Nicht nur tolerieren, sondern entgegenkommen
Im Projekt "Tolerance, pluralism and social cohesion. Responding to the challenges of the 21st century in Europe" (ACCEPT PLURALISM) wurden aufkommende Spannungen zwischen nationalen Mehrheiten und ethnischen oder religiösen Minderheiten untersucht. Die Projektmitglieder bemühten sich, zwischen liberaler Toleranz (im Grunde bloße Nichteinmischung) und egalitärer Toleranz (der Vielfalt aktiv entgegenkommen) zu unterscheiden. Zu Beginn befassten sich die Projektmitglieder mit der kulturellen, ethnischen und religiösen Vielfalt der heutigen europäischen Gesellschaften und der Vielzahl von Konzepten und Normen, von denen Gebrauch gemacht wird, um den durch diese Vielfalt aufkommenden Herausforderungen zu begegnen, darunter Integration, Assimilation, Toleranz oder Respekt. In ACCEPT PLURALISM wurde ein theoretischer Rahmen für Forscher entwickelt, um zwischen Intoleranz, Toleranz und Akzeptanz gegenüber den Ansprüchen von Minderheiten und Migranten unterscheiden zu können. Dieser Rahmen wurde bei acht Reihen von Fallstudien angewendet. Vier davon befassten sich mit dem Schulleben : die Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt in schulischen Lehrplänen, insbesondere im Geschichts- und Erdkundeunterricht; Maßnahmen gegen die Ausgrenzung von Schülern, die einer Minderheit angehören, insbesondere der Roma; die Organisation und Finanzierung von Konfessionsschulen; und kultureller Vielfalt im Schulalltag entgegenkommen, darunter Kleiderordnungen, Elternabende oder der Schulkalender. Vier Fallstudienreihen konzentrierten sich auf die Politik : die Toleranz gegenüber rassistischen Reden in der heutigen Politik; die Einrichtung spezieller Institutionen zur Vertretung einheimischer Minderheiten; eine kritische Überprüfung von Zwischenfällen, in denen lokale Politiken Migranten ausschlossen; und die politische Mobilisierung der Muslime. Die komparativen Erkenntnisse dieser Fallstudien werden in den Kurzdossiers des Projekts dargelegt. Unter den vielen Leistungen des Projekts findet sich auch eine Reihe von Publikationen, die sich an verschiedene Zielgruppen richten, sowie die Veröffentlichung eines Handbuchs für Toleranz und kulturelle Vielfalt in Europa . Letzteres soll als Schulungsmittel für Lehrer an weiterführenden Schulen Verwendung finden, ist jedoch auch für Schüler der Oberstufe und Studenten geeignet. Das Konsortium von ACCEPT PLURALISM formulierte eine Reihe von Toleranzindikatoren in Schulleben und Politik, die zur Selbstüberwachung oder zur Einschätzung des gesamten "Toleranzindexes" in verschiedenen europäischen Ländern eingesetzt werden können. Eine Pilotstudie, die mit diesen Indikatoren arbeitete, wurde auf der Projektwebsite veröffentlicht, um darzustellen, wie verschiedene Länder mit verschiedenen Problemen in Bezug auf unterschiedliche Minderheitengruppen besser oder schlechter umgehen.