Schadensbegrenzung für historische Gobelins
Am Projekt "Monitoring of damage to historic tapestries" (MODHT) beteiligen sich Experten aus dem Bereich der Konservierungswissenschaften und der Textil- und analytischen Chemie. Die Forscher setzten traditionelle Techniken ein, um Modellgobelins zu produzieren, die sie als wissenschaftliche Standards verwenden konnten. Mit diesen wurden physikalische und chemische Marker zur Charakterisierung von Fasern, Farbstoffen und Metallfäden entwickelt. Die Analysen erfolgten auf Mikroskala und stellten den Zusammenhang zwischen chemischer Zusammensetzung und Stärke der Gobelinfasern her. Veränderungen auf molekularer Ebene weisen auf den Zustand der Faser hin und auf die Widerstandsfähigkeit des Gobelins, noch bevor ein Schaden überhaupt sichtbar wird. Weiterhin kann die Mikroanalyse von Abbauprodukten von Farbstoffen und Beizen, die zur Fixierung der Färbung verwendet wurden, den Forschern wertvolle Informationen liefern. Konventionelle Extraktionstechniken mit Säuren zur Entfernung von Farbstoffen aus Wolle- und Seidenfasern konnten nicht eingesetzt werden, weil diese in das Analyseverfahren eingreifen. Die Projektpartner von der Universität Edinburgh verwendeten zweidimensionale kernmagnetische Resonanzverfahren (2D NMR) und Flüssigkeitschromatografie-Massenspektrometrie (LC-MS), um die passenden Markerverbindungen zu bestimmen. Nach Extraktion der Gobelinfasern ließ sich der Marker mit Blauholz einfärben. Weiterhin wurde durch LCMS-Analyse ein Marker in Fasern festgestellt, die mit Brasilholz gefärbt waren. Sowohl Blauholz als auch Brasilholz sind tropische Baumarten aus Mittel- und Südamerika, die natürliche Farbstoffe liefern. Dank der Arbeiten des MODHT-Projekts können Museumskuratoren, den Zustand der ihnen anvertrauten Gobelins besser beurteilen. Mit diesen Informationen werden ihnen informierte Entscheidungen hinsichtlich der Konservierung dieser einzigartigen Kulturschätze leichter fallen.