Elektrisch angetriebene Fähren im Aufwind
Die weltweite Schifffahrt hat nachweislich einen erheblichen Anteil an Umweltverschmutzungen durch CO2 und andere Schadstoffe. Im Zuge intensivierter Bemühungen, die Treibhausgasemission in diesem Bereich zu drosseln, sind Hybrid- und Elektroschiffe in der jüngsten Zeit in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Es gibt bereits etliche Beispiele solcher umweltfreundlicher Schiffe in Europa und ein dänischer Betreiber will jetzt den Weg dafür ebnen, dass zu 100 % elektrisch angetriebene Schiffe im Fährsektor Verbreitung finden. Das Fährschiff der Kommune Ærø, das mit Unterstützung des EU-finanzierten E-ferry-Projekts (E-ferry – prototype and full-scale demonstration of next generation 100 % electrically powered ferry for passengers and vehicles) entwickelt wurde, ist in der Lage, Entfernungen von mehr als 20 Seemeilen zwischen den Aufladungen zurückzulegen. Es wird komplett elektrisch angetrieben und verfügt über den größten jemals in einem Wasserfahrzeug eingebauten Batteriesatz. Laut einer Pressemitteilung auf der Website der Fachzeitschrift „Passenger Ship Technology“ wird das neue Schiff vermutlich die erste Elektrofähre ohne Notstromgenerator sein. Weiter heißt es: „Bei der Entstehung des Elektrofährenprototyps ‚Ellen‘, der im Mai ausgeliefert wird, ging es darum, eine vollständig elektrisch angetriebene Fähre zu entwerfen, zu bauen und zu präsentieren, die umweltfreundlich ist und ganz ohne CO2-Emissionen in See sticht.“ Wie in der Mitteilung dargelegt wird, ist das Batteriesystem des Schiffes in 20 verschiedene Einheiten aufgeteilt. Jede Einheit ist mit einem separaten Stromrichter verbunden, der die Energieausgangsleistung steuert. Wenn bei einer Einheit ein Problem auftritt, verliert die Fähre folglich nur ein Zwanzigstel ihrer verfügbaren Leistung. Darin besteht ein klarer Vorteil gegenüber anderen Schiffen, die mit einer Einheit aus zwei Batterien ausgestattet sind. Zur eingesetzten Technologie wird in der gleichen Mitteilung die Projektkoordinatorin Trine Heinemann zitiert: „Im Notfall fungieren die Batterien selbst wechselseitig als Stromgeneratoren. Jede Batterieeinheit besitzt eine Steuerungseinheit, mit der die Temperatur und Spannung der Batterien kontrolliert werden. Bei Überschreiten der erlaubten Grenzwerte wird die Batterie grundsätzlich ausgeschaltet.“ Leichtes Material Aus der Pressemitteilung geht weiter hervor, dass beim Bau der Fähre verschiedene Methoden zur Gewichtsverringerung zum Einsatz kamen. Beispielsweise wurden keine Rampen verbaut, stattdessen nutzt die „Ellen“ eine an Land bereitgestellte große Rampe. Heinemann erläutert: „Bei den meisten Fähren werden Ladestationen genutzt, die an Land und nicht auf der Rampe installiert sind. Das kann bei Gezeitenwechsel dazu führen, dass der Ladearm im Verhältnis zum Stecker zu hoch oder zu niedrig liegt. Die Rampe und das Schiff bewegen sich aber zusammen. So wird es hoffentlich weniger Fälle geben, in denen keine Aufladung möglich ist.“ Beim Design der Fähre wurden außerdem die Passagierbereiche auf der gleichen Ebene wie das Fahrzeugdeck angesiedelt – so konnte Stahl gespart werden. Die Brücke wurde komplett aus Aluminium gefertigt. Als weitere gewichtseinsparende Maßnahme verwendeten die Projektpartner Altpapier anstelle von Holz für die Schiffsmöbel. Das E-ferry-Projekt wurde mit dem übergeordneten Ziel ins Leben gerufen, ein neu entwickeltes, energieeffizientes Gestaltungskonzept anzuwenden. Es umfasst ein verbessertes Rumpf- und Antriebssystem, einen hochleistungsfähigen Batteriesatz sowie die Verwendung gewichtsreduzierender Module und Komponenten. Die Elektrofähre wird die Strecke zwischen der Insel Ærø und dem dänischen Festland bedienen. Weitere Informationen: Projektwebsite von E-ferry
Länder
Dänemark