Studie empfiehlt Eingriffe in Hundepopulationen zur Verhütung von Tollwut in Asien
Tollwut ist eine vermeidbare Viruserkrankung, die in über 150 Ländern auftritt. Jedes Jahr sterben mehr als 59 000 Menschen an Tollwut. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden über 95 % der Tollwutfälle beim Menschen in Asien und Afrika registriert. In bis zu 99 % der Fälle sind Haushunde für die Übertragung des Tollwutvirus (RABV) auf den Menschen verantwortlich. Daher ist es wichtig, seine Verbreitung nachzuvollziehen. Mit Unterstützung der drei teilweise EU-finanzierten Projekte – ReservoirDOCs, PATHPHYLODYN und VIROGENESIS – gelang es Wissenschaftlern, die Verbreitung des Virus bei Haushunden in der chinesischen Provinz Yunnan seit dem erneuten Ausbruch im Jahr 1999 zu rekonstruieren. Sie haben über 17 Jahre gesammelte genomische und epidemiologische Daten sowie kombinierte phylogeographische Ansätze und mathematische Modelle verwendet, um die Übertragungsrate des Tollwutvirus zwischen Hunden und vom Hund auf den Menschen zu bestimmen. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden in der Fachzeitschrift „PLOS Pathogens“ veröffentlicht. Die Phylogeographie umfasst die Prinzipien und Prozesse, die die geographische Verteilung genealogischer Linien regeln. Prävention und Kontrolle Die Forscher haben festgestellt, dass das Fehlen aktueller und genauer Daten die Tollwutbekämpfung in Entwicklungsländern behindert. Sie haben auch betont, dass die Zahl der menschlichen Todesfälle durch Tollwutinfektionen unterschätzt wird. „Diese Unsicherheiten erschweren zwangsläufig die Verbesserung von Strategien zur Bekämpfung von Krankheiten und die Bewertung von Kontrollmaßnahmen.“ Sie schlussfolgerten: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Eingriffe in die Hundepopulation die Übertragung auf den Menschen insbesondere deshalb reduzieren könnten, weil sie das Potenzial haben, die natürlich bedingte Anfälligkeit für Seuchen bei Hunden zu unterdrücken.“ Die Forscher fügten hinzu: „Ein besseres Verständnis der Verbreitung des Tollwutvirus im Hinblick auf die räumliche und zeitliche Dynamik ist notwendig, um die Verhütung und Bekämpfung der menschlichen Tollwut in den weiten ländlichen Gebieten Chinas zu fördern.“ Das Projekt ReservoirDOCs (The evolutionary dynamics of pathogen emergence and establishment: from Reservoir Detection to Outbreak Control), das die Forschung finanzierte, wurde ins Leben gerufen, um zu beleuchten, wie wesentliche virale Pathogene entstehen und übertragen werden. Wie es auf der CORDIS-Website heißt, wird das Projektteam nicht nur „die Reservoirdynamik des HCV [Hepatitis-C-Virus] durch Sequenzierung vollständiger Hepacivirus-Genome aus infizierten Proben erforschen, die aus einem groß angelegten Screening afrikanischer Nagetiere hervorgehen, sondern auch die artenübergreifende Übertragung des Virus mithilfe neuartiger evolutionärer Methoden nachvollziehen, die die räumliche und zeitliche Variabilität des Selektionsdrucks berücksichtigen.“ Darüber hinaus wird das laufende Projekt die frühe Etablierung von HIV-1 untersuchen und Westafrikas jüngste Ebola-Epidemie „als Modell für die Entwicklung leistungsfähiger statistischer Ansätze zur Gewinnung praktischer und aktueller epidemiologischer Informationen aus Virusgenomsequenzen von Epidemien im Anfangsstadium heranziehen.“ Ein weiteres Projekt, das die Forschung unterstützte, namens VIROGENESIS (Virus discovery and epidemic tracing from high throughput metagenomic sequencing), entwickelte bioinformatische Werkzeuge für die Virusdiagnostik mittels Sequenzierung der nächsten Generation. Im Rahmen des Mitte 2018 abgeschlossenen Projekts wurden Algorithmen und Softwareanwendungen erstellt, die den Ausbruch von Epidemien in Echtzeit verfolgen. Das Thema genetische Sequenzen stand zudem auch im Mittelpunkt des laufenden Projekts PATHPHYLODYN (Pathogen Phylodynamics: Unifying Evolution, Infection and Immunity), das zur Finanzierung derselben Forschungsarbeit beitrug. „Es zielt darauf ab, neue mathematische, rechnerische und statistische Methoden zu entwickeln und anzuwenden, um die enormen und zunehmenden Mengen an genetischen Daten über Infektionskrankheiten zu analysieren“, wie auf der CORDIS-Website nachzulesen ist. Die Forschung bezieht sich auf menschliche Viren, einschließlich HIV-1 und Influenza. Außerdem wird untersucht, „wie Immunreaktionen und Viruspopulationen aufeinander reagieren und sich aneinander anpassen.“ Weitere Informationen: ReservoirDOCs-Projektwebsite VIROGENESIS-Projektwebsite PATHPHYLODYN-Projektwebsite auf CORDIS
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