Die geschichtlichen Probleme bei der Minderheitenintegration
Um ein besseres Verständnis des Themas zu fördern, bestand das Ziel des EU-finanzierten Projekts POLMIN-1418 darin, seit langem in Europa bestehende Dilemmata in Bezug auf die Minderheitenintegration hervorzuheben. Das Konzept des Projekts bot außerdem Gelegenheit dazu, Wissen auf zwei weiteren verwandten Gebieten anzusammeln. Mit einem Fokus auf den Ersten Weltkrieg wurde im ersten Gebiet die Fragestellung behandelt, wie Krieg zur nationalen Identitätsbildung und -verteilung in Ostmitteleuropa beitrug. Im zweiten wurde der Einfluss von Ideologie, insbesondere des Nationalismus, auf moderne Kriegsmotivation analysiert. Eine umfassende Studie zu Polen in Deutschland und Österreich-Ungarn ermöglichte die Untersuchung, wie sich gegensätzliche Integrationspolitiken auf eine Minderheit auswirken. Der behandelte Zeitraum deckte die vier Jahrzehnte vor 1914 ab. Deutschland wendete zunehmend aufdringliche Assimilationspolitik an, während Österreich einen eher multikulturellen Ansatz verfolgte.Um die Wirksamkeit dieser Politiken zu bewerten, studierten die POLMIN-1418-Mitglieder das Verhalten der Polen im Ersten Weltkrieg. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sowohl Deutschlands als auch Österreichs Vorkriegs-Integrationspolitik nur begrenzt erfolgreich war. Es wurde auch überprüft, ob frühere Integrationspolitiken den sozialen Zusammenhalt wirksam gefördert hatten.Offizielle Dokumentation und Korrespondenz zwischen Angehörigen von Minderheiten im Kriegsdienst und ihren Familien lieferte wertvolle Erkenntnisse über die Entwicklung der Identitäten der Minderheiten. Außerdem wurde Material aus Archiven und Bibliotheken in Warschau, Krakau, Berlin, Wien und Jerusalem sowie in Polen zusammengetragen.Die Mitglieder von POLMIN-1418 zeigten, dass sich nationale Identitäten unter den Bedingungen des Krieges verfestigten. Die Studie ergab des Weiteren, dass Minderheiten in nationalen oder imperialen Armeen wirkungsvoll kämpften – selbst ohne ideologische Investition in die taaten, denen sie dienten. Um ihre Erkenntnisse zu vertiefen, führten die Forscher des Projekts eine regionale Studie über das Volk der Masuren in Ostpreußen durch. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Vorkriegs-Assimilierungspolitiken protestantische und politische Neigungen stärkten. Dies führte zu einer besseren Identifizierung mit den deutschen Kriegsanstrengungen. Eine regionale Untersuchung Krakaus unterstrich zwei wichtige Phänomene der Kriegszeit. Aufkommen und Veränderung der Politik des polnischen Nationalismus in der Stadt wurden nachverfolgt, und es wurde analysiert, wie die Bedingungen der Kriegszeit die dortigen inter-ethnischen Beziehungen beeinflussten. Die Studienergebnisse sind für die Geschichtsschreibung des Ersten Weltkriegs und Polens von Bedeutung und tragen zur multidisziplinären Literatur zur Staatenbildung bei.Durch das Beleuchten der Begrenzungen und Probleme, mit denen sowohl assimilierende als auch multikulturelle Integrationspolitiken konfrontiert sind, werden die Erkenntnisse des Projekts bedeutende sozioökonomische Auswirkungen haben. Integrationsdilemmata nehmen eine zentrale Stellung in der modernen europäischen Geschichte ein, und die Mitglieder des POLMIN-1418-Projekts hoben hervor, dass ethnische und religiöse Vielfalt kein neues und unbekanntes Phänomen ist. Das Zusammenspiel aller oben genannten Faktoren zu verstehen, wird dazu beitragen, die öffentliche Diskussion zu verlagern und die politischen Entscheidungsträger für nationale und EU-weite Integration besser zu informieren.