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Inhalt archiviert am 2024-04-23

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Feature Stories - Open access: EU-Projektergebnisse gehen an die Öffentlichkeit

Öffentlich finanzierte Forschung sollte eigentlich allen zugute kommen, was wiederum heißt, dass man die hart erarbeiteten Erkenntnisse nicht in obskuren oder überteuerten Fachjournalen vergraben sollte. Die Europäische Kommission möchte die Resultate der Projekte des Siebten Rahmenprogramms (RP7) und von Horizont 2020 vollständig als "open access"-Publikationen, also absolut frei zugänglich, ans Licht der Öffentlichkeit entlassen. Ein Projekt fördert nun den freien Zugang sowie den Aufbau eines Portals für alle RP7-Projektpublikationen und -datensätze.

Man hat es ja immer wieder mit diesem unmöglichen Stereotyp vom eigenbrötlerischen Wissenschaftler zu tun: gerauftes Haar à la Einstein, eingeigelt in seinem heiligen Labor... Dieses Zerrbild ist so stark, dass wir nur zu oft vergessen, dass herausragende Wissenschaftler wie Galileo und Einstein oftmals ausgezeichnete Kommunikatoren waren und durchaus Wissen mit ihren Kollegen und der breiten Öffentlichkeit austauschten. Genau wie auch die heutzutage erfolgreichen Wissenschaftler auf Konferenzen sprechen, Bücher und wissenschaftliche Artikel schreiben, mit den Menschen online interagieren sowie auf Workshops und in Symposien zu lockeren Plaudereien zur Verfügung stehen. Kommunikation ist ein grundlegender Bestandteil wissenschaftlicher Arbeit. Ohne sie würde das tiefere Verständnis und das Wissen, dass die Forscher oft hart erarbeiten müssen, in deren Gehirnen eingesperrt bleiben und wohl niemals den Weg in neue Produkte, Innovationen und realen Anwendungen finden. Lesen Sie alles Das traditionellste und sicher immer noch das wichtigste Vehikel zur Verbreitung erforschter Erkenntnisse ist die von unabhängigen Sachverständigen begutachtete wissenschaftliche Veröffentlichung, das gute alte "peer-reviewed Paper". Diese Artikel werden in speziellen Fachzeitschriften veröffentlicht - von bekannten, renommierten Titeln wie "Nature" und "Science" bis hin zu Publikationen, die sich auf einen sehr engen Themenbereich und äußerst spezielle Forschungszweige konzentrieren. Und hierin liegt eine unglückselige Ironie: veröffentlichen die Wissenschaftler ihre Neuigkeiten auf diesem Wege, so ist ihre Forschung dann eher weniger für die Öffentlichkeit zugänglich, da sie meistens nur innerhalb ihrer eigenen Forschergemeinschaft Verbreitung findet. Die meisten wissenschaftlichen Verlage, die als private Unternehmen laufen, verkaufen Abonnements ihrer Fachjournale und fordern Gebühren für den Zugriff auf einzelne Artikel. Privatpersonen und Firmen können die wissenschaftlichen Veröffentlichungen nur dann lesen, wenn sie (oder eine Bibliothek) die Zeitschrift abonnieren oder eine einmalige Gebühr für den betreffenden Artikel zahlen. Die Europäische Kommission argumentiert bereits seit langem dafür, dass die Ergebnisse öffentlich finanzierter EU-Forschung auch öffentlich zugänglich sein sollten. Die Kommission unterstützt ein Modell des wissenschaftlichen Publizierens, das freien Zugriff auf veröffentlichte Artikel bietet. Hinaus ins Freie Um es von der EU geförderten Projekten zu erleichtern, ihre Ergebnisse zu veröffentlichen und besser zugänglich zu machen, finanziert die Kommission im Rahmen des RP7 das Projekt "Open access infrastructure for research in Europe" (OpenAIRE ). Dieses ehrgeizige