Abmildern elektromagnetischer Störung
Im derzeitigen Lebenszyklus eines Luftfahrzeugs werden entsprechende experimentelle Prüfungen am Ende der Entwicklungsphase durchgeführt, wenn das Flugzeug bereits fertiggebaut ist und kurz vor seiner Marktfreigabe steht. Wenn aber die Ausstattung und die Untersysteme miteinander elektromagnetsich interferieren oder aufgrund äußerer EM-Störungen nicht voll funktionsfähig sind, können die Nachbearbeitungskosten hoch sein, und auch der Lieferzeitplan kann sich beträchtlich verschieben, wenn Neuentwürfe gemacht oder erneute Prüfungen durchgeführt werden müssen. Um dem abzuhelfen, wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts "HIRF synthetic environment" (HIRF SE) eine Methodik ausgearbeitet, deren Ziel die Entwicklung einer Technologie ist, welche EM-Störung bereits in einem frühen Entwicklungsstadium des Flugzeugs abmildern soll. Darüber hinaus könnte dadurch eine beträchtliche Reduzierung der an Luftfahrzeugen durchzuführenden Zertifizierungs- bzw. Qualifikationsprüfungen erreicht werden. Um die zunehmende Nutzung von Verbundwerkstoffen und -strukturen in der Luftfahrtindustrie zu berücksichtigen, umfasst der HIRF SE-Projektrahmen auch die fortschrittlichsten Rechenmodelle zur numerischen Simulation elektromagnetischer Eigenschaften und Wirkungen. Des Weiteren konnte eine Vielzahl verschiedener Arten innerer wie äußerer elektromagnetischer Störquellen simuliert werden. Ebenso wurden hochentwickelte Rechenwerkzeuge angewandt, um die inneren und äußeren EM-Störfelder in Fällen niedriger und hoher Frequenz (zwischen 10 kHz und 3 GHz sowie zwischen 3 und 40 GHz) zu berechnen. Dank der offenen und anpassbaren Gestaltung des Projektrahmens konnten viele spezialisierten Programme der Erforschung elektromagnetischen Verhaltens zusammenarbeiten.Indem die Ergebnisse realer Tests an kleinen und mittelgroßen Luftfahrzeugen mit bereits vorhandenen Daten für große Luftfahrzeuge abgeglichen wurden, wurde der korrekte Ablauf des Projektrahmens überprüft und validiert. Des Weiteren wurden alle Instrumente, die in den HIRF SE-Rahmen aufgenommen worden waren, durch einen Vergleich mit durch Messungen erzielten Resultaten bewertet. Das Projekt HIRF SE trägt zur Lieferzeitreduzierung künftig hergestellter Luftfahrzeuge und Luftfahrzeugsysteme bei, indem es die Zeiten für Prüfverfahren, mögliche Nachentwürfe und erneutes Prüfen reduziert. Die Entwicklung und Validierung neuer computergestützter Modelle ist maßgeblich für eine Reduzierung der Entwicklungstests, welche benötigt werden, um eine Zertifizierung der Luftfahrzeuge sowie verbesserte Ergebnisse zu erhalten.