Das Zuhause renovieren: zugänglich, erschwinglich und einfach für alle
Die gegenwärtige Sanierungsrate bei Gebäuden in der EU ist alarmierend langsam und liegt bei etwa 1 % jährlich. Bei diesem Tempo würde es ein Jahrhundert dauern, den gesamten Gebäudebestand zu renovieren. Die potenziellen Vorteile sind jedoch erheblich. Erfolgreiches Renovieren könnte EU-weit den Gesamtenergieverbrauch um 5 bis 6 % senken und die CO2-Emissionen um 5 % reduzieren. In Anbetracht dieser Vorteile ist ein neuer Renovierungsansatz erforderlich, ein Ansatz, der ein solides Geschäftsszenario darstellt, die Emissionsreduzierung erleichtert, die Risiken für die Eigentumsparteien und Gemeinden minimiert und mit dem Privatkapital wirksam eingesetzt wird. Das Team des EU-finanzierten Projekts FITHOME entwickelt eine Lösung dieser Art: Mithilfe der Integration eines einzigartigen lokalen Steuerinstruments mit einem digitalisierten Ende-zu-Ende-Ansatz wird erhebliches Kapital für die Sanierung freigesetzt. Im Mittelpunkt dieses transformativen Ansatzes steht die Eigentumspartei. „Wir haben eine innovative Lösung mit einer einzigen Anlaufstelle entwickelt, die es Eigentumsparteien ermöglicht, ihre Wohnungen bzw. Häuser ohne eigene finanzielle Investitionen zu renovieren“, erklärt Projektkoordinatorin Melissa Wolf-Baas. „Wir unterstützen außerdem die Gemeinden in ihrer Führungsrolle bei der Umstellung der Viertel von Gas auf grüne Energie. Unser kommunales Nachhaltigkeitskonzept (Gemeentelijke VerduurzamingsRegeling; GVR) ermöglicht es den Gemeinden, den Eigentumsparteien die Last der Renovierung vollständig abzunehmen. Im Rahmen dieses Ansatzes, der von De Woonpas umgesetzt wird, erhalten die Gemeinden die Kontrolle über die Energiewende in den Wohnvierteln, ohne dass dies erhebliche Auswirkungen auf ihre Abläufe hat oder hohe Investitionen erfordert.“
Der Renovierungsprozess
Der Prozess beginnt mit einer Inspektion des Zuhauses der teilnehmenden Person, um mögliche Sanierungsmaßnahmen zu ermitteln. Nach der Inspektion erhält die Eigentumspartei einen detaillierten Vorschlag, in dem die möglichen Energieeinsparungen und die empfohlenen Renovierungsmaßnahmen aufgeführt sind. Wichtig ist, dass die Eigentumspartei keinerlei finanzielle Investitionen tätigen muss. „Als Gegenleistung für die Renovierung des Hauses zahlt die Eigentumspartei eine Gemeindesteuer, solange er oder sie das Haus besitzt, höchstens jedoch 30 Jahre lang. In den meisten Fällen überwiegen jedoch die Einsparungen bei den Energierechnungen die Gemeindesteuerzahlungen. Im Lauf der Zeit steigen die Einsparungen, während die Steuer gleich bleibt, solange die Regelung für die Immobilie gilt“, erläutert Wolf-Baas. Ein einzigartiger Aspekt des GVR besteht in seiner Einfachheit und der vollständigen Zugänglichkeit für Eigentumsparteien. Für die Teilnahme ist keine Bonitätsprüfung erforderlich, und wenn die Eigentumspartei das Haus vor Ablauf der Zahlungsfrist verkauft, wird die Gemeindesteuer auf die neue Eigentumspartei übertragen.
Eine vielversprechende Zukunft
„Da es sich beim GVR um ein bahnbrechendes Konzept handelt, zu dem es keine Parallelen gibt, mussten wir verschiedene Komponenten entwickeln, um die Funktionalität zu gewährleisten“, erklärt Wolf-Baas. Die Projektkoordinatorin hebt hervor, dass eine Schlüsselkomponente des GVR ein Berechnungsinstrument ist, das den Wärmeleistungsbedarf vor und nach der Sanierung schätzt. Diese Daten helfen bei der Vorhersage potenzieller Einsparungen und ermöglichen in Verbindung mit den Steuerbeträgen eine Einschätzung, ob ein positives Geschäftsszenario für die Eigentumspartei vorliegt. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende 2024 in zwölf niederländischen Gemeinden voll einsatzfähig sein werden, sodass das GVR allen privaten Eigentumsparteien in diesen Gebieten zur Verfügung stehen wird“, erklärt Wolf-Baas. „Bislang haben wir rund 100 Häuser und Wohnungen in verschiedenen Gemeinden mit Erfolg renoviert, wobei eine hohe Zufriedenheitsquote von 9,1 von 10 Punkten bei unseren überzeugten Eigentumsparteien zu verzeichnen war.“ „Wir sind dabei, unseren Horizont zu erweitern und entwickeln gegenwärtig mit Unterstützung der Europäischen Kommission eine Version des GVR für Wohnungsunternehmen. Dank dieser Erweiterung können dann auch Mietparteien von den Vorteilen der Renovierung mit GVR profitieren“, so Wolf-Baas abschließend.
Schlüsselbegriffe
FITHOME, Renovierung, Sanierung, Hauseigentumsparteien, Gemeinden, GVR, Energiewende