Genießt die Wissenschaft weltweit Vertrauen?
Die Autorität der Wissenschaft wird seit der weltweiten Pandemie hinterfragt. Das war ein Alarmsignal über das geringe öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft. Aber wie fundiert sind diese Narrative, die sich immer weiter verbreiten? Gibt es Nachweise für das erodierende Vertrauen in die Wissenschaft?
Welche Vertrauenskrise?
Laut einer Umfrage, die im Zeitraum 2022-2023 zum Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Rolle in der Gesellschaft durchgeführt wurde, sind diese Bedenken übertrieben. Das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft ist weltweit weiterhin stark. Die Studie unter Leitung der Universität Zürich (UZH) und der ETH Zürich ist die größte ihrer Art seit der COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Human Behaviour“ veröffentlicht. Die Umfrage mit fast 72 000 Teilnehmenden aus 68 Ländern ergab, dass die meisten in die Wissenschaft vertrauen. „Die meisten Menschen in den meisten Ländern scheinen ein relativ hohes Maß an Vertrauen in die Wissenschaft zu haben und zu wollen, dass sie eine aktive Rolle in der Gesellschaft und Politik einnimmt“, kommentierte die Hauptforscherin Viktoria Cologna von der ETH Zürich in einer Pressemitteilung. Das Team aus 241 Forschenden erfasste die Meinung zur wahrgenommenen Kompetenz, des Wohlwollens, der Integrität und der Offenheit von Forschenden. Die Mehrheit der Befragten hält Forschende für qualifiziert (78 %), ehrlich (57 %) und um das Wohl der Gesellschaft besorgt (56 %). 83 % der Befragten wünschen sich zudem, dass Forschende mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren sollten. Nur 23 % heißen es nicht gut, wenn sich Forschende aktiv für bestimmte politische Maßnahmen einsetzen. Etwas mehr als die Hälfte (52 %) sind der Meinung, dass die Wissenschaft eine größere Rolle in politischen Entscheidungsprozessen spielen sollte.
Globales Lob
Das öffentliche Vertrauen fiel in Ägypten am höchsten und in Albanien am geringsten aus. In der EU ist das Vertrauen in Spanien (7.) am höchsten, gefolgt von Irland (14.), Schweden (20.), Dänemark (22.) und Finnland (28.). Das Schlusslicht bildet die Slowakei (60.) hinter Italien (57.) und Griechenland (56.). In keinem der Länder wurde geringes Vertrauen in die Wissenschaft erfasst. Das Vertrauen war bei Frauen, älteren Menschen und Personen in Stadtgebieten sowie Menschen mit hohem Einkommen, Religiosität, formaler Bildung und liberaler, linksgerichteter politischer Orientierung geringfügig höher. In den Ergebnissen wurden Bereiche mit Verbesserungsbedarf genannt. Nur knapp die Hälfte der Befragten (42 %) glauben, dass Forschende offen für andere Meinung sind und diesen Beachtung schenken. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass viele Menschen in vielen Ländern das Gefühl haben, die Prioritäten der Wissenschaft stehen nicht im Einklang mit ihren eigenen Prioritäten“, erklärte der Mitautor Niels G. Mede von der UZH. „Wir empfehlen Forschenden, diese Ergebnisse ernst zu nehmen und Möglichkeiten zu finden, empfänglicher für Rückmeldungen und offen für den Dialog mit der Öffentlichkeit zu sein.“ „Das Vertrauen in die Wissenschaft ist weiterhin allgemein hoch, aber selbst ein geringer Verlust bei einer Minderheit könnte sich darauf auswirken, wie wissenschaftliche Erkenntnisse in der Politik verarbeitet werden“, ergänzt die Mitautorin Eleonora Alabrese, eine Wirtschaftswissenschaftlerin von der Universität Bath im Vereinigten Königreich, in einer Pressemitteilung. „Diese Erkenntnisse sind wichtig für die Wissenschaft und Politik, um das öffentliche Vertrauen in die Wissenschaft weiterhin zu wahren.“
Schlüsselbegriffe
Wissenschaft, Forschende, Vertrauen, Öffentlichkeit, Zutrauen, öffentliches Vertrauen, Politik