Bewältigung der Herausforderungen für die psychische Gesundheit in der Landwirtschaft
Im EU-finanzierten Projekt SafeHabitus wurde kürzlich ein Politikseminar im Europäischen Parlament zum Thema Herausforderungen für die psychische Gesundheit in der Landwirtschaft veranstaltet. Die Veranstaltung, die unter der Leitung der irischen Behörde für die Entwicklung der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie, Teagasc, stand, bot wertvolle Einblicke in das psychische Wohlbefinden von Menschen in der Landwirtschaft und der Landarbeit in der gesamten EU. Das Seminar fand am 25. Januar 2024 statt und brachte Landwirtinnen und Landwirte, Organisationen für psychische Gesundheit im ländlichen Raum, Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft und politische Entscheidungstragende zusammen, die sich gemeinsam mit den drängenden Fragen der psychischen Gesundheit in der Landwirtschaft befassten. Laut einer Pressemitteilung auf der Teagasc-Website war das Ziel des Seminars, „die Herausforderungen für die Landwirtinnen und Landwirte aufzuzeigen, mögliche Lösungen zu untersuchen und politische Maßnahmen zu identifizieren, die die Umsetzung dieser Lösungen unterstützen können“. Die Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer Reihe von Politikseminaren von SafeHabitus, die die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch zwischen politischen Entscheidungstragenden, Interessengruppen und Menschen aus der Praxis sowie aus der Forschung fördern sollen.
Die Herausforderungen
Die Landwirtschaft ist eines der gefährlichsten Berufsfelder in Europa. Die Zahl der Todesopfer in der Landwirtschaft ist um 233 % und die Zahl der Unfälle um 18 % höher als in anderen Branchen. Darüber hinaus wird selbst bei diesen alarmierenden Zahlen davon ausgegangen, dass das Ausmaß des Problems unterschätzt wird, da viele Todesfälle, Verletzungen und Fälle von schlechtem Gesundheitszustand am Arbeitsplatz in der Landwirtschaft nicht gemeldet und nicht untersucht werden. Die EU erkennt diese Herausforderungen in ihrer Mitteilung zur psychischen Gesundheit an: „Menschen, die in ländlichen oder abgelegenen Gebieten leben, wie beispielsweise Landwirtinnen und Landwirte, haben besondere Herausforderungen für die psychische Gesundheit, die mit dem Risiko, abgehängt zu werden, und dem fehlenden Zugang zu Angeboten im Bereich der psychischen Gesundheit zusammenhängen. In einigen Mitgliedstaaten liegt die Selbstmordrate bei Landwirtinnen und Landwirten 20 % über dem nationalen Durchschnitt, weswegen diese Berufsgruppe Unterstützung erhalten wird, um ihre Resilienz zu erhöhen.“
Stressfaktoren und Lösungen
Das Seminar bot den Vortragenden eine Plattform, um die wichtigsten Stressfaktoren zu erörtern, die die Fähigkeit der Landwirtinnen und Landwirte beeinträchtigen, den täglichen Druck in der Landwirtschaft zu bewältigen. Dazu gehörten die Unsicherheit im Zusammenhang mit schwankenden Marktpreisen, die Komplexität der Betriebsnachfolge und die Belastung durch die Einhaltung von Vorschriften. Als weitere Stressfaktoren nannten die Vortragenden politische Entwicklungen auf EU-Ebene, ein Gefühl der Einsamkeit, zunehmende Isolation und fehlende Unterstützung sowie Sorgen im Zusammenhang mit dem Klimawandel und extremen Wetterereignissen. Die Vortragenden beleuchteten auch, wie sich diese Stressfaktoren auf das Wohlbefinden der Landwirtinnen und Landwirte und die künftige Nachhaltigkeit der Landwirtschaft auswirken, und betonten die Notwendigkeit innovativer und nachhaltiger Lösungen. Es wurden verschiedene Ansätze zur Unterstützung von Landwirtinnen und Landwirten und ihren Familien vorgestellt, die von integrierten Systemen über nationale Sozialversicherungssysteme (Deutschland, Frankreich und Finnland) bis hin zu Basisinitiativen wie Farmers at the Crossroads (Flandern) und Make the Moove (Irland) reichen. In seinem Schlusswort sagte der Teagasc-Forscher David Meredith: „Das Engagement der politischen Entscheidungstragenden zeigt, dass sie sich der Herausforderungen, mit denen Landwirtinnen und Landwirte konfrontiert sind, sehr wohl bewusst sind und bereit sind, nach Wegen zu suchen, um Stressfaktoren zu lindern und Initiativen zu unterstützen, die den Landwirtinnen und Landwirten in Zeiten der Not helfen. Das Projekt SafeHabitus hat zum Ziel, den Dialog zu fördern, das Bewusstsein zu schärfen und aktiv zur Entwicklung praktischer Lösungen für die Herausforderungen für die psychische Gesundheit der Landwirtinnen und Landwirte in der EU beizutragen.“ SafeHabitus (STRENGENING FARM HEALTH AND SAFETY KNOWLEDGE AND INNOVATION SYSTEMS) endet im Dezember 2026. Weitere Informationen: SafeHabitus-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
SafeHabitus, psychische Gesundheit, Landwirtin, Landwirt, Landwirtschaft, landwirtschaftlicher Betrieb, Politikseminar