Neue Erkenntnisse über Randzellen des Hinterhirns
Das Gehirn besteht im Wesentlichen aus drei Abschnitten: dem für "höhere" Funktionen zuständigen Vorderhirn und dem entwicklungsgeschichtlich älteren "primitiven" Mittelhirn und Hinterhirn. Wie Funktionen im Hinterhirn gesteuert werden, ist noch wenig erforscht, und mit dieser Wissenslücke befasste sich nun das Projekt MCAHBC (Molecular and cellular analysis of hindbrain boundary cells). Jeder Hirnabschnitt ist in Kompartimente unterteilt, die von so genannten Randzellen begrenzt werden. Vorangegangene Studien hatten gezeigt, dass diese Zellen in bestimmten Regionen wesentlich zur Organisation der Hirnstruktur beitragen. Nun wurde untersucht, ob den Randzellen des Hinterhirns auch eine Rolle bei der Steuerung zukommt. Am Modellorganismus Zebrafisch untersuchten die Forscher Entstehung, Verhalten, zellinterne Prozesse und Funktion von Randzellen im Hinterhirn. In Genomanalysen kartierten sie die an der Regulierung beteiligte genetische Sequenz rfng. Die Forscher kombinierten Immunfluoreszenz, histochemische Methoden und Zeitraffer-Mikroskopie, um die die betreffenden Genkontrollmechanismen zu analysieren. Identifiziert werden sollte auch, welche Gene für die Differenzierung von Stammzellen (undifferenzierte Zellen) zu Randzellen und deren Teilung bzw. Proliferation zuständig sind. Die Ergebnisse liefern wertvolle Hinweise zur Steuerung des Nervensystems, insbesondere im Zusammenhang mit Crosstalk und Interaktion in dem wichtigen Eph-Signalweg, den alle Tiere besitzen und der auch mit der Entstehung verschiedener Krebsarten assoziiert wird. Die Forschungsergebnisse sind in vieler Hinsicht signifikant, vor allem liefern sie der Stammzellforschung neue Impulse, da sich Randzellen des Hinterhirns als biologisches Modell eignen, um Zelldynamik und Differenzierung während der Entwicklung des Zentralnervensystems zu untersuchen.