Biomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen
Über die Jahre hat man eine Anzahl von Herz-Kreislauf-Risikobewertungen auf Grundlage traditioneller Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck, Rauchen und Cholesterinspiegel entwickelt. Allerdings sind diese Bewertungen bevölkerungsbezogen und nicht alle Menschen mit diesen Risikofaktoren werden schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekommen, und nicht alle Menschen mit schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen verfügen über ein charakteristisches Profil an Risikofaktoren. Aufgrund dessen gibt es einen ungedeckten klinischen Bedarf an stratifizierter kardiovaskulärer Medizin, die eine genaue Risikoprognose für jeden einzelnen Patienten bereitstellen und eine gezielte vorbeugende Therapie vorschlagen kann. Um genau das in Angriff zu nehmen, wollen die Wissenschaftler des EU-finanzierten Projekts EU-MASCARA (Markers for sub-clinical cardiovascular risk assessment) die Validierung klinisch nützlicher Biomarker und von Biomarkersätzen für Prävention und Management von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vornehmen. Langfristiges Ziel war zu beurteilen, ob diese Biomarker eine Bewertung des Risikos auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen leisten könnten. Die Forscher untersuchten die Werte verschiedener Biomarker einschließlich genetischer, proteomischer und metabolomischer Marker bei klinischen Kohorten aus Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Menschen mit frühen Stadien von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und normalen Individuen. Die Biomarker, bei denen sich ein Zusammenhang mit bestehenden oder frühen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigte, wurden in Folgestudien weiter untersucht, um deren Fähigkeit zur Prognose von Herzinsuffizienz zu erforschen. Verschiedene miRNA und Harnpolypeptide traten als prädiktive Faktoren für Herzinsuffizienz in Erscheinung und es wurden diagnostische Tests entwickelt, die zur Kommerzialisierung und potenziellen klinischen Verwertung anstehen. Zudem untersuchte das Projekt die molekularen Mechanismen der Erkrankung und erkundete den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Körpergewicht, kardiovaskulären Risikofaktoren und Biomarkern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die vorrangige Neuerung von EU-MASCARA war die Einbindung von klinischen Informationen und Biomarkerdaten in ein mathematisches Modell, welches das Herz-Kreislauf-Risiko vorhersagen kann. Angesichts der vielen Faktoren und der relativ langen Entwicklungsdauer ist die Präzisionsmedizin bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine große Herausforderung. Der auf Biomarkern beruhende Stratifizierungsprozess von EU-MASCARA stellt einen Schritt hin zu personalisierten Medizin dar und wird den Erwartungen zufolge Diagnosen verbessern sowie das Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko für die Bevölkerung reduzieren.
Schlüsselbegriffe
Biomarker, Herz-Kreislauf-Erkrankung, EU-MASCARA, miRNA, Harnpolypeptide