Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Article Category

Article available in the following languages:

Europa, deine Luft ist giftig

Laut einer neuen Studie atmen schätzungsweise 98 % der europäischen Bevölkerung stark verschmutzte Luft.

In Zusammenarbeit zwischen „The Guardian“ und dem EU-finanzierten Projekt EXPANSE wurde kürzlich aufgedeckt, dass die Feinstaubwerte in den meisten Teilen Europas die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation überschreiten. „Wir wissen bereits seit geraumer Zeit, dass die Luftqualität nicht ausreichend ist“, erklärt Prof. Roel Vermeulen vom Projektkoordinator, der Universität Utrecht in den Niederlanden, der das EXPANSE-Forschungsteam leitete, das die Daten zusammenstellte. „Die bittere Wahrheit ist, dass die Luft in Europa nach den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nirgendwo den Standards entspricht“, kommentiert er in einer Pressemitteilung von EXPANSE. Die WHO empfiehlt, dass die durchschnittliche Jahreskonzentration von Feinstaub 5 Mikrogramm (μg) pro Kubikmeter nicht überschreiten sollte. Bei Feinstaubpartikeln handelt es sich um Partikel der Kategorie PM2,5, winzige Schwebestaubpartikel, die 20 bis 30 Mal feiner als ein menschliches Haar sind und bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen. Das Einatmen ungesunder Mengen dieser Partikel wird mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen, Asthma und niedriges Geburtsgewicht in Verbindung gebracht.

Eine Gesundheitskrise

Die mit der neuesten Methodik, einschließlich detaillierter Satellitenbilder und Messungen von über 1 400 Bodenmessstationen, erfassten Daten zeigen, dass nur 2 % der Menschen in Europa in Gebieten leben, in denen die PM2,5-Werte unter dem Grenzwert von 5 μg/m3 liegen. Es wird angenommen, dass die erhöhte Luftverschmutzung, der die übrigen 98 % ausgesetzt sind, auf dem gesamten Kontinent jährlich bis zu 400 000 Todesfälle verursacht. „Dies ist eine ernste Krise im Bereich der öffentlichen Gesundheit“, so Prof. Vermeulen in einem in „The Guardian“ veröffentlichten Artikel. „Wir sehen ganz klar, dass fast jeder Mensch in Europa ungesunde Luft einatmet.“ Das am stärksten betroffene Land in Europa ist Nordmazedonien, wo fast zwei Drittel der Menschen in Gebieten leben, die mehr als das Vierfache der WHO-Richtwerte für PM2,5 aufweisen. Darüber hinaus übersteigt die Luftverschmutzung in vier Gebieten des Landes – darunter auch in der Hauptstadt Skopje – den WHO-Grenzwert um fast das Sechsfache. Osteuropa ist wesentlich schlechter gestellt als Westeuropa. Die einzige Ausnahme ist Italien, wo mehr als ein Drittel der Menschen in der Po-Ebene und den umliegenden Gebieten im Norden des Landes einer Luftverunreinigung ausgesetzt sind, die viermal so hoch ist wie der WHO-Richtwert. „Dies ist vor allem auf eine veraltete Industrie zurückzuführen, wie z. B. die Verbrennung von Kohle in alten Kraftwerken“, erklärt Prof. Vermeulen. Obwohl Westeuropa besser dasteht als seine östlichen Nachbarn, ist auch hier das Bild düster. Drei Viertel der in Deutschland lebenden Menschen sind mehr als dem Doppelten des WHO-Wertes ausgesetzt. In Spanien trifft dies auf 49 % und in Frankreich auf 37 % der Bevölkerung zu. Im Vereinigten Königreich leben drei Viertel der Bevölkerung in Gebieten mit einer Partikelbelastung, die ein- bis zweimal so hoch ist wie der WHO-Richtwert. Im Gegensatz dazu gibt es in Schweden kein Gebiet, in dem die PM2,5-Werte mehr als das Doppelte des WHO-Wertes erreichen. Einige Gebiete in Nordschottland liegen sogar weit unter dem Grenzwert. „Dies sind die besten Daten, die derzeit verfügbar sind“, kommentiert der EXPANSE-Forscher (EXposome Powered tools for healthy living in urbAN SEttings). „Jetzt muss die Politik mutig und ehrgeizig sein und die dringend notwendigen Schritte zur Bewältigung dieser Krise unternehmen.“ Weitere Informationen: EXPANSE-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

EXPANSE, Luft, Verschmutzung, Feinstaub, Partikel, PM2,5, Gesundheit

Verwandte Artikel