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Psychologische Überraschungen bei Energieeffizienzentscheidungen

Das Team des EU-finanzierten Projekts EVIDENT hat die Schlüsselfaktoren der Entscheidungsfindung im Energieeffizienzbereich aufgedeckt, um den Einfluss von Finanz- und Umweltwissen besser zu verstehen.

Energie icon Energie

Auch wenn infolge vieler Energieeffizienzmaßnahmen wie etwa der Produktkennzeichnung bereits Erfolge zu verzeichnen waren, wird nicht jeder Mensch in gleichem Maße beeinflusst. Im Rahmen des Projekts EVIDENT wurden Forschungsmethoden eingesetzt, darunter sogenannte „Nudge“-Kampagnen, eine groß angelegte Umfrage und Spiele, um zu ermitteln, welche Anreize das Verhalten verschiedener Energieverbrauchsgruppen am wirksamsten verändern könnten. Das Team von EVIDENT untersuchte das Verbrauchsverhalten in fünf Anwendungsfällen. Drei davon wurden von der Demokrit-Universität Thrakien in Griechenland geleitet. In zwei von ihnen wurde in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Energiedienstleistungsunternehmen CheckWatt (Website auf Schwedisch) erkundet, ob der Stromverbrauch durch Anstöße („Nudges“) von Mitmenschen gesenkt werden kann. Im dritten Fall wurde untersucht, ob mit Big Data die Auswirkungen von Verhaltensänderungen auf den tatsächlichen Energieverbrauch messbar sein könnten. Innerhalb dieser Anwendungsfälle wurden die Auswirkungen nicht preislicher Interventionen (wie Feedback, Vergleiche und Tipps) auf den Energieverbrauch von 867 Teilnehmenden erforscht. „Der Verbrauch ging durch diese Interventionen im Durchschnitt um 10 % zurück, was mehr ist, als in ähnlichen Studien beobachtet wurde“, sagt Panagiotis Sarigiannidis, Professor an der Universität Westmakedonien in Griechenland und Koordinator des Projekts EVIDENT. „Da wir aber davon ausgehen, dass einige Leute ihren Gesamtverbrauch nach der Installation von Photovoltaikanlagen sogar noch erhöht haben, besteht Potenzial für weitere Senkungen.“ Das Trinity College Dublin in Irland führte die beiden letzten Anwendungsfälle an. In der ersten Fallstudie wurde anhand eines von mehr als 1 000 EU-Bürgerinnen und -Bürgern gespielten Spiels analysiert, wie Faktoren wie der persönliche Hintergrund sowie Umwelt- und Finanzwissen die Bereitschaft beeinflussen, für die Reparatur von Haushaltsgeräten zu zahlen. Die Ergebnisse zeigen, dass ältere Menschen und Studierende es vorziehen, defekte Geräte zu ersetzen, während sich Arbeitslose für Reparaturen entscheiden. „Überraschenderweise waren diejenigen, die Umweltbedenken äußerten, weniger bereit, für Reparaturen zu zahlen, was darauf hindeutet, dass eine umweltfreundliche Einstellung allein nicht ausreicht, um das Verhalten zu ändern“, merkt Sarigiannidis an. Im zweiten Anwendungsfall wurden über 2 000 Menschen in Europa befragt, um den Wissensstand in Umwelt-, Energie- und Finanzfragen zu messen und zu erkunden, wie sich dieser auf die Auswahl von Haushaltsgeräten auswirkt. Die Teilnehmenden wählten Geräte innerhalb verschiedener Szenarien und mithilfe von unterschiedlichen Arten und Niveaus von Informationen aus. „Wir haben eine Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln festgestellt“, so Sarigiannidis. „Umwelt- oder Finanzwissen reichte einfach nicht aus, um die Wahl vorherzusagen. Psychologische Faktoren, wie beispielsweise die Vorliebe für unmittelbare Belohnungen, üben einen starken Einfluss aus.“

Besser zugeschnittene und gezieltere Interventionen

Das EVIDENT-Team demonstriert, dass mit zunehmenden Daten über das Verbrauchsverhalten Energieeffizienzkampagnen besser auf bestimmte Gruppen ausgerichtet werden können, die etwa auf dem Alter, Einkommensniveau usw. beruhen. Im Zuge des Projekts wurde eine Reihe politischer Empfehlungen erarbeitet. In einer Empfehlung werden Regierungen und Finanzinstitute dazu aufgefordert, den Verbraucherinnen und Verbrauchern finanzielle Anreize für Investitionen in energieeffizientere Haushaltsgeräte anzubieten. Auch Zuschüsse, zinsverbilligte Darlehen und verlängerte Garantien könnten dazugehören. Zudem könnten den Verbrauchenden, insbesondere den Arbeitslosen und Geringverdienenden, Workshops zum Thema Finanzkompetenz und Ressourcen zur besseren Entscheidungsfindung zur Verfügung gestellt werden. „Wir stellen uns einen Tag vor, an dem das Verhalten betreffende Erkenntnisse mit Big Data und maschinellem Lernen kombiniert werden, um Modelle zu schaffen, mit denen Energieangebot und -nachfrage nachhaltiger zu steuern sind“, schließt Sarigiannidis.

Schlüsselbegriffe

EVIDENT, Verhaltensänderung, Energie, Strom, Energieverbrauch, Haushalt, Politik, Finanzen, Umwelt, Bildung, Verbraucherin, Verbraucher

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