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Inhalt archiviert am 2023-03-24

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Innovative und umwelteffiziente Kapseln für revolutionäre Schädlingsbekämpfung bei Kartoffelpflanzen

Das von der EU finanzierte INBIOSOIL-Projekt hat eine neue, umweltfreundliche Methode zur Bekämpfung von Drahtwürmern in Kartoffeln entwickelt, die sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau zum Einsatz kommen kann.

Bei der neuen Methode der Schädlingsbekämpfung werden gezielt spezielle Kapseln mit der Bezeichnung ATRACAP eingesetzt. Sie beinhalten einen Stamm eines insektenpathogenen Pilzes, der bestimmte Schadinsekten angreift, und können so den Einsatz chemischer Pestizide in europäischen Landwirtschaftsbetrieben reduzieren. Das in Niedersachsen, Deutschland, ansässige Unternehmen BIOCARE hat soeben die Produktion dieser Kapseln aufgebaut. 2016 wird man damit eine Fläche von etwa 300 Hektar behandeln. „Wir werden mit Anfragen von Landwirten überhäuft, die das Produkt auf ihren Feldern einsetzen wollen, deshalb wird die Hochskalierung der Produktion fortgesetzt“, sagte Prof. Dr. Stefan Vidal, Projektkoordinator von INBIOSOIL. „Wir gehen davon aus, dass ATRACAP sowohl für ökologische als auch für konventionelle Landwirte zur Standardbekämpfungsstrategie werden wird“, fügte er hinzu. Drahtwürmer im Visier Die Kapseln zielen auf die Bekämpfung von Drahtwürmern ab, die derzeit sowohl für konventionelle Betriebe als auch für den Biolandbau als das dringendste Problem bei der Kartoffelproduktion zu betrachten sind. „Sie enthalten Verbindungen, die nicht synthetische Produkte sind, und damit ist ihr Einsatz sowohl in biologischen als auch konventionellen Anbausystemen möglich. Die Strategie Attract & Kill auf Basis dieser Kapseln wird die Anwendung von synthetischen chemischen Insektiziden ersetzen“, erläuterte Vidal dazu. Die Markteinführung dieser Kapseln kommt gerade rechtzeitig, da ab diesem Jahr praktisch keine speziellen synthetischen Verbindungen gegen Drahtwürmer zur Verfügung stehen. Bei der in der Vergangenheit auf konventionellen Feldern eingesetzten Verbindung handelte es sich um Fipronil, kommerziell bekannt als Goldor® Bait, ein von BASF hergestelltes Produkt. Die Europäische Kommission hat jedoch ein Moratorium für Produkte eingeführt, von denen man vermutet, dass sie eine Rolle beim Bienensterben (Colony Collapse Disorder) spielen. Während die nationalen Zulassungsbehörden angeben, dass eine Notfallzulassung für dieses Produkt möglich wäre, hat BASF jedoch keine beantragt. Wirtschaftliche Kosten der Drahtwurmeinschleppung und Erfüllung von EU-Umweltnormen Konventionelle Kartoffelbauern haben gegenwärtig wirtschaftliche Probleme aufgrund der schlechten Qualität der Kartoffeln, die durch Drahtwürmer beschädigt wurden. Und mittlerweile erleiden auch die Biobauern schwere Einkommenseinbußen durch diesen Schädling. Vidal dazu: „Auch wenn keine zuverlässigen Daten zur Berechnung der ökonomischen Auswirkungen von Drahtwürmern auf die Ernteerträge zur Verfügung stehen, wollen die Landwirtschaftsverbände in verschiedenen europäischen Ländern diese neue Schädlingsbekämpfungstrategie verfolgen, da sie schlichtweg funktioniert.“ Überdies seien die Kosten der ATRACAP-Kapseln pro Hektar vergleichbar mit den Kosten von Goldor® Bait, so dass auch konventionelle Landwirte damit einverstanden sind, sie auf ihren Feldern anzuwenden, wie Stefan Vidal betonte. Bei dem in den Kapseln enthaltenen Abtötungsmittel handelt es sich um ein Isolat eines entomopathogenen Pilzes, der weltweit natürlich in Ackerböden vorkommt. Angesichts des zu 100 % biologischen Hintergrunds dieser Strategie können die EU-Umweltschutzziele als erfüllt gelten. Die Sporen des Pilzes werden darüber hinaus verkapselt auf den Boden ausgebracht, was deren unbeabsichtigte passive Ausbreitung eindämmt. Auf diese Weise werden Interaktionen mit oberirdisch lebenden Organismen wie etwa Honigbienen eingeschränkt. Auch Regenwürmer werden von den Kapseln nicht angelockt. Die nächsten Projektschritte Vidal zufolge verlief das INBIOSOIL-Projekt sogar reibungsloser als ursprünglich erwartet. Jedoch umfasste die Projektidee zu Beginn auch andere im Boden lebende Schädlinge wie die Larven des Westlichen Maiswurzelbohrers (Western Corn Rootworm, WCR), auf die man die gleiche Attract & Kill-Strategie anwenden wollte. „Labor- und Feldversuchsdaten lieferten hier keine ausreichenden Bekämpfungsergebnisse, und so modifizieren wir zur Zeit die Zusammensetzung der Kapseln zur besseren Regulierung anderer Schädlingsarten. Ein weiterer Schädling, die Kohlmade (Delia radicum), ist ein neues Ziel für die ATRACAP-Kapseln“, erläuterte Vidal. In Zukunft wird man die von INBIOSOIL ausgearbeitete Basistechnologie zur Entwicklung weiterer umweltfreundlicher Schädlingsbekämpfungsprodukte anwenden. „Es sind mehrere Vorschläge eingereicht worden, um Finanzmittel für diese innovativen Entwicklungen zu sammeln“, berichtete Vidal abschließend. Weitere Informationen finden Sie auf der INBIOSOIL-Projektwebsite

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Deutschland

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