Spezifisches Forschungs- und technologisches Entwicklungsprogramm (EWG) auf dem Gebiet der Umwelt, 1990-1994
Die Forschungsmaßnahmen konzentrieren sich auf das Verständnis der grundsätzlichen Mechanismen der Umwelt mit dem Ziel der Entwicklung integrierter vorbeugender Strategien auf allen Gebieten der menschlichen Aktivität. Multidisziplinäre Forschung mit Möglichkeiten für das Studium aller Elemente der Biosphäre und Verfolgung ihrer historischen Entwicklung stellen sowohl auf die Betrachtung der Beziehung zwischen dem Menschen und seiner natürlichen Umgebung und auf seine Beziehungen mit seiner wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Umgebung usw. ab, da diese ein unteilbares Ganzes darstellen.
Bei der Teilnahme an globalen Änderungsprogrammen liegt der Schwerpunkt auf Problemen, die die Umweltpolitik beeinflussen können, sowie auf Gebieten, wo die Gemeinschaft in einer günstigen Lage zur Gewährleistung europäischer Koordinierung im Rahmen umfassender internationaler Programme unter gleichzeitiger Berücksichtigung einzelstaatlicher Programme ist. Soweit angebracht, erfolgt die Projektdurchführung in enger Zusammenarbeit mit den MAST- und Biotechnologie-Programmen. Zu den neue Aktionen zählen die Arktik-Kampagne der Jahre 1991/1992 und 1992/1993 zur Identifikation einer möglichen Reduzierung der Ozonschicht.
Auf dem Forschungsgebiet der Technologien und des Engineerings für die Umwelt ist die wissenschaftliche Unterstützung der zukünftigen Europäischen Umweltagentur von ausschlaggebender Bedeutung. Maßnahmen für den Schutz und die Erhaltung von Denkmälern und Objekten, die Bestandteil des europäischen kulturellen Erbes sind, werden mit dem EUREKA-Projekt EURO-ENVIRONMENT koordiniert, und von diesem Programm finanzierte Forschungsteams nehmen an dem EUREKA-Projekt EUROCARE teil. Integrierte Forschung auf dem Gebiet natürlicher Risiken ist ein europäischer Beitrag zum "Internationalen Jahrzehnt zur Reduzierung von Naturkatastrophen".
Die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) leistet mit ihrem eigenen Programm einen weiteren Beitrag zu den Maßnahmen auf dem Gebiet der Umwelt, insbesondere durch pränormative Arbeiten über atmosphärische Chemie und die Modellierung durch Studie der Bestimmung und des Managements technologischer Risiken und Nutzung von Experimentalmethoden zur Einschätzung solcher Risiken.
Ergänzung und Intensivierung der Maßnahmen des laufenden Umweltforschungsprogramms mit den Hauptzielen der Berücksichtigung der Umwelt und der Lebensqualität, der schnellen Reaktion auf durch globale Veränderungen verursachte wissenschaftliche Herausforderungen und Gewährleistung der Kontinuität der wissenschaftlichen Unterstützung der Umweltprolitik der Gemeinschaft.
