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Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese Krankheit bekommen?

Das Leitdokument des Projekts INTERVENE beschreibt eine neue Rahmenmethode für die Abschätzung des lebenslangen Krankheitsrisikos einer Person anhand von Faktoren wie Alter, Geschlecht und Land.

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Forschungsarbeiten, die zum Teil durch das EU-finanzierte Projekt INTERVENE unterstützt wurden, führten zu einer neuen Rahmenmethode für die Abschätzung des Risikos, dass eine Person im Laufe ihres Lebens eine Krankheit entwickelt. Die Bewertung basiert auf polygenen Scores. Dieser Rahmen berücksichtigt alters-, geschlechts- und länderspezifische Unterschiede in seinen Risikoschätzungen für schwerwiegende Krankheiten und könnte der Gesundheitspolitik helfen, bessere Screening-Instrumente für die frühzeitige Prävention von häufig auftretenden Krankheiten zu entwickeln. Polygene Scores werden aus der Gesamtzahl der genomischen Varianten eines Individuums errechnet, um die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer bestimmten Krankheit zu ermitteln. Diese Werte ermöglichen daher eine bessere Vorhersage des genetischen Risikos für komplexe Krankheiten im Laufe eines Menschenlebens. Um jedoch zu Schätzungen zu gelangen, die als Entscheidungshilfe im Bereich der klinischen Praxis und der öffentlichen Gesundheit dienen können, müssen auch die unterschiedlichen Auswirkungen allgemeiner Risikofaktoren wie Alter und Geschlecht einbezogen werden. Vor diesem Hintergrund entwickelte das Forschungsteam einen neuen Rahmen, der länder-, alters- und geschlechtsspezifische Bewertungen der kumulativen Inzidenz für 18 schwerwiegende Krankheiten ermöglicht. Zur Veranschaulichung ihrer Methode kombinierten die Forschenden die Krankheitsinzidenzen aus dem Projekt „Global Burden of Disease“ mit den assoziierten polygenen Scores von etwa 1,2 Millionen Personen aus sieben Studien in vier Ländern. Diese Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht. Den Ergebnissen zufolge sind polygene Scores geschlechtsspezifisch signifikant im Hinblick auf Asthma, Hüftgelenksarthrose, Gicht, koronare Herzkrankheit und Typ-2-Diabetes, wobei alle – abgesehen von Typ-2-Diabetes – sich bei Männern stärker auswirken als bei Frauen. Für 13 der 18 untersuchten Krankheiten wurde außerdem festgestellt, dass polygene Scores bei jüngeren Personen eine größere Wirkung zeigen, wobei sich diese mit zunehmendem Alter linear verringert.

Ein nützliches Screening-Instrument

Die Ergebnisse lassen erkennen, auf welche Weise die auf polygenen Scores beruhende Stratifizierung risikobasierte Screening-Praktiken beeinflussen kann. Bei Typ-2-Diabetes erreichten die Männer und Frauen in den obersten 1 % des polygenen Risikos die Risikogrenze im Durchschnittsalter von 24,8 bzw. 22,3 Jahren. Die Personen aus dem untersten 1 % hingegen erreichten die Risikoschwelle nicht einmal mit 80 Jahren. Für Brustkrebs berichtet die Studie, dass im Vergleich zu den Personen in den unteren 20 % des polygenen Risikos diejenigen in den obersten 5 % die Risikogrenze im Durchschnitt 16,3 Jahre früher erreichen. Dies deutet darauf hin, dass polygene Scores für viele Krankheiten ein äußerst nützliches Screening-Instrument darstellen könnten. Prof. Samuli Ripatti, Mitautor der Studie und Koordinator des Projekts INTERVENE (Internationales Konsortium für integrative Genomvorhersage) an der Universität Helsinki, Finnland, erläutert: „Unsere Studie unterstreicht die Leistungsfähigkeit einer Zusammenführung von 1,2 Millionen Proben aus Biobanken in ganz Europa. So gelang es uns erstmals zu zeigen, dass sich polygene Risikoscores für viele Krankheiten bei jungen Menschen viel stärker auswirken als bei älteren, und dass manche auch für Männer und Frauen unterschiedlich ausfallen. Diese Beobachtungen könnten bei der Anwendung der Risikoscores in der klinischen Praxis von Relevanz sein.” Weitere Informationen: INTERVENE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

INTERVENE, polygenes Risiko, polygener Score, Krankheit, Screening, schwerwiegende Krankheit

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