Wasserstoffbetriebene Flussschiffe sollen emissionsfreie Verschiffung in die Realität umsetzen
Die globale Verschiffung ist jüngst aufgrund des erhöhten Drucks, in verschiedenen Branchen Treibhausgase einzusparen, als signifikante Quelle von CO2 und anderen Schadstoffen ins Rampenlicht gerückt. Bei der Beförderung auf dem Seeweg werden laut einer Studie der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation jährlich etwa 940 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen, was 2,5 % der Treibhausgasemissionen ausmacht. Angesichts der verstärkten Bemühungen, die Branche sauberer zu gestalten, wächst der Markt für ausschließlich elektrisch und mit Hybridantrieb betriebene Schiffe. Das EU-finanzierte Projekt FLAGSHIPS (Clean waterborne transport in Europe) bemüht sich ebenfalls darum, emissionsfreien Transport zu Wasser in die Realität umzusetzen. Das Projekt nahm Anfang 2019 seine Arbeit auf und konzentriert sich auf die Bereitstellung zweier kommerziell einsetzbarer Wasserfahrzeuge mit Wasserstoffbrennstoffzellen in Frankreich und Norwegen. In Lyon wird ein wasserstoffbetriebenes Schubboot als Arbeitsschiff auf der Rhône im Einsatz sein, während in Stavanger eine wasserstoffbetriebene Personen- und Autofähre in das örtliche öffentliche Beförderungsnetz eingebunden werden soll. Der Wasserstoff für beide Wasserfahrzeuge wird vor Ort mit Elektrolyseuren hergestellt, die erneuerbare Energie verwenden. Für die Lagerung des Wasserstoffs an Bord der Schiffe wird Lyon gasförmigen Wasserstoff verwenden, während Stavanger Flüssigwasserstoff einsetzt. Stromversorgung und Antrieb In einer Pressemitteilung des Projektpartners ABB wird angegeben, dass das Unternehmen gemeinsam mit anderen FLAGSHIPS-Partnern an der „Entwicklung einer Installation gearbeitet hat, die einer 400-kW-Brennstoffzelle ermöglicht, die Schiffe mit Strom zu versorgen und anzutreiben“. Dieselbe Pressemitteilung erklärt, dass die Lösung von ABB zur Stromversorgung und zum Antrieb mit Brennstoffzellen „für ein neu gebautes Schubboot“ gedacht ist, das 2021 ausgeliefert werden soll. „Da der Wasserstoff für die Brennstoffzellen aus landgestützten erneuerbaren Energiequellen bezogen wird, wird die gesamte Energieversorgung der Schiffe emissionsfrei sein.“ Das Projekt soll zeigen, „dass Brennstoffzellen eine praktikable und lieferbare Antriebslösung für die Besitzer und Erbauer von mittelgroßen Wasserfahrzeugen ist, die mehr als 100 Passagiere oder entsprechende Frachtvolumina im Landesinneren oder entlang der Küste transportieren“. Es wird ebenfalls die betrieblichen Auswirkungen der Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff auswerten. „Sobald das Kraftwerk für die Brennstoffzellen einsatzbereit ist, planen wir, die Schiffe täglich einzusetzen, wobei wir besonders auf die Betankungsverfahren achten werden, die notwendig sind, um den Betriebsplan einzuhalten. Testdurchläufe werden daher auch Einsichten in die Entwicklung und Optimierung der Betankungsinfrastruktur bieten, die für Wasserstoffbrennstoffzellen für den Einsatz auf Schiffen erforderlich ist.“ Flüssigwasserstoff Im Falle Norwegens wird das Projekt in Betracht ziehen, auf einer der Fähren, die für die Finnøy-Route nordöstlich von Stavanger gebaut werden sollen, Biodiesel durch Wasserstoff zu ersetzen, wie auf der Projektwebsite erklärt wird. Diese Route bedient mehrere Inseln mit kurzen und häufigen Stopps, sodass es schwierig ist, den Aufladevorgang an der Küste effizient durchzuführen. Der Projektpartner Norled plant, „die vom Unternehmen entwickelte Wasserstofftechnologie in mehreren anderen laufenden wasserstoffbezogenen Projekten einzusetzen, beispielsweise beim Bau des ersten mit Flüssigwasserstoff betriebenen Schiffes für die Hjelmeland-Verbindung in Westnorwegen.“ Das FLAGSHIPS-Konsortium besteht aus zehn europäischen Partnern, darunter Schiffsbesitzer, Seeverkehrs- und Ausführungsbetriebe sowie Lieferanten von Brennstoffzellentechnologie. Das Projekt läuft bis Ende 2022. Weitere Informationen: FLAGSHIPS-Projektwebsite
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