Wer setzte die Umweltpolitik auf die politische Tagesordnung?
Entranet untersuchte, wie ein neuer, in den Verträgen von Rom 1957 noch nicht vorgesehener Bereich der Politik in den Zielen der Europäischen Kommission Fuß fasste. Diese Entwicklung war umso unerwarteter, als sie in eine Zeit fiel, in der alle Bemühungen auf die Modernisierung der Wirtschaft und die Mehrung des Wohlstands ausgerichtet waren. Die Forscher untersuchten, wie aus unstrukturierten transnationalen Netzwerken bestehend aus Europäischer Kommission, nationalen Ministerien und Umweltbewegungen eine neue Umweltpolitik hervorging. Dies stand im Gegensatz zur herkömmlichen, allein auf die Rolle der Mitgliedstaaten konzentrierten Herangehensweise. Die Richtlinie des Rates 79/409/EWG über die Erhaltung wildlebender Vogelarten wurde als Fallstudie herangezogen. Die Untersuchung zeigt, dass die Mitglieder des Europäischen Parlaments auf diese Weise dem öffentlichen Druck nachgaben, Wildvogelpopulationen zu schützen. Sie belegt auch, dass die europäischen Ministerien in den 70er Jahren stärker als bislang angenommen auf die Forderungen von Bürgern, Sachverständigen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) eingingen. Das Entranet-Projekt befördert daher die aktuelle Debatte zwischen Forschern, Juristen und politischen Entscheidungsträgern um die Entstehung neuer Gesetzgebungsbereiche innerhalb der Europäischen Union.