Vier Gebiete:
- Teilnahme an Programmen über globale Veränderungen:
Leistung eines Beitrags zum Verständnis der die Umweltveränderungen bestimmenden Prozesse und Einschätzung der Wirkung auf menschliche Aktivität:
. Natürliche Klimaveränderungen:
Rekonstruktion und Modellierung der Entwicklung des Klimasystems in der Vergangenheit zum besseren Verständnis der Systementwicklung unter dem Einfluß anthropogener Faktoren;
. Anthropogenische Klimaveränderungen:
Verständnis, Beschreibung und Voraussage von Klimaveränderungen aufgrund des durch menschliche Aktivität verursachten Treibhauseffekts;
. Wirkung von Klimaveränderungen:
Voraussage der physikalischen und menschlichen Beeinflussung der voraussichtlichen Klimaveränderungen in der Europäischen Gemeinschaft;
.Stratosphärisches Ozon:
Verständnis und Voraussage von Prozessen und ihren Konsequenzen, die zum Abbau von atmosphärischem Ozon führen, und Schaffung einer wissenschaftlichen Ausgangsbasis für Gegenmaßnahmen;
.Troposphärenphysik und -chemie;
Aufklärung wichtiger physikalisch-chemischer Prozesse in der Troposphäre als Basis für die Definition vorbeugender Maßnahmen mit dem Ziel der Reduzierung von Emissionen;
. Biogeochemische Zyklen:
Vertiefung des Verständnisses biogeochemischer Zyklen und ihrer Störung durch menschliche Aktivität, und Schaffung einer wissenschaftlichen Basis für vorbeugende und Wiederherstellungsmaßnahmen;
.Ökosystemdynamik:
Verständnis und Voraussage der Wechselwirkung von globalen Veränderungen und der Dynamik von Erd- und Süßwasser-Ökosystemen und Schaffung einer Wissenschaftlichen Ausgangsbasis für vorbeugende und Anpassungsstrategien;
- Technologien und Technik für die Umwelt:
Förderung besserer Umwelt-Qualitätsstandards durch Anregung technologischer Innovation auf vorwettbewerblicher Ebene:
. Einschätzung und Beobachtung der Umweltqualität:
Beitrag zur Entwicklung fortgeschrittener Ausrüstungen und analytischer Methoden für HochleistungsUmweltüberwachungssysteme;
. Technologien für den Schutz und die Sanierung der Umwelt:
Beitrag zur Entwicklung von Technologien für den Schutz und die Sanierung der Umwelt, einschließlich aller Hauptaspekte der städtischen und ländlichen Umgebung;
Erforschung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aspekte von Umweltfragen:
Verbesserung des Verständnisses der rechtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, ethischen und Gesundheitsaspekte der Umweltpolitik und des Umweltmanagements. .Sozialwirtschaftliche Einschätzung der sich ändernden Umwelt:
Entwicklung der Konzepte umweltbedingter gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Änderungen und ihre Anwendung auf Umweltänderungen und unter dem Grundsatz der nachhaltigen Entwicklung;
.Sozialwirtschaftliche Wirkung von Umweltstrategien und Forschung;
Einarbeitung umweltbedingter sozialwirtschaftlicher Faktoren in die gemeinschaftlichen Strategien und Schaffung einer sozialwirtschaftlichen Dimension für gemeinschaftliche FuE;
-Technologische und natürliche Risiken:
Unterstützung bei der Lösung allgemeiner Probleme von transnatioalem Interesse durch eine systematische Vorgehensweise und interdisziplinäre Forschung:
. Natürliche Risiken:
Verständnis der Ursachen, Mechanismen und Konsequenzen gefährlicher Naturereignisse und Schaffung einer wissenschaftliche Ausgangsbasis für den Katastrophenfall (Vorbereitung, Voraussage, Warnung, Milderung oder Verhinderung, Wiederaufbau und Anpassung);
. Technologische Risiken:
Verständnis der Konsequenzen menschlicher Aktivität, Technologien und Produkte für die menschliche Gesundheit und die Umgebung als Basis für vorbeugende gemeinschaftliche Strategien und Rechtsbestimmungen;
. Desertifizierung im Mittelmeerraum:
Bestimmung der natürlichen und durch menschliche Handlung bedingten Ursachen, der Mechanismen und Auswirkung der weiteren Desertifizierung im Mittelmeerraum. Die Forschung soll sich mit den historischen Ursachen (menschlich und klimatisch) und den Folgen einer Desertifizierung befassen.
Die Kommission ist für die Durchführung des Programms verantwortlich. Dabei wird sie durch einen aus Vertretern der Mitgliedstaaten gebildeten Ausschuß unter dem Vorsitz eines Vertreters der Kommission unterstützt.
Das Programm umfaßt Forschungs- und technologische Entwicklungsprojekte (FTE-Projekte), konzertierte Aktionen und flankierende Maßnahmen.
Die FTE-Projekte werden im Rahmen von Verträgen auf der Basis von Kostenteilung durchgeführt, wobei die finanzielle Beteiligung der Gemeinschaft unter normalen Umständen 50% nicht überschreitet. Hochschulen und andere Forschungsstellen können entweder für jedes Projekt eine Bezuschussung mit 50% des Gesamtaufwands beantragen, oder die 100%ige Finanzierung der zusätzlichen Grenzkosten. Der Abschluß von Verträgen über Forschungsprojekte auf der Basis von Kostenteilung muß unter normalen Umständen nach Abschluß des Auswahlverfahrens aufgrund einer im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften bekanntgemachten Aufforderung zur Unterbreitung von Vorschlägen erfolgen. Als allgemeine Regel gilt, daß sich wenigstens zwei voneinander unabhängige Partner aus unterschiedlichen Mitgliedstaaten an einem Projekt beteiligen müssen.
Die flankierenden Maßnahmen bestehen aus:
- Veranstaltung von Seminaren, Workshops und wissenschaftlichen Konferenzen;
- Interne Koordinierung durch Bildung integrierender Gruppen;
Fortgeschrittene Technologie-Bildungsprogramme mit dem Schwerpunkt auf Multidisziplinarität;
- Förderung der Nutzung der Forschungsergebnisse; Laufende Prüfung der langfristig im Bereich der Umwelt auftretenden Probleme durch eine Arbeitsgruppe von Experten auf höchster Ebene;
- Unabhängige wissenschaftliche und strategische Auswertung der Funktion von Projekten und des Programms.
Konzertierte Aktionen bestehen aus Maßnahmen der Gemeinschaft zur Koordinierung einzelner Forschungsanstrengungen in den Mitgliedstaaten. Diese können mit bis zu 100% des Koordinierungsaufwands bezuschußt werden.
Die Kommission ist aufgrund von Artikel 130n des Vertrags zur Verhandlung internationaler Abkommen mit Drittländern befugt, die COST-Mitglieder sind, insbesondere den EFTA-Mitgliedsländern und den mittel- und osteuropäischen Ländern, damit sich auch diese ganz oder teilweise an dem Programm beteiligen können. Organisationen und Unternehmen in europäischen Drittländern kann auf der Basis des Kriteriums des gemeinsamen Vorteils ebenfalls eine Teilnahme im Kontext des Programms gestattet werden. Bei Bereich 1-Projekten (Teilnahme an Programmen über globale Veränderungen) kann diese Option auf in anderen Drittländern ansässige Einrichtungen und Unternehmen sowie auf internationale Organisationen ausgedehnt werden, die sich mit Forschung auf diesem Gebiet befassen.
Kein außerhalb der Gemeinschaft ansässiges und als Partner an einem im Rahmen des Programms durchgeführten Projekt beteiligtes Unternehmen kann jedoch in der Genuß gemeinschaftlicher Finanzierung dieses Programms kommen. Die betroffene Organisation muß sich an den allgemeinen Verwaltungskosten beteiligen.
Die erforderlichen gemeinschaftlichen Finanzierungsmittel für die Ausführung des Programms werden mit 319 Mio. ECU veranschlagt. Ein Betrag von 1% des Haushaltsrahmens wird dabei als Beitrag des Programms zu einem zentralisierten System für die Verbreitung und Nutzung der Forschungsergebnisse zurückgestellt. Wenigstens 10% der Mittel werden für Grundforschung verwendet, und 2% für die Ausbildung von Forschern. Ein weiterer Betrag von 150 Mio. ECU ist für Forschungsaktionen auf dem Gebiet der Umwelt durch die Gemeinsame Forscungsstelle (GFS) eingeplant, einschließlich von 1,5 Mio. ECU als Beitrag der GFS zu zentralen Verbreitungsmaßnahmen im gegenwärtigen spezifischen Programm.
Die Verbreitung des während der Abwicklung der Projekte gesammelten Wissens erfolgt sowohl im Rahmen einzelner Programme als auch über ein zentrales System.
Im zweiten Jahr der Durchführung erfolgt eine Prüfung des Programms durch die Kommission mit Berichterstattung an das Europäische Parlament und den Rat. Bei Programmende erfolgt eine Auswertung der erzielten Ergebnisse durch eine Gruppe von unabhängigen Experten, die den gleichen Gremien unterbreitet wird.