig und effektiv sind. Die Forscher von LIBERATION haben sich nun auf die Untersuchung der Frage konzentriert, wie die größten Hindernisse gegen die ökologische Intensivierung aufgehoben werden können. „Wir erforschen Fragen, wie etwa: können wir den Landwirten die benötigten Informationen in einer zugänglicheren Weise geben, sodass sich die Akzeptanz naturbasierter Praktiken erhöhen würde? Und sind Empfehlungen, die auf spezifische Anbausysteme und Regionen zugeschnitten sind, erfolgreicher als allgemeine Empfehlungen?,“ schließt Kleijn.
Schlüsselbegriffe
LIBERATION, Bienen, Bestäuber, Blattläuse, ökologische Intensivierung, Pestizide, Düngemittel, Wassermelonen