Projekt wird einen universellen, einzelnen Zugangspunkt zu allen Open-Access-Publikationen von RP7-Projekten im Laufe des Siebten Rahmenprogramms erschaffen. "Um mehr frei zugängliche Veröffentlichungen auf den Weg zu bringen, hat die Europäische Kommission für rund 20% der RP7-Projekte Open Access als obligatorisch erklärt", erklärt Projektmanagerin Natalia Manola. "Das steht dann so im Vertrag, ist aber doch ein eher unscharfes Ziel - nur schwer durchzusetzen und zu überwachen bzw. in seinen tatsächlichen Auswirkungen zu ermessen. Die Idee des Online-Open-Access ist noch relativ neu. Eines der größten Probleme besteht darin, dass die Projekte einige Resultate in traditionellen Fachzeitschriften und einige in Open-Access-Publikationen veröffentlichen werden. Das Wissen wird auf diese Weise zerstückelt; das Ergebnis eines Projekts im Ganzen zu sehen ist dann schwierig, einfach weil es auf so vielfältige Art verbreitet wird. Und wir wollen aber, dass alles für jeden zugänglich ist." OpenAIRE ist ein Internetrepositorium und basiert auf einer Technologie, die in einem früheren Projekt mit dem Titel "Driver" entwickelt wurde. Die Driver-Engine war in der Lage, die bereits existierenden Open-Access-Repositorien der Universitäten, Forschungseinrichtungen und eine wachsende Anzahl von Open-Access-Verlagen zu durchforsten. Sie versah all diese Publikationen mit einem Index und bietet einen universellen Zugangspunkt für Einzelpersonen, Unternehmen oder andere Wissenschaftler, über den eine allumfassende Sammlung von Open-Access-Ressourcen durchsucht werden kann. Heute hat Driver einen beeindruckenden Katalog von fast sechs Millionen Einträgen aus 327 Open-Access-Repositorien aus ganz Europa und darüber hinaus vorzuweisen. OpenAIRE nutzt dieselbe zugrunde liegende Technologie zur Indexierung der RP7-Publikationen und Ergebnisse. Die RP7-Projektteilnehmer werden dazu ermutigt, ihre wissenschaftlichen Artikel, Berichte und Konferenzpräsentationen in ihren institutseigenen Open-Access-Repositorien zu veröffentlichen. Die OpenAIRE-Engine durchkämmt ständig diese Repositorien, um alle Veröffentlichungen im Zusammenhang mit RP7-finanzierten Projekten auszumachen und mit einem Index zu versehen. OpenAIRE passt die Publikationen in enger Zusammenarbeit mit den eigenen Datenbanken der Europäischen Kommission an deren jeweilige RP7-Finanzhilfen und -projekte an, so dass eine nahtlose Verbindung zwischen diesen bisher getrennten Datensätzen geschaffen wird. An OpenAIRE ist außerdem das Open-Access-Repositorium für die "verwaisten" CERN-Veröffentlichungen angeschlossen. Alle Teilnehmer am RP7 ohne Zugang zu einem institutseigenen Repositorium können weiterhin Open Access-Publikationen einreichen, indem sie diese dem CERN-Repositorium hinzufügen. Offen für Überzeugungsarbeit "Bei OpenAIRE geht es nicht nur um die Entwicklung neuer Technologien", wie Natalia Manola anmerkt, "da sich ein bedeutender Teil des Projekts auf die Förderung von Open Access in der RP7-Gemeinschaft konzentriert. Wir engagieren uns für unterstützende und politikbezogenen Aktivitäten, die für das frei zugängliche Publizieren eintreten, so dass die Projekte im vollen Umfang zu Europas Wissensinfrastruktur beitragen können." Das Projekt sammelt Nutzungsstatistiken des Portals und den Umfang der Open-Access-Veröffentlichungen. Es wird diese Informationen der Kommission zur Verfügung stellen und diese Daten einsetzen, um die europäische Politik auf diesem Gebiet zu informieren. OpenAIRE arbeitet mit Nachdruck daran, seine Informationen mit der CORDA-Datenbank, der Masterdatenbank sämtlicher EU-finanzierter Forschungsprojekte, zu verflechten. Schon bald sollte es möglich sein, beispielsweise auf CORDIS (dem EU-Portal für Forschungsförderung) auf ein Projekt zu klicken und auf diese Weise Zugang zu allen Open-Access-Artikeln zu bekommen, die innerhalb dieses Projekts veröffentlicht wurden. Die Projekt-Webseiten werden überdies Links zu den unabhängig begutachteten Publikationen des Projekt zu Verfügung stellen können und die Verbreitung der Veröffentlichungen gewissermaßen mühelos ermöglichen. Die Projektteilnehmer arbeiten außerdem gemeinsam mit EU-Mitgliedern an der Entwicklung einer europaweiten "Open-Access-Helpdesk", welche den Forschern Fragen zum Thema Open-Access-Publishing beantworten und die Open-Access-Initiativen koordinieren wird, die derzeit in verschiedenen Ländern stattfinden. Der Helpdesk wird Beziehungen knüpfen und zusätzliche Open-Access-Repositorien ermitteln, die dem OpenAIRE-Netzwerk hinzugefügt werden können. Das Erweiterungsprojekt OpenAIREplus mit dem Ziel des Aufbaus der "Wissensinfrastruktur" des Europäischen Forschungsraums arbeitet derzeit parallel an OpenAIRE, um dem Mix Open-Access-Datensätze hinzufügen und einen sogenannten "Informationsraum" zu erschaffen, in dem Publikationen, Datensätze und Finanzierungsinformationen (EG und national) miteinander verknüpft sind. Die Forscher können dann anderen ihre Rohdaten, Bezugsdaten, oder den Publikationen zugeordnete Datenobjekte zur Analyse oder zur Nutzung zur Verfügung stellen. "Die derzeitigen Netzwerke für Publikationsrepositorien werden erweitert, um Datenanbieter aus speziellen wissenschaftlichen Fachbereichen anzuziehen. Der partizipative Gestaltung von OpenAIREplus wird den Forscher nahtlos zu frei zugänglichen Forschungsdaten hinführen", erklärt Professor Dr. Norbert Lossau, wissenschaftlicher Koordinator von OpenAIREplus und Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in Deutschland. "Das erfahrene Konsortium wird den Weg ebnen, um die Forschungsarbeit der europäischen Wissenschaftler zu unterstützen sowie multidisziplinärer Wissenschaft Tür und Tor zu öffnen." "Ich denke, dass mehr frei zugängliche Publikationen, unterstützt durch Projekte wie OpenAIRE und OpenAIREplus, tatsächlich die europäische Wirtschaft ankurbeln und der Innovation auf die Sprünge helfen werden", schließt Natalia Manola. "Sind Sie Angestellter eines kleinen oder mittleren Unternehmens oder Lehrer, so haben Sie sonst kaum eine Möglichkeit, die neuesten Forschungsergebnisse zu lesen. Gibt es allerdings freien, offenen Zugang, so kann jeder die Informationen nutzen wie er möchte. Auf diese Weise sollte man das Beste aus öffentlich geförderter Forschung herausholen können." Das OpenAIRE-Projekt erhielt 4,2 Millionen EUR des Gesamtprojektbudgets in Höhe von 5,0 Millionen EUR als Forschungsmittel unter dem Programm "Forschungsinfrastrukturen" des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7). Nützliche Links: - Projektwebsite "Open access infrastructure for research in Europe" - OpenAIRE-Projekt-Factsheet auf CORDIS - DRIVER open access repository network Weiterführende Artikel: - Netzwerk schafft öffentlichen Zugang zu astronomischen Instrumenten - Öffentlich zugängliche Veröffentlichungen unterstützen die Ziele der Digitalen Agenda - Fünf Mitgliedstaaten geben grünes Licht für biologisches Datenspeicherprojekt - Start der EU-finanzierten Website "ecancerHub"