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TECHNOLOGIES FOR COMPUTER-ASSISTED CROWD MANAGEMENT

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In einer Menschenmenge sicherer sein

Der Umgang mit großen Menschenansammlungen hängt von menschlichem Sachverstand ab, um zu überwachen und zu entscheiden, ob ein Eingreifen erforderlich ist – aber menschliches Versagen endetet bereits in Unglücksfällen. Können digitale Werkzeuge helfen?

Veranstaltungsmanagement mit großen Menschenmengen ist eine Kunst, die hauptsächlich auf menschlichem Fachwissen beruht, das hinter der Planung der Anordnung des Veranstaltungsortes, den Zugangsregelungen und der Abbildung bestimmter Krisenszenarien steckt. Auch die Überwachung während der Veranstaltung, die darauf abzielt, Entscheidungen über die Maßnahmen zu treffen, die zu ergreifen sind, um die Sicherheit der Menschenmenge zu gewährleisten und dem erwarteten Dienstleistungsniveau zu entsprechen, hängt von menschlichem Urteilsvermögen ab. Tragödien, die sich aus der Dynamik von Menschenmengen ergeben, sind zwar selten, kommen aber dennoch vor, und wenn es dazu kommt, dann liegt es oft an einem sich schnell verändernden Kontext, der nach menschlichem Ermessen nur schwer vorhersehbar und mit dem kaum Schritt zu halten ist. Wie können die neuesten digitalen Werkzeuge genutzt werden, um Situationen sicherer zu gestalten? Julien Pettre, Koordinator des Projekts CrowdDNA, das am Französischen Nationalen Institut für Forschung auf dem Gebiet der digitalen Wissenschaft und Technologie (Inria) angesiedelt ist, erklärt dazu: „Es scheint uns klar zu sein, dass die Schwierigkeit der Übung hauptsächlich in der Kompetenz der verantwortlichen Person liegt, die Situation richtig einzuschätzen. „Gerade in diesem letzten Punkt kann die Technologie eingreifen und Verantwortlichen bei der genauen Bewertung einer Situation und der Erkennung von Hinweisen auf ein drohendes Risiko helfen, insbesondere zu einem Zeitpunkt, zu dem menschliches Eingreifen zur Beseitigung dieser Gefahr noch möglich ist.“ Im Mittelpunkt des Projekts CrowdDNA, das von der EU unterstützt wurde, standen Situationen, in denen große Menschenansammlungen auftreten. In dieser Situation entstehen die Risiken für die Menschen in der Menge, wenn an einigen Stellen eine zu hohe Dichte herrscht, und dadurch die Bewegungsfreiheit der Menschen behindert wird. „Sie sitzen in der Falle und leiden unter den unberechenbaren Bewegungen der Menge, welche die Situation nur noch verschlimmern. Wenn die Dichte über einen längeren Zeitraum zu hoch ist, besteht für einzelne Personen die Gefahr des Erstickens und des Todes“, erläutert Pettre.

Revolutionäre Beobachtung dichter Menschenmengen in Echtzeit

Mithilfe von Computeranimation, virtueller Realität, Roboternavigation und Bewegungsplanung verfolgte das CrowdDNA-Team zwei Innovationslinien zur Verbesserung der Sicherheit von Menschenansammlungen. Das Team hat sich zum Ziel gesetzt, Art und Intensität der physischen Interaktionen zwischen Einzelpersonen in Menschenmengen zu verstehen und diese Phänomene in Form einer digitalen Simulation zu reproduzieren. Dann lautete das Ziel, diese Simulationswerkzeuge zu nutzen, um Technologien zur Analyse der Bewegungen von Menschenmengen zu entwickeln, mit denen potenziell gefährliche Situationen so früh wie möglich erkennbar sind. Das Projekt leitete revolutionäre Veränderungen bei den zur Beobachtung von Interaktionen in dichten Menschenmengen angewandten Methoden ein. Während Videoaufnahmen und 2D-Positionsrekonstruktionen von individuellen Wegverläufen die Norm in diesem Bereich waren, führte das Team von CrowdDNA die Verwendung von Ganzkörper-Bewegungserfassungstechnologien ein, um physische Interaktionen zwischen Personen zu erforschen. „Die Folge waren noch nie dagewesene Datensätze, die zum Beispiel die Ausbreitung von Stößen zwischen einzelnen Personen in einer Menschenmenge zeigen“, erklärt Pettre. Er fügt hinzu, dass im Rahmen des Projekts auch die Grundlagen für die Erfassung von Daten vor Ort mithilfe des Konzepts der „Crowd Observatories“, Observatorien für Menschenmengen, geschaffen wurden, an denen es seiner Meinung nach mangelte, obwohl es von zentraler Bedeutung ist, dass die Verantwortlichen wissen, was vor Ort tatsächlich geschieht. Neben der Erarbeitung innovativer Methoden zur Beobachtung der vor sich gehenden Dynamik von Menschenmengen konzentrierte sich das Team ebenfalls auf Modellierung und Simulation, um potenzielle Gefahren zu erkennen. „Während Simulationsmodelle im Allgemeinen grob vereinfachend sind und Individuen auf Teilchen reduzieren, die sich in einer Ebene bewegen, haben wir die Grundlagen für Simulationsmodelle für Menschenmengen geschaffen, welche die Komplexität der körperlichen Interaktionen zwischen einzelnen Personen erfassen, die sich auf Höhe der Gliedmaßen berühren. Dies verändert die Konzepte zur Simulation von Menschenmengen radikal und gestattet die Untersuchung von Situationen in dichten Menschenmengen, in denen ein komplexer physischer Austausch stattfindet“, merkt Pettre an.

Simulationen der Menschenmengendynamik zur Verbesserung der Analytik entwerfen

Während Unfälle im Zusammenhang mit Menschenansammlungen seltene Ereignisse sind, für die im Allgemeinen keine Daten zur Verfügung stehen, konnte das CrowdDNA-Team den Grundstein für einen Ansatz legen, bei dem die Simulation als Hauptquelle zur Entwicklung von Verfahren zur Analyse von Bildsequenzen von Menschenansammlungen dient. Diese Idee, die Situationsanalyse-Unterstützungstechnologien ausschließlich auf der Basis synthetischer Daten zu trainieren, könnte es in Zukunft ermöglichen, Technologien zu konzipieren, die an sehr spezifische Fälle angepasst werden können. Dazu sagt Pettre: „Wir dürfen nicht vergessen, dass jede Menschenmenge an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen einzigartig ist und dass die Fähigkeit zur Anpassung von unschätzbarem Wert ist.“

Schlüsselbegriffe

CrowdDNA, dichte Menschenmengen, Beobachtungsstellen für Menschenmengen, Computeranimation, virtuelle Realität, Roboternavigation, Bewegungsplanung, Sicherheit von Menschenmengen

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