Rekonstruktion eines Pflanzen-Biodiversitätsbaums
Im Angesicht des heutigen Klimawandels hängt der Artenerhalt davon ab, die Einflüsse auf die regionale und globale Pflanzenbiodiversität zu verstehen. Die Pflanzenbiodiversität von heute ist zumindest teilweise zurückzuführen auf prähistorische Klimamuster, welche die Evolutionsgeschichte beeinflusst haben. Dennoch bleiben Fragen zu den großen Auswirkungen ständiger Klimaumschwünge auf die Biodiversität ungelöst. Von der EU geförderte Forscher fanden heraus, dass molekulare und taxonomische Beziehungen (Phylogenien), wenn sie mit der heutigen Artenaufteilung verglichen werden, manche Fragen lösen könnten. Im Zuge des Projekts 'Plant biodiversity of China in a changing world: Evolution and conservation' (PDIVCHINA) konzentrierten sich die Forscher auf die umfangreichen Datensätze für die Gattungen Quercus und Rhododendron. Die Ergebnisse von PDIVCHINA lassen annehmen, dass prähistorische Faktoren Einfluss auf das heutige Vorkommen von Quercus und Rhododendron hatten. Insbesondere zeigte sich, dass dort, wo die Verbreitungsgebiete von Spezies kleiner wurden, die prähistorischen Einflüsse umso stärker waren. Daher kann etwa die große Artenvielfalt der Gattung Rhododendron auf bedeutende Klimaumschwünge im späten Eozän und frühen Oligozän zurückgeführt werden. Zusätzlich wurden im Zuge von PDIVCHINA umfangreiche Phylogenien für Holzpflanzen-Familien sowie Phylogenien auf Gattungseben für 70 Familien angelegt. Durch die Analyse dieser evolutionären Beziehungen konnten eindeutige Erkenntnisse gewonnen werden. In Südostchina sind die ältesten Spezies beheimatet, während weiter nordwärts eher jüngere Spezies zu finden sind. Ferner wurde im Zuge von PDIVCHINA die Artenverteilung von 7680 Holzpflanzen aufgezeichnet. Mithilfe dieser Karten konnten die Forscher untersuchen, wie die Pflanzen auf vier verschiede Klimawandel-Szenarien reagieren würden. Dabei ist eine intensive Heterogenität wahrscheinlich. Im Hochland von Tibet würden Holzpflanzen auftauchen, während diese im südlichen China verschwinden würden. Interessanterweise konnte durch PDIVCHINA prognostiziert werden, dass die phylogenetische Diversität auf Familienebene erhalten werden könnte, nicht jedoch auf Spezies-Ebene, in der Verluste zu erwarten wären. Um aktuelle Herausforderungen des Arterhalts zu behandeln, zeichneten die Forscher die Biodiversitäts-Hotspots in China auf. Ferner wurde die relative phylogenetische Diversität von gefährdeten Holzpflanzen in China bewertet. Im Rahmen von PDIVCHINA wurden die soziökonomischen Leistungen und die Ökosystemleistungen im Zusammenhang mit Holzpflanzen innerhalb und außerhalb der chinesischen Naturschutzgebiete evaluiert. Das Forschungsteam fand heraus, dass der Waldschutz eng mit der Armut im ländlichen Raum zusammenhängt und dadurch in Strategien zur ländlichen Entwicklung mit eingebunden werden muss. Durch PDIVCHINA wurde ein besseres Verständnis davon geschaffen, wie Klimaumschwünge die Pflanzendiversität und das Verhalten von Menschen, die in der Nähe gefährdeter Pflanzenarten leben, beeinflussen können. Dieses umfassende Bewusstsein ist für Forscher und politische Entscheidungsträger, die für den Erhalt von Chinas Naturerbe verantwortlich sind, von essentieller Bedeutung.
Schlüsselbegriffe
Biodiversität, Pflanzen, Erhalt, gefährdete Pflanzenart, Klimawandel, phylogenetisch