EU-Projekt soll europäische Zitrusbauern vor Pflanzenschädling schützen
Der Mittelmeerraum ist ein wichtiger Akteur auf dem weltweiten Markt für Zitrusfrüchte. Allerdings ist die Wettbewerbsfähigkeit der Zitrusbauern der Region durch die Mittelmeerfruchtfliege ernsthaft gefährdet, einem Pflanzenschädling in der Landwirtschaft, der im schlimmsten Fall zu einem völligen Ernteausfall führen kann. Auf der Konferenz über EU-finanzierte Forschungsprojekte in den Bereichen Lebensmittelqualität und -sicherheit erklärte Neil Goldsmith von Insecta Ltd., wie das Projekt "Cleanfruit" Zitrusbauern aus dem Mittelmeerraum dabei unterstützt, das Problem der Mittelmeerfruchtfliege zu bewältigen und ihre Wettbewerbsfähigkeit allmählich zu verbessern. 20 % der weltweiten Zitrusproduktion und 55 % der weltweiten Exporte von Zitrusfrüchten stammen aus dem Mittelmeerraum. Die Mittelmeerfruchtfliege (Ceratitis capitata) schädigt die Zitrusfrüchte, indem sie ihre Eier auf der reifenden Frucht ablegt. Wenn die Larven schlüpfen, ernähren sie sich von der Frucht und zurück bleibt eine breiige Fruchtmasse. Derzeit verlassen sich die meisten Zitrusbauern des Mittelmeerraums auf Insektizide, um die Mittelmeerfruchtfliege zu bekämpfen und ihre Ernte zu schützen. Diese sind allerdings nicht immer wirksam und haben Folgen für die menschliche Gesundheit und die Umwelt. Eine nachhaltigere Methode, um die Mittelmeerfruchtfliege zurückzudrängen, existiert und wird bereits in anderen Teilen der Welt eingesetzt: die Sterile-Insekten-Technik (SIT). "Das ist wirklich eine Form von Geburtskontrolle bei Insekten", kommentierte Goldsmith. Bei der SIT werden Millionen männlicher Mittelmeerfruchtfliegen gezüchtet und anschließend sterilisiert, bevor sie in den Gebieten, in denen Zitrusfrüchte angebaut werden, in solch großer Zahl freigelassen werden, dass sie frei lebenden fruchtbaren Männchen zahlenmäßig stark überlegen sind. Die Weibchen in freier Wildbahn paaren sich dann mit den sterilen Männchen, was dazu führt, dass die daraus entstehenden Eier nicht entwicklungsfähig sind. Die Technik ist äußerst wirksam und hat den zusätzlichen Vorteil, dass sie umweltfreundlicher ist. Allerdings wird die Technik im Mittelmeerraum kaum genutzt, da sie sich nicht so gut für die kleineren Betriebe eignet und nicht auf die dortige Infrastruktur zugeschnitten ist. Angesichts der nicht wirksam bekämpften Bedrohung durch die Mittelmeerfruchtfliege sehen Mittelmeerbauern ihren Zugang zu ausländischen Märkten bedroht, da Zitrusanbaugebiete im Ausland alles daran setzen, um den Pflanzenschädling nicht zu importieren. Im Jahr 2001 verhängten die USA ein Einfuhrverbot auf spanische Klementinen, nachdem Larven in den Früchten entdeckt worden waren. "Das Ziel des Projekts "Cleanfruit" ist, die Hemmnisse für den Einsatz von SIT im Mittelmeerraum abzubauen", erläuterte Goldsmith. Hierzu werden drei Maßnahmen eingesetzt. Es wird an einer Verbesserung der Züchtungs- und Transportweise der männlichen Fliegen gearbeitet, um den ganzen Prozess kostengünstiger zu machen. Darüber hinaus werden wirksame Methoden zum Freilassen der Fliegen in den betroffenen Gebieten entwickelt. Derzeit werden die unfruchtbaren Fliegen meistens aus einem Flugzeug abgeworfen. Diese Methode ist allerdings äußerst kostenintensiv und nicht so gut geeignet für die kleineren Anbaugebiete des Mittelmeers. Die Projektpartner arbeiten an der Möglichkeit, die Fliegen von Lkw aus freizulassen. Außerdem führen die Projektpartner in der gesamten Mittelmeerregion ein Sensibilisierungsprogramm durch, um die Branche der Zitrusbauern zur Einführung von SIT zu ermutigen. Es wurden Seminare in zwölf Ländern abgehalten. Die Informationen, die dort vermittelt wurden, können auf der Website oder im Schulungshandbuch nachgeschlagen werden. Zehn Länder haben seitdem weitere Initiativen verfolgt. Die Projektpartner hoffen, dass SIT bis 2010 letztlich bei 25 % der europäischen Zitrusproduktion eingesetzt wird. Nach der Präsentation lobte Timothy Hall von der EU-Kommission das Projekt und seine bisherigen Errungenschaften. "Dieses Projekt eignet sich sehr gut für eine EU-Finanzierung", kommentierte er. "Es handelt sich um ein kleines Projekt, liefert aber bedeutende Ergebnisse und verfügt über ein großes Potenzial."