Zur Rolle von Immunglobulin E bei Autoimmunerkrankungen
Mit Immunglobulinen bzw. Antikörpern erkennt und wehrt sich das Immunsystem gegen Krankheitserreger wie Bakterien und Viren. In den letzten Jahren wurden die fünf von B-Zellen sezernierten Antikörperklassen IgA, IgD, IgG, IgE und IgM charakterisiert, zusammen mit deren physiologischen und pathophysiologischen Funktionen. Doch obwohl IgD-Antikörper evolutionär konserviert sind, ist ihre Funktionsweise noch größtenteils unklar. Neue Erkenntnisse zeigen, dass IgD-Antikörper ein hochkonserviertes Überwachungssystem an der Schnittstelle zwischen Immunantwort und Entzündungsgeschehen regulieren. Um Aufschluss über die IgD-Funktion zu erhalten, untersuchte das EU-finanzierte Projekt ACIGDSLE (Regulation and function of IgD in systemic lupus erythematosus) nun den Beitrag zur Entstehung von Autoimmunerkrankungen, insbesondere bei SLE. Zunächst wurde die Regulierung von IgD durch B-Zellen untersucht und ein funktioneller Zusammenhang mit Vitamin D (VD3) enthüllt. VD3 hemmt offenbar die Bildung von IgD, indem es den Klassenwechsel von IgM zu IgD auf DNA-Ebene verhindert. Die bei SLE-Patienten beobachteten hohen IgD-Antikörperwerte und eine VD3-Insuffizienz bestätigen diese These. Präklinische Daten eines Mausmodells zeigten, dass IgD die primäre Th2-Antwort verstärken, indem sie mit Basophilen und möglicherweise noch anderen Effektorzellen des angeborenen Immunsystems interagieren. IgD interagiert offenbar auch mit dem Transmembranprotein CD44, und eine Störung dieses Prozesses könnte die Ursache von Autoimmunerkrankungen sein. Insgesamt zeigen die Ergebnisse von ACIGDSLE, dass die hohen IgD-Werte bei Autoimmunkranken den entzündlichen Prozess noch verschlimmern können. Der funktionale Zusammenhang mit VD3 eröffnet damit neue Wege, um das Entzündungsgeschehen bei SLE einzudämmen.
Schlüsselbegriffe
Immunoglobulin D, Autoimmunerkrankungen, systemischer Lupus erythematodes, IgD, Immunsystem, Vitamin D