Das Rückgrat einer besser vernetzten und zugänglichen Meereslandschaft schaffen
Die Europäische Kommission hat auf dem One Ocean Summit im Februar 2022 in Frankreich Pläne für einen europäischen digitalen Zwilling des Ozeans, den European DTO, vorgestellt. Mit dieser Initiative soll unser Meereswissen überdacht werden, indem Rohdaten in nützliches Wissen umgewandelt wird, das von der Bevölkerung, Unternehmen, in der Wissenschaft, in der Politik und bei Entscheidungen verwendet werden kann. Im Mittelpunkt dieser Bemühungen stehen zwei EU-finanzierte Projekte: EDITO-Infra und EDITO-Model Lab. Beide Projekte sind für die weitere Entwicklung des European DTO von entscheidender Bedeutung, denn die Forschenden arbeiten an der grundlegenden Infrastruktur, auf der mehrere Anwendungen digitaler Zwillinge aus laufenden und kommenden Partnerschaftsprojekten bereitgestellt werden können. EDITO-Infra wird gemeinsam von Mercator Ocean International, einer vertrauenswürdigen Einrichtung des Copernicus-Dienstes zu den Meeren, und dem Flanders Marine Institute geleitet, dem Betreiber des zentralen Portals des europäischen Meeresbeobachtungs- und Datennetzwerks (EMODNET). Marina Tonani, Projektleiterin von EDITO bei Mercator Ocean International, erklärt: „Über EDITO-Infra wird die Kerninfrastruktur des European DTO eingerichtet, indem zentrale Dienstleistungen der bestehenden EU-Programme zur Meeresbeobachtung, Überwachung, Vorhersage und zu Meeresdaten ausgebaut, kombiniert und integriert werden.“ Zu diesen Programmen gehört der Copernicus-Dienst zu Meeren und EMODNET. So soll ein einziger digitaler Rahmen geschaffen werden, der die bestehenden Dienste ergänzt.
Eine einzige Infrastruktur für ein sicheres, gesundes und produktives Meer
Zu den Schlüsselkomponenten von EDITO-Infra gehören ein Data Lake, eine Verarbeitungsmaschine und eine virtuelle Simulationsumgebung. Im Data Lake werden öffentlich zugängliche Meeresdatensätze integriert und für den European DTO aufbereitet. Nach Fertigstellung erhält die Öffentlichkeit Zugang zu zahlreichen Datensätzen aus der Meeresbeobachtung (in situ und Fernerkundung) sowie modellbasierte Produkte. Auch neue Datenquellen werden bereitgestellt. Mit EDITO-Infra könnte eine beispiellose Kombination aus Meeresdaten, Rechenleistung und Cloud-nativen Werkzeugen entstehen, die das Rückgrat des European DTO als öffentliche, offene und inklusive Infrastruktur bildet. Das Projekt beinhaltet eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Datenwissenschaft, Meeresmodellierung und Softwareentwicklung dar, über die schneller neues Wissen generiert und die Innovation zur Analyse von Meeresdaten und die Ozeanmodellierung vorangebracht wird. Derzeit gibt es keine einzige europäische Infrastruktur mit diesen Funktionen. EDITO-Infra stellt einen Wandel in diesem Bereich dar und verspricht, ein zentraler Knotenpunkt zu werden, an dem mehrere Anwendungen für digitale Zwillinge aus lokalen, nationalen und europäischen Initiativen zusammenkommen, sodass der European DTO entsteht.
Herausforderungen bei der Verwaltung von Meeresdaten überwinden
Conor Delaney, der technische Koordinator am EMODNET-Sekretariat bei Seascape Belgien, berichtet: „EDITO-Infra verleiht Menschen mit Ideen, Wissen und Ehrgeiz die Möglichkeit, frei von den Einschränkungen minderwertiger Daten oder hoher Rechenkosten Lösungen für Meeresprobleme zu finden. Damit ist Innovation auf eine Weise möglich, die wir uns noch gar nicht vorstellen können.“ Das unmittelbare Ziel hinter dem European DTO besteht darin, Werkzeuge zur Entscheidungsfindung einzurichten, mit denen die politischen Ziele der EU-Mission „Wiederbelebung unserer Ozeane und Gewässer bis 2030“ schneller erreicht werden können. Doch die Vision für den European DTO reicht darüber hinaus: Ein offenes und inklusives Ökosystem, das auf die Bedürfnisse und Erwartungen verschiedener Interessengruppen ausgerichtet ist. Zu diesen Interessengruppen gehören nicht nur die Politik, sondern auch interdisziplinäre Forschung, die blaue Wirtschaft und KMU, Nichtregierungsorganisationen und sogar Bürgerinnen und Bürger aus Europa und darüber hinaus.
Schlüsselbegriffe
EDITO-Infra, Infrastruktur, European DTO, Meeresdaten, digitaler Zwilling, Mercator Ocean International, Flanders Marine Institute