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Human-Environment interactions in and around Venice Lagoon: micro-ecologies and geoarchaeological narratives from Roman Period to Middle Ages

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Venedigs Vergangenheit als Grundlage für Zukunftsstrategien

Die Stadt Venedig und ihre Lagune: Das sind nicht nur schöne Kanäle und historische Architektur. Das Gebiet gibt gleichermaßen Zeugnis darüber, wie der Mensch die Umwelt im Verlauf der Jahrtausende geformt hat.

Die Einfriedung von Salzwiesen, die Erweiterung von Landflächen mithilfe von Sedimenten und der Einsatz von Holzkonstruktionen sind einige der technischen Meisterleistungen, dank derer verstreute Siedlungen in das Handelszentrum des Mittelmeers verwandelt wurden. „Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christus siedelten Menschen auf den trockenen, überflutungssicheren Inseln der nördlichen Lagune“, sagt Daniela Cottica, Professorin für Klassische Archäologie an der Universität Venedig und Forschungsleiterin des Projekts WaterScapes. Alexandra Bivolaru ist Geoarchäologin und war Forschungsstipendiatin des Projekts WaterScapes, das im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt wurde. Sie unterstreicht die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart: „Dieses Zusammenspiels zwischen menschlicher Aktivität und der Lagunenumwelt zu verstehen, bringt Licht in die Mechanismen, die diesen Raum in die einzigartige, vom Menschen geprägte Wasserlandschaft verwandelt haben, die wir heute sehen. Wenn wir wissen, wie frühere Gemeinschaften mit der sich verändernden Küstenumwelt gelebt haben, können wir Lösungen für die Herausforderungen finden, mit denen wir es heute zu tun bekommen.“

Mit einer Kombination aus Biogeowissenschaft, Archäologie und Geschichte die Dynamik der Lagune erforschen

Das Team von WaterScapes stützte sich bei seiner Arbeit auf archäologische Ausgrabungen, geophysikalische Untersuchungen und Kernbohrungen, dank derer ein breites Spektrum an Daten aus der Vergangenheit der Lagune gesammelt wurden. Im Labor bestand die meiste Arbeit in biologisch-sedimentologischen und geochemischen Analysen, wie Bivolaru erklärt. Die biologisch-sedimentologische Analyse ist die Untersuchung von Sedimenten in Verbindung mit den darin enthaltenen biologischen Überresten von Muscheln, Kleinstlebewesen oder Pflanzenfragmenten. „Diese Überreste wirken als Anhaltspunkte, die uns helfen, die Umweltbedingungen der Vergangenheit zu verstehen. Bestimmte Arten von Muscheln oder Mikroorganismen können uns beispielsweise Aufschluss über den Salzgehalt des Wassers geben, ob es sich um Süß-, Brack- oder Meerwasser handelte, und über die Tiefe der Lagune zu verschiedenen Zeitpunkten“, erklärt Bivolaru. Im Rahmen des Projekts wurden statistische Instrumente eingesetzt, um mehrere Umwelt- und archäologische Indikatoren oder „Proxies“ zu berücksichtigen. Das Team analysierte diese Proxies sowohl qualitativ, wobei Muster beschrieben wurden, als auch quantitativ, wobei Veränderungen gemessen wurden, um das Ausmaß der menschlichen Eingriffe zu ermitteln. „Wir können zwischen menschlichen Interaktionen im Zusammenhang mit Landnutzung und Bebauung und natürlichen Dynamiken wie Überschwemmungen und Sedimentation unterscheiden. Das bedeutet dann, dass wir die Auswirkungen auf die Landschaft und die Ökosysteme im Verlauf der Zeit abschätzen können“, erläutert Bivolaru. Im Rahmen des Projekts wurde auch die geochemische Zusammensetzung der Sedimente aus den Bohrkernen untersucht, um festzustellen, ob durch sie die frühesten Spuren menschlicher Besiedlung erkannt und langfristige Umweltauswirkungen wie etwa die durch die Aktivitäten der Menschen verursachte Umweltverschmutzung, aufgedeckt werden können.

Venedigs Entwicklung in der Vergangenheit als Basis von Zukunftsstrategien

Cottica merkt an, dass das Projektteam durch die Integration der geoarchäologischen Chronologie und der Analyse der Paläo-Umweltverschmutzung eine detaillierte Zeitlinie der menschlichen Besiedlung rekonstruieren konnte, welche die frühe Geschichte der Region in einem neuen Licht erscheinen lässt. Es wurden auch die Auswirkungen der gegenwärtigen menschlichen Aktivitäten entdeckt: „Was die Umweltbelastung betrifft, so wurde in unseren Sedimentkernen aus der Lagune in einer Tiefe von bis zu drei Metern unter der Oberfläche Mikroplastik nachgewiesen. Diese alarmierende Entdeckung zeigt das weitreichende Ausmaß der modernen Umweltverschmutzung und ihre Eigenschaft, selbst alte Sedimentschichten zu durchdringen“, fügt Bivolaru hinzu. Das WaterScapes-Team hat nachgewiesen, dass die Ausdehnung der Besiedlung die Ökologie und Geomorphologie der Lagune stark beeinträchtigt hat. Diese Erkenntnisse beweisen, wie wichtig es ist, bei der Planung moderner Maßnahmen die kumulativen, langfristigen Auswirkungen menschlichen Handelns zu berücksichtigen. „Dieser diachrone, geoarchäologische Ansatz könnte eine nachhaltige Alternative zu harten technischen Maßnahmen darstellen, die sowohl Natur- als auch Kulturgüter schützt, indem mit der natürlichen Hydrologie der Lagune anstatt gegen sie gearbeitet wird“, sagt Bivolaru. Beide Forscherinnen sind der Meinung, dass die Erkenntnisse aus der historischen Interaktion mit dem Lagunensystem dazu beitragen können, heute nachhaltige Strategien für den Umgang mit dem steigenden Meeresspiegel zu entwickeln und die empfindlichen Ökosysteme zu erhalten.

Schlüsselbegriffe

WaterScapes, Biogeowissenschaft, Archäologie, Lagune, Venedig, Zukunftsstrategien, Küstenumgebungen, archäologische Ausgrabungen, geophysikalische Untersuchungen, Kernbohrungen, Auswirkungen auf die Umwelt, geoarchäologische Chronologie, Paläo-Umweltbelastung

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