Studentenbewegungen zur Beseitigung sexueller Gewalt an Universitäten
Die geschlechtsspezifische Gewalt in der Wissenschaft bleibt oft im Verborgenen, sodass Überlebende schweigen und sich der Kreislauf der Ungerechtigkeit fortsetzt. Unterstützt über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen sollte das Blatt im Projekt UniswithHeart gewendet werden. Über die Initiative werden Überlebende in Kontakt gebracht, systembedingte Barrieren hinterfragt und Nulltoleranz gefördert, um weltweit ein sichereres, integrativeres akademisches Umfeld zu schaffen. Konkret hat das Projektteam untersucht, wie mit diesen Bewegungen Kontexte der Nulltoleranz gefördert, Opfer zu Aussagen ermutigt und ein akademisches Umfeld ohne geschlechtsspezifische Gewalt geschaffen wird. Gleichzeitig werden Überlebende unterstützt.
Empowerment von Überlebenden
Der Aufbau von Unterstützungsnetzen war entscheidend für die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt in der Hochschulbildung. Erwähnenswert ist das European Student Networks of Support (SNS), ein Ergebnis des Projekts UniswithHeart, das seinen Ursprung in einer Meldung sexueller Belästigung an einer Universität in Spanien hat. „Überlebende müssen meist einem bestimmten Weg folgen, um einen Fall zu melden. Der bürokratische Prozess ist nicht einfach durchzuführen und voller Befragungen und Zweifel“, berichtet Gema Tomás, UniswithHeart-Beraterin an der Universität Deusto in Spanien. „Unsere Erfahrung hat die grausame Realität gezeigt: An Universitäten ist die Meldung von Belästigung schlimmer als die Erfahrung selbst“, sagt Ana Vidu, die Projektstipendiatin an der Universität Ramon Llull in Barcelona. Sie fährt fort: „Das SNS wurde zu einem Kanal, eine Veränderung herbeizuführen.“
Zusammenarbeit mit höheren Instanzen
Über UniswithHeart werden Schulungen, Beratung und Unterstützung für Universitäten und die Politik geboten. Das Interesse an der Bekämpfung und Verhinderung von sexueller Belästigung wächst. Über 29 Konferenzen, 17 eingeladenen Vorträgen, 15 Schulungsseminaren, 11 Medien- und Videobeiträgen, 13 Veröffentlichungen und drei Podcasts wurden über das Projekt im Rahmen von Kooperationen in Spanien, Argentinien, Australien, Kenia und den Vereinigten Staaten schon viele Universitäten, politisch Verantwortliche und die Gesellschaft als Ganze auf vier Kontinenten erreicht. Der NASEM 2023 Public Summit in Washington DC ist durchaus erwähnenswert. Dort wurden die Ergebnisse von UniswithHeart vorgestellt und der transnationale Fokus auf bewährten Praktiken hervorgehoben, die in Europa und umgekehrt umgesetzt werden können. „Durch die Mediendarstellungen im Sinne der Überlebenden stehen Universitäten auch unter dem Druck, Maßnahmen für besonders schutzbedürftige Personen zu ergreifen. Daher sind Opfer weniger zögerlich, sich zu äußern, denn sie wissen um die Unterstützung“, betont Tomás.
Herausragende Errungenschaften
Der Beitrag von UniswithHeart kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zu den fassbaren Ergebnissen der 3-jährigen Forschung gehört auch das geschärfte Verständnis in Universitätsverwaltungen für die schwerwiegenden Folgen für Überlebende, wenn die Einrichtungen nicht handeln und zu Vergeltungsmaßnahmen, „Pass the Harasser“ und „Institutional Courage“ verleiten. Das Projekt hat nicht nur zu weniger Belästigungsfällen und mehr Bewusstsein für die Verbreitung sexueller Belästigung an europäischen Universitäten beigetragen. Auch die Forschung zum Thema an Universitäten wurde ausgebaut und die Beteiligung von gleichgestellten Beratenden und Schulungen zu sexueller Belästigung und Einverständnis bei spanischen Hochschulprogrammen angeregt. Dazu kommen rechtliche Fortschritte und Maßnahmen zur Meldung von Missständen. Die Notwendigkeit, informelle Mechanismen wie das SNS anzuerkennen und zu institutionalisieren, ist jedoch eine der bedeutendsten Errungenschaften aus dem Projekt. Der Erfolg der untersuchten Unterstützungszentren (CARE Centers) zeigt, dass formale und informelle Mechanismen mit dem gemeinsamen Ziel in Einklang gebracht werden müssen, Belästigung in der Hochschulbildung zu verhindern und auf sie zu reagieren. Mit Blick auf die Zukunft sind sich Vidu und Tomás einig, dass der merkliche und neue Wandel die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Beschwerde gegen eine Universität eingereicht wird, die die Maßnahmen nicht umsetzt, anstatt sich über den Täter selbst zu beschweren. Das UniswithHeart-Team hat zu diesem Ansatz beigetragen und das wird sich bald an spanischen Universitäten zeigen, auf dem Weg zu einer humaneren Hochschulbildung, zu „Universitäten mit Herz“.
Schlüsselbegriffe
UniswithHeart, Überlebende, Universitäten, sexuelle Belästigung, Opfer, soziale Bewegungen, Nulltoleranz, geschlechtsspezifische Gewalt