Eine neue Möglichkeit, Falschaussagen und Falschmeldungen zu bekämpfen
Irreführende Inhalte verbreiten sich online schneller, als die Warnung „Fehlinformation“ ausgerufen werden kann. In der heutigen digitalen Umgebung wimmelt es von irreführenden Geschichten und Halbwahrheiten. Unwahrheiten verbreiten sich viel schneller als Fakten. „Fehlinformationen sind eine Gefahr für die Gesellschaft und die Arbeitsweise von Demokratien auf der ganzen Welt“, warnt die Autorenschaft einer Studie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“. „Sie haben sich auf zahlreiche kritische Probleme wie die Impfakzeptanz, Unterstützung zur Eindämmung der anthropogenen globalen Erwärmung und politische Wahlen ausgewirkt. Fehlinformationen konnten auch mit realer Gewalt in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel Massenausschreitungen in Indien und das Niederbrennen von 5G-Infrastruktur.“ Was aber noch beunruhigender ist: Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit Fehlinformationen umgehen sollen. Wie kann sie also bekämpft werden?
Auffrischungsimpfung für den Virus Fehlinformation
Ein Forschungsteam an der Universität Oxford im Vereinigten Königreich hat die „psychologische Auffrischungsimpfung“ vorgestellt – eine gezielte Gedächtnistechnik, um sich zu schützen und nicht getäuscht zu werden. „Unsere Forschung zeigt, dass genau wie eine medizinische Auffrischungsimpfung die Immunität steigert, eine psychologische Auffrischungsimpfung die Widerstandsfähigkeit gegen Fehlinformation mit der Zeit stärken kann“, so der Hauptforscher Rakoen Maertens von der Fakultät für Experimentelle Psychologie in einer Pressemitteilung. „Wenn wir Methoden zur Gedächtnisstärkung in das öffentliche Schulwesen und Programme zu digitalen Kompetenzen integrieren, können wir den Menschen helfen, diese kritischen Kompetenzen länger zu erhalten.“ Die Forschenden führten fünf große Experimente durch und testeten dabei drei unterschiedliche Interventionen an mehr als 11 000 Teilnehmenden. Mit textbasierten Tipps, Videos und interaktiven Spielen wurden sie geschult, manipulative Inhalte zu erkennen. Bei der textbasierten Intervention lasen die Teilnehmenden eine Nachricht, in der gängige Strategien von Fehlinformation erklärt werden. Bei der zweiten Intervention schauten sie kurze Videos dazu, wie emotional manipulative Rhetorik zur Täuschung eingesetzt wird. Bei der Dritten spielten die Teilnehmenden das kostenfreie Browserspiel Bad News. Dabei sollen sie Falschmeldungen selbst erstellen und müssen herausfinden, wie und warum gängige Methoden zu Fehlinformation eingesetzt werden. Bei allen Interventionen standen gängige Taktiken im Mittelpunkt, zum Beispiel emotionaler Sprachgebrauch zur Meinungsbeeinflussung oder eine fehlerhafte Logik, um Falschaussagen überzeugend erscheinen zu lassen.
Fragwürdiges herausfiltern
„Es ist wichtig, dass die Wirkung der Impfmaßnahmen bei Videos, Spielen und textbasierten Materialien nahezu gleich war“, erklärt der Mitautor Stephan Lewandowsky, Lehrstuhlinhaber für Kognitive Psychologie an der Universität Bristol im Vereinigten Königreich. „So ist es viel einfacher, die Maßnahmen weitreichend und in verschiedenen Kontexten durchzuführen, um die Menschen dazu zu befähigen, irreführende Inhalte zu erkennen.“ Nach den Interventionen konnten die Teilnehmenden irreführende Geschichten besser erkennen, aber nur für kurze Zeit, wenn keine Erinnerung oder Auffrischung erfolgte. Da kommt die Auffrischung in Form kurzer Zusammenfassungen oder Erinnerungen des Gelernten ins Spiel. Mit diesen sogenannten Auffrischungsimpfungen wurden die Kompetenzen zur Erkennung und Abwehr von Fehlinformationen geschärft. „Das ist die erste Studie, bei der systematisch betrachtet wird, wie lange die Wirkung dieser modernen Impfmaßnahmen tatsächlich anhält, warum sie mit der Zeit nachlässt und vor allem, wie das behoben werden kann“, so Maertens gegenüber der „CNN“.